Schulschließungen in fünf Bezirken

Der Krisenstab des Landes meldete am Nachmittag in acht Schulen zehn infizierte Schüler, eine Lehrkraft und eine Hortbetreuerin. Bis auf die Volksschule Pregarten (Bezirk Freistadt) befinden sich die Standorte in jenen Bezirken, in denen das Land ab Freitag wieder alle Schulen schließt. Bisher sind in Summe 17 Schulen betroffen.

Seit Dienstag melden auch die Kindergärten wieder Neuinfektionen. Zu den fünf Kindern aus fünf Einrichtungen kamen am Mittwoch noch zwei weitere, eines aus einem Kindergarten in Pregarten und eines aus einem Kindergarten in Ebelsberg hinzu.

Stelzer: „Drastischer Schritt“

Gemeinsam habe man es geschafft, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Man habe aber auch immer gesagt, dass das Virus nicht weg sei, so Landeshautpmann Thomas Stelzer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz mit Gesundheitsreferentin Christine Haberlander. Leider sei derzeit eine Phase mit vielen Erkrankten eingetreten. Daher habe sich das Land in Absprache mit dem Gesundheitsministerium am Mittwoch zu der „drastischen Maßnahme“ der neuerlichen Schließungen von Schulen und Kinderbeteruungseinrichtungen entschieden. „Ein massiver, aber sinnvoller Schritt“, so Stelzer.

Land empfiehlt Absage von Veranstaltungen

Nachdem die Infektionszahlen in Oberösterreich seit Tagen wieder deutlich zunehmen – Mittwochmittag gab es 195 aktuell Erkrankte – reagierte das Land und sperrt Schulen sowie Kindergärten und Betreuungseinrichtungen in fünf Bezirken (Linz, Linz-Land, Wels, Wels-Land, Urfahr-Umgebung) ab Freitag für eine Woche. Außerdem erging die dringende Empfehlung, in jenen Bezirken Veranstaltungen abzusagen. Diese Empfehlung wiederholte Stelzer auch am Abend in der Sendung Oberösterreich heute. Sie gelte für dieselben Bezirke wie die Schulschließungen.

„Anstieg auf Linzer Cluster zurückzuführen“

Man gehe davon aus, dass der Anstieg auf einen Cluster einer Bekenntnisgemeinschaft in Linz zurückzuführen ist. Daher müsse dieser Cluster beschränkt werden. Alle Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen in Linz, Linz-Land, Urfahr-Umgebung, Wels und Wels-Land werden ab Freitag eine Woche lang geschlossen. Betreuungsmöglichkeiten soll es aber nach wie vor geben, sagte Stelzer.

Zudem wurde die Bevölkerung zu mehr Eigenverantwortung aufgerufen, da in den öffentlichen Verkehrsmitteln das Tragen von Mund-Nasen-Schutz teilweise nicht eingehalten werde. Die Linz Linien verstärken daher die Hinweise in Fahrzeugen und an Haltestellen durch mehr Servicepersonal. Der städtische Ordnungsdienst wird zusätzlich die Einhaltung der Maskenpflicht kontrollieren.

Schließungen von Krabbelstuben bis Oberstufen

Es ist quasi ein zweiter, kleinerer „Lock-down“: Alle Einrichtungen, von der Krabbelstube über Volksschulen, Neue Mittelschulen, AHS, BHS bis Berufsschulen, sind ab Freitag geschlossen. Schon am Freitag findet kein Unterricht mehr statt. Allerdings wurde vom Land und der Bildungsdirektion versichert, dass für Kinder, die zu Hause nicht betreut werden können, in den Schulen Betreuung angeboten wird – genauso wie vor der Wiederöffnung der Schulen. Die Eltern müssen sich aber mit der Schule in Verbindung setzen. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) appellierte am Nachmittag an die Eltern, die Kinder zuhause zu lassen, falls dies möglich ist, ansonsten gebe es aber natürlich Kinderbetreuung

