Schutzmasken und Schutzanzüge
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Chronik

Weitere Schutzausrüstungen bestellt

Großer Bedarf herrscht nach wie vor an Schutzausrüstung, wie Schutzbekleidung oder Masken. Derzeit werde mit allen Mitteln versucht, am internationalen Markt einzukaufen, so Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne).

Anschober sagte Sonntagabend in ORF-Sendung „Im Zentrum“: „Wir sind mit allen Mitteln unterwegs, auch in Kooperation mit den Bundesländern, um am internationalen Markt einzukaufen. Diese Woche waren es Bestellungen in der Höhe von zehn Millionen Euro, am Montag wird eine Bestellung um sechs Millionen Euro fixiert.“

„Erste Lieferungen in dieser Woche“

In dieser Woche würden bereits die ersten Lieferungen kommen. Diese würden dann sofort auf dem kürzesten Weg an jene verteilt werden, die es am Allernotwendigsten hätten, so Anschober.

Produktion in Billiglohnländer ausgelagert

Ein Problem bei der Beschaffung: Praktisch die gesamte Produktion dieser Schutzausrüstung ist im Zuge der Globalisierung in Billiglohnländer ausgelagert worden, was sich in der Krise als Bumerang erweist – mehr dazu in Gemeinsame Suche nach Schutzausrüstung (news.ORF.at).

Heimische Produktion hochfahren

Nun gibt es auf EU-Ebene gemeinsame Anstrengungen, die Produktion eben dieser fehlenden Güter von heimischen Betrieben durchführen zu lassen, die bisher solche Produkte nicht hergestellt haben. Konkret geht es um Atemschutzgeräte, medizinische Gesichtsmasken und Handschuhe zum einmaligen Gebrauch, Operationskleidung und -abdecktücher sowie um Schutzkleidung gegen Infektionserreger. Um die Produktion zusätzlich zu beschleunigen und anzukurbeln, stellt Austrian Standards, ein österreichisches Dienstleistungszentrum rund um Normen und Standards sowie deren Entwicklung, die dafür nötigen Standards ab sofort kostenlos zum Download bereit.

Land OÖ vergab fünf Großaufträge

Bereits am Freitag hatte das Land OÖ bekanntgegeben, auch eine eigene Beschaffungsaktion gestartet zu haben. Fünf Großaufträge seien an oberösterreichische Firmen vergeben worden, mehr als eine Million Schutzmasken, -bekleidung, Untersuchungshandschuhe, Handdesinfektionsmittel, Schutzbrillen und Beatmungsgeräte wurden in Auftrag gegeben. Auch wenn die Koordination der Beschaffung grundsätzlich in der Verantwortung des Bundes liege, wolle man in Oberösterreich entsprechend vorsorgen, um für alle Fälle gerüstet zu sein, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) – mehr dazu in OÖ bestellte weitere Schutzausrüstung (ooe.ORF.at).

Drive-in-Tests sollen Ausrüstung sparen helfen

Die Ausstattung mit Schutzausrüstung bereitet auch Einsatzorganisationen und Ärzten zunehmend Kopfzerbrechen. „Wir haben noch Ausrüstung“, so Thomas Märzinger vom oberösterreichischen Roten Kreuz gegenüber der APA, „es geht aber rapide nach unten“. Wie lange es reichen werde, sei schwer abzuschätzen, aber „wir reden da nicht von vielen Wochen“. Etwas Abhilfe sollen die materialsparenden Drive-in-Stationen schaffen.

Beim Materialsparen helfen auch die Drive-ins: Dort könne man Ausrüstung länger verwenden und müsse sie nicht nach jedem Test wechseln, das schone die Bestände. Derzeit seien in Oberösterreich neun Drive-ins in Betrieb – Ziel ist in jedem Bezirk einer – und zudem arbeiten 16 mobile Teams. Darüber hinaus seien in Oberösterreich derzeit drei Teams des hausärztlichen Notdienstes im Einsatz, die Covid19-Patienten mit Beschwerden betreuen. Sie können aber bei Bedarf noch aufgestockt werden. Mehr zum Thema Coronavirus-Tests in Weiterhin keine Massentests geplant (ooe.ORF.at).

Ärztekammer: Versäumnisse in Vergangenheit

Einen Mangel an Masken und Schutzanzügen beklagt auch der Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer, Peter Niedermoser, „aber da kann man jetzt niemandem die Schuld geben“. Sehr wohl aber sieht er Versäumnisse in der Vergangenheit. Das Problem sei, dass Schutzanzüge oder Masken in Österreich nicht in ausreichendem Ausmaß erzeugt worden seien, weil das Material „wo anders um 50 Cent billiger war“. Man habe sich so vom Ausland abhängig gemacht. Darüber werde zu diskutieren sein. Er hoffe aber, dass es im Laufe der Woche zu einer Entspannung bei der Ausstattung mit Schutzausrüstung komme, schließlich hat das Land Ausrüstung bei heimischen Betrieben geordert.

Immer wieder müssen Praxen schließen

„Prinzipiell haben Kassenärzte je fünf Stück FFP2-Masken bekommen“, diese könne man mehrfach verwenden, beschrieb Niedermoser die derzeitige Situation. Es sei wichtig, dass vorrangig niedergelassene Ärzte mit Masken – so vorhanden – ausgestattet werden. Dennoch sei das Ordinationspersonal oft nicht geschützt. Immer wieder müssten Praxen zusperren, wie viele wollte Niedermoser aber nicht sagen.

Zahnärztekammer: Notbetrieb wegen Ausrüstungsmangel

Die meisten heimischen Zahnarzt-Ordinationen haben laut der Österreichischen Zahnärztekammer (ÖZÄK) wegen der Coronavirus-Pandemie entweder ganz geschlossen oder behandeln nur Notfälle. „Wir vermissen behördlicherseits die Ausrüstung mit Hygieneartikeln“, so Pressereferent Claudius Ratschew auf Anfrage der APA. Es brauche spezielle Schutzmasken, Einmalhandschuhe und Überwurfkittel.

Die Kammer sei „Tag und Nacht“ bemüht, Schutzausrüstung aufzutreiben, so Ratschew, der selbst Zahnarzt in Wien ist. „Wir versuchen es auf der ganzen Welt, aber es ist nichts zu bekommen, alles vergriffen.“ Wie viele Ordinationen geschlossen haben oder in Notbetrieb sind, darüber gebe es derzeit „keine Evidenz“. Für Patienten gilt grundsätzlich die Empfehlung, nicht dringliche Zahnarztbesuche – wie andere Arztbesuche auch – auf spätere Zeit zu verschieben