Umwelt

Streit um Erdgasbohrung bei Molln

Im Vorfeld einer nicht öffentlichen mündlichen Verhandlung der Montanbehörde rund um die geplante Erdgas-Probebohrung in der Nähe das Nationalpark Kalkalpen sind die Projektbetreiber am Mittwoch in Molln (Bezirk Kirchdorf) auf Gegner des Projekts getroffen.

Die ADX VIE GmbH – eine Tochterfirma des australischen Explorationsunternehmens ADX Energy – hat von der Republik Österreich eine Aufsuchungslizenz für mehrere Gebiete erhalten. Diese erlaube nicht nur, sondern verpflichte sie zu Aufsuchungsarbeiten, betonte CEO Paul Fink und erläuterte erneut den Plan für eine Probebohrung bis in eine Tiefe von 1.900 Metern in der Nähe eines Naturschutzgebiets.

Bohrstelle bei Molln
ORF
Die geplante Bohrstelle in der Nähe des Nationalparks bei Molln

Wegen der geologischen Verhältnisse sieht er eine Erfolgschance von null bis 50 Prozent. Möglich wäre, dass ein etwa zehn Jahre lang nutzbares Erdgasfeld mit einer Größe von 20 Milliarden Kubikmetern erschlossen wird. Bei heutigen Gaspreisen hätte es einen Wert von bis zu 300 Mio. Euro. Österreich verbraucht pro Jahr rund 8,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas.

Kilometerlange Pipeline notwendig

Fink versprach die Einhaltung aller in Österreich geltenden Bestimmungen. Der Bohrplatz auf einem Grundstück der Bundesforste hätte eine geschotterte Fläche von 4.500 Quadratmetern. Bei einem Misserfolg würde alles rekultiviert. Bei einem Fund von förderbarem Gas werde der Bohrplatz für die spätere Förderung auf 2.000 Quadratmeter inklusive einem 150 Quadratmeter betonierten Anlagenfundament verkleinert – „etwa so groß wie der örtliche Nahversorger“.

Karte zeigt Molln
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Zudem müssten dann weitere Bohrungen gemacht und eine kilometerlange Pipeline zur Einspeisung ins oberösterreichische Gasnetz errichtet werden. Geliefert werden könnte je nach Verlauf der Behördenverfahren – unter anderem auch noch eines zum Thema Naturschutz – in etwa drei Jahren. Die Vermarktung des Gases werde über heimische Unternehmen erfolgen. Eine Verschiffung nach Australien wäre ökonomisch nicht sinnvoll.

Auch Gemeinde würde von Projekt profitieren

ADX argumentiert, dass Erdgas von der EU als sogenannte Brückentechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität eingestuft werde. Eine heimische Produktion sei eine Chance für eine sichere Versorgung und könnte die Abhängigkeit von ausländischem Gas reduzieren. Neben der Republik, die verschiedene spezifische Abgaben – beispielsweise „Förderzins“ – lukriert, würde auch die Gemeinde Molln von dem Projekt profitieren.

Gegner kündigen heftigen Widerstand an

Vehementer Widerspruch kam von den Gegnern des Projektes, die auch zur Pressekonferenz gekommen waren. Kritik kam unter anderem von einer Bürgerinitiative, weiters von der Klimaallianz Oberösterreich und dem Naturschutzbund. Am versöhnlichsten war noch die Überreichung eines am geplanten Bohrplatz gepflückten Blumenstraußes an Fink. Weniger freundlich war die Ankündigung „Sie werden einen Aktivismus sehen, wie sie ihn noch nie erlebt haben“ und die Drohung, als Mitverursacher der Klimakatastrophe gerichtlich angeklagt zu werden.

Die Projektvorstellung sei voller „Lügen“ gewesen und habe die negativen Folgen verschwiegen. Überall, wo Erdöl- und Gasfirmen ohne erfolgreichen Widerstand der Umweltschützer tätig seien, wären die Schäden enorm. Es gehe bei allen Energieunternehmen nur um Profitgier.

Gemeinde verhält sich neutral

Der Mollner Bürgermeister Andreas Rußmann (SPÖ) stellte in einem Brief an die Einwohner fest, die Gemeinde habe keine nennenswerte Möglichkeit, auf das Verfahren der Montanbehörde Einfluss zu nehmen. Die politischen Vertreter der Marktgemeinde würden weder für noch gegen das Projekt Stellung beziehen. Sollte es genehmigt werden, werde sie sich bemühen, dass auch ihr etwas von der daraus folgenden Wertschöpfung bleibe.