Offene Fragen zur Zeugnisverteilung

Die Entscheidung zum erneuten Herunterfahren des Schulsystems wurde sehr kurzfristig getroffen, auch die Bildungsdirektion erfuhr erst am Vormittag davon und konnte die Schulen deshalb nicht vorab informieren. Man sei dabei, die Informationen zu bündeln und an die Schulen weiterzuleiten, so die Pressesprecherin der Bildungsdirektion. Noch nicht endgültig gelöst sei auch die Frage, wie die Zeugnisse an die Kinder verteilt werden. Man arbeite an einer Lösung, so die Auskunft der Bildungsdirektion. In den Bezirken außerhalb des Zentralraumes ändert sich in der letzten Schulwoche aber nichts mehr – hier gehen die Kinder noch bis nächsten Freitag in die Schule. Wie dort die Zeugnisse verteilt werden, ist aber auch noch nicht restlos geklärt.

SPÖ fordert Offenheit und Sonderurlaub für Eltern

SPÖ-Klubvorsitzender Christian Makor sagt, angesichts der steigenden Zahlen sei es gerechtfertigt, Maßnahmen zu ergreifen. Er appelliere aber an die Verantwortlichen in Bund und Land, der Bevölkerung von Beginn an mit Offenheit zu begegnen – Stichwort Ausgangsverbote, die es so nicht gegeben habe. Und er fordert Sonderurlaub für die Eltern in den betroffenen Bezirken. Zudem müsse es mehr CoV-Tests geben.

Kritik von NEOS und Kinderfreunden

NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker meint, die Reaktion sei, einfach wieder ohne jede Evidenz Schulen und Kindergärten zu schließen, obwohl die Infektionen nicht in Schulen passiert seien, sondern bei religiösen Veranstaltungen, bei denen die Vorsichtsmaßnahmen nicht eingehalten worden seien. Die Kinderfreunde kritisieren, dass es wieder einmal die Kinder seien, die die Maßnahmen ausbaden müssten.

Kulturveranstaltungen abgesagt

Weil es auch keine Veranstaltungen geben soll, sagte das Landestheater Linz seine kommenden Aufführungen ab sofort ab. Das betreffe sämtliche Veranstaltungen im Musiktheater und in den Kammerspielen, die bis einschließlich 5. Juli stattgefunden hätten, heißt es in einer Aussendung. Auch die Light-Version des Höhenrausches in Linz „Auf ins Wolkenkuckucksheim“ wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch das Ars Electronica Center wird die für 7.7. 2020 geplante Wiederaufnahme des Führungsbetriebes vorerst auf 21.7.2020 verschieben.

Grüne Landesversammlung entfällt

Oberösterreichs Grüne sagen wegen der steigenden Zahl von CoV-Infizierten ihre Landesversammlung am Freitag ab. Die Wahl von Landessprecher Stefan Kaineder zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2021 findet per Briefwahl statt – mehr dazu in Grüne Landesversammlung entfällt (ooe.ORF.at).

24 Neuerkrankungen in Linz

Hintergrund ist, dass die Infektionszahlen rasant steigen. Nach längerer Zeit hat es in Österreich wieder mehr als 100 Neuinfektionen an einem Tag gegeben. Mehr als die Hälfte davon in Oberösterreich. Besonders betroffen ist die Landeshauptstadt Linz. Von der Stadt heißt es, es habe allein gestern 24 Neuerkrankungen in Linz gegeben – mehr dazu in 24 neue Coronavirus-Fälle in Linz (ooe.ORF.at).

Kein Einreisebeschränkungen nach Deutschland

Trotz des Ausbruchs im Raum Linz plant Deutschland keine Einreisebeschränkungen für Menschen aus Oberösterreich. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums betonte am Mittwoch in Berlin, man lasse die Grenzkontrollen, die im Zuge der CoV-Krise eingeführt worden waren, gerade wieder auslaufen. „Es besteht im Moment keine Absicht, das wieder rückgängig zu machen.“