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ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Betrugsverdacht weitet sich aus

Ein Erbschaftsstreit um ein millionenschweres landwirtschaftliches Anwesen in Pasching (Bezirk Linz-Land) – bei dem wegen des Verdachts des schweren Betruges ermittelt wird – weitet sich aus. Inzwischen geht es auch um eine weitere Liegenschaft im Innviertel sowie einen vierten Beschuldigten.

Die Ermittlungen laufen gegen eine Rechtsanwältin, einen Psychiater sowie einen Notar. Für alle gilt die Unschuldsvermutung. Die Vorwürfe rund um ein millionenschweres Anwesen in Pasching sind Mitte April durch die Staatsanwaltschaft Wels bekannt geworden. Mittlerweile geht es nicht nur um dieses landwirtschaftliche Anwesen in Pasching, sondern auch um eine Liegenschaft in St. Aegidi (Bezirk Schärding). Es dürfte sich ebenfalls um ein landwirtschaftliches Anwesen handeln, dass der mittlerweile verstorbenen Frau aus Pasching gehört haben soll.

Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien hat übernommen

Ermittelt wird inzwischen nicht mehr von der Staatsanwaltschaft Wels, sondern von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien. Das liegt daran, dass sie für Verfahren mit einem Schaden von mehr als fünf Millionen Euro zuständig ist.

Betrugsverdacht weitet sich aus

Ein Erbschaftsstreit um ein millionenschweres landwirtschaftliches Anwesen in Pasching (Bezirk Linz-Land) – bei dem wegen des Verdachts des schweren Betruges ermittelt wird – weitet sich aus.

Vierter Verdächtigter ist Neffe

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen die drei Beschuldigten wegen schweren Betrugs – und mittlerweile auch gegen den Neffen, dem die Grundstücke zugesprochen wurden. Es geht um das Anwesen in Pasching sowie in St. Aegidi.

Die Rechtsanwältin und der Notar werden verdächtigt, 2022 eine demenzkranke Frau dazu gebracht zu haben, einen Übergabsvertrag, zwei Schenkungsverträge für den Fall ihres Todes und eine Vorsorgevollmacht zu unterschreiben. Die Anklagebehörde geht davon aus, dass sich die Frau nicht bewusst war, dass sie mit ihrer Unterschrift ihr gesamtes landwirtschaftliches Anwesen in Pasching samt Liegenschaftsvermögen an ihren Neffen übertrug. Denn in einem vorangegangenen, sieben Jahre dauernden Rechtsstreit hatte sie stets betont, dass ihr Neffe kein Grundstück von ihr erhalten solle.

Vertragsunterzeichnung im Jahr 2022

Die Verträge wurden laut Staatsanwaltschaft von der Rechtsanwältin bzw. deren Kanzlei errichtet und vom Notar beurkundet, obwohl die Demenzerkrankung der Betroffenen offenkundig gewesen sei. Die Rechtsanwältin habe allerdings im Erwachsenenschutzverfahren zwei Privatgutachten eines Psychiaters vorgelegt, die der Pensionistin volle Geschäfts-und Testierfähigkeit attestierten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich um Gefälligkeitsgutachten gehandelt haben könnte. Sieben Monate später legte die Rechtsanwältin neuerlich ein Gutachten desselben Sachverständigen vor, der nun plötzlich zu dem Schluss kam, die Frau sei nicht mehr geschäfts- und testierfähig, weshalb die Vorsorgevollmacht, die zugunsten der Rechtsanwältin selbst errichtet worden war, schlagend werde.

Psychiater kurzzeitig in Untