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APA/HARALD SCHNEIDER
APA/HARALD SCHNEIDER
Coronavirus

Letzter Schultag für 81.000 Schülerinnen und Schüler

Dass am Freitag die Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen in fünf Bezirken geschlossen werden, kam auch für die Bildungsdirektion überraschend. Die Zahl der Tests soll erhöht worden.

Die Entscheidung zu den Schulschließungen sei sehr überraschend gekommen, so Bildungsdirektor Alfred Klampfer. „Wir haben gestern innerhalb von ein paar Stunden Verordnungen geschrieben. Wir sind heute im Laufe des Tages dabei, dass wir Einzelheiten klären.“ Für Fragen, wird bei der Bildungsdirektion von Montag bis Freitag eine Hotline eingerichtet.

112.000 Kinder und Jugendliche betroffen

Betroffen sind in den fünf Bezirken 287 Schulen, 154 Krabbelstuben, 266 Kindergärten und 108 Horte. Das umfasst 112.000 Kinder und Jugendliche laut Land Oberösterreich, davon 81.000 Schülerinnen und Schüler. Wenn möglich sollten sie zuhause betreut werden, bitten Landeshauptmann-stellvertreterin Gesundheits- und Bildungsreferentin Christine Haberlander und Bildungsdirektor Klampfer.

Hotline in der Bildungsdirektion:
0732 / 7071 -4131 oder -4132
Montag bis Freitag, 7.30-17.00 Uhr

Zeugnisverteilung in Zeitfenstern

Am Donnerstagnachmittag stellte Haberlander in einer Aussendung klar, dass allen Schülerinnen und Schüler, die am Freitag, 10. Juli, zur Betreuung an der Schule sind, das Zeugnis dann übergeben werden soll. In allen anderen Fällen sei es möglich, schulautonom entsprechende Zeitfenster zu definieren, in denen die Zeugnisse sowie persönliche Gegenstände abgeholt werden können, so Haberlander.

Konferenzen sollen stattfinden

Es sei geplant, dass die Konferenzen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen an den Schulen oder – wenn die technische Infrastruktur das zulasse – online stattfinden. „Sonst wird wieder umgestellt auf das System Distance Learning plus Betreuung für die Kinder, die diese Betreuung notwendig haben“, so Klampfer.

Bisher seien die Erfahrungen mit Lehrerinnen und Lehrern, Direktorinnen und Direktoren sowie dem Personal in den Kindergärten sehr gut gewesen. Ihnen dankte Klampfer.

Unklarer Schulbeginn im Herbst

Angesprochen auf den Schulbeginn im Herbst sagte Klampfer im ORF OÖ-Interview: „Also, ich trau mich gar nichts zu prognostizieren. Das ist sehr schwierig, aber wir stellen uns darauf ein, dass wir mit Vollbetrieb hochfahren.“ Er rechne aber damit, dass es erst kurz vor Schulbeginn Informationen geben werde.

NEOS fordert Lehrerfortbildung im Sommer

NEOS fordert angesichts der neuerlichen Schulschließungen aufgrund des oberösterreichischen Corona-Clusters eine verpflichtende Lehrerfortbildung im Sommer und eine langfristige Strategie für Distance-Learning. Oberösterreich zeige deutlich: „Wir werden einen Weg finden müssen, mit Corona zu leben“, sagte Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger gegenüber der APA am Freitag.

Lehrergewerkschaft sieht mangelnde Planung

Der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) kritisiert die Planungen für das kommende Schuljahr unter den speziellen Bedingungen der CoV-Pandemie. Bildungsministerium und -direktionen müssten sich bereits auf Szenarien von Voll- über Schichtbetrieb bis zu Fernunterricht vorbereiten. „Das geschieht nach meiner Beobachtung zumindest im Moment noch nicht im ausreichenden Maß.“ Im Gespräch mit der APA fordert Kimberger Masterpläne dafür, wie die Schulen ab Herbst unmittelbar von den Gesundheitsbehörden unterstützt und Verdachtsfälle an den Schulen so rasch wie möglich getestet werden können. Die Schulschließungen in fünf Bezirken in Oberösterreich hätten erneut gezeigt, wie dringend eine professionelle Vorbereitung sei.

Kritik von Katholischem Familienverband

Wenn es eng werde, seien zuallererst die Familien gefordert, kritisiert der Katholische Familienverband. Andere Lösungen seien künftig gefragt. Etwa die Einführung einer befristeten vierwöchigen CoV-Betreuungskarenz. Dabei sollten Eltern mit Zustimmung des Arbeitgebers ihre Kinder bis zu vier Wochen im Jahr zu Hause betreuen und dafür analog zur Bildungs- oder Pflegekarenz ein Karenzgeld beziehen. Ähnliches fordern die ÖGB-Frauen, die sich für eine Ausweitung der Sonderbetreuungszeit für berufstätige Eltern aussprechen.

Mehr Tests in Schulen und Heimen

Die Zahl der CoV-Tests wird ausgeweitet, kündigte Haberlander an. Gebe es etwa einen positiven Fall in einer Schulklasse, sollen auch alle Mitschülerinnen und Mitschüler dieser Klasse getestet werden. Auch in den Alten- und Pflegeheimen werden erneut Tests durchgeführt, ebenso bei den Mitarbeitern der Mobilen Dienste. Auch das Rote Kreuz werde die Drive-In-Testkapazitäten verdoppeln.

„Im Bundesländervergleich liegen wir bei den Testungen im Mittelfeld, wollen aber besser werden“, betonte Haberlander. In den Labors würde jede Probe innerhalb von 24 Stunden ausgewertet. Am Mittwoch seien in Oberösterreich 1.400 Corona-Tests durchgeführt worden. SPÖ und NEOS kritisierten zuletzt die Teststrategie des Landes. Es werde zu wenig getestet, hatten sie kritisiert.

Weitere Maßnahmen nicht ausgeschlossen

Der Sonderbeauftragte im Gesundheitsministerium, Clemens Auer, schloss am Mittwoch gegenüber dem ORF weitere Maßnahmen nicht aus. Er sprach auch von der möglichen Schließung von Betrieben. Die Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ, Doris Hummer, kündigte andere Maßnahmen an, die für die Wirtschaft verträglicher seien.

Testungen bei Verdachtsfällen in Firmen

„Betriebsschließungen müssen das letzte Mittel sein, das wir einsetzen“, so Hummer. Man arbeite an einem Plan, um bei einem Verdachtsfall innerhalb eines Betriebes rasch Testungen durchführen zu können. Diese Tests sollen an den beiden folgenden Tagen wiederholt werden. „Dann hat man Sicherheit, wer ist positiv, wer ist negativ, wer wird aus dem Betrieb in Quarantäne geschickt, wer darf weiterarbeiten.“ Es müsse das Ziel sein, die Betriebe nicht wieder lahmzulegen, so Hummer.

Schließungen als Gefahr für die Existenz

Die Auswirkungen eines zweiten Lock-downs seien unterschiedlich, aber grundsätzlich könne man davon ausgehen, dass Schließungen gravierende Auswirkungen hätten – „bis zur Existenzgefährdung“. Das gelte es zu verhindern. Es werde alles getan, um Ansteckungen zu verhindern. „Aber es ist jetzt Urlaubszeit, die Leute sind unterwegs, das heißt, die Gefahr, dass das Virus ins Unternehmen getragen wird, ist da. Und dementsprechend braucht es eben für den Fall der Fälle ein schnelles Testen, ein Durchtesten der Mannschaft“, so Hummer.

Haimbuchner fordert mehr „Führungsstärke“

Ähnlich sieht das Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner. Für ihn stehe fest, ein neuerlicher Lock-down würde die komplette österreichische Volkswirtschaft auf’s Spiel setzen und somit letztlich das Wohlergehen und die Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher noch viel nachhaltiger schädigen als jedes Virus, so Haimbuchner, der auch mehr „Führungsstärke“ von der Bundesregierung fordert.

236 Personen erkrankt

1.383 Personen waren laut Krisenstab des Landes Oberösterreich am Donnerstag (12.00 Uhr) in Quarantäne, 236 an Covid-19 erkrankt.

Erkrankte in Bezirken (Land OÖ, 5. Juli, 12.00 Uhr)

Linz-Stadt 108
Steyr-Stadt 1
Wels-Stadt 26
Braunau am Inn 10
Eferding 8
Freistadt 5
Gmunden 3
Grieskirchen 9
Kirchdorf 10
Linz-Land 122
Perg 23
Ried 15
Rohrbach 1
Schärding 4
Steyr-Land 1
Urfahr-Umgebung 22
Vöcklabruck 1
Wels-Land 24

Zu dem Cluster rund um eine Bekenntnisgemeinschaft in Linz werden inzwischen 99 Personen gezählt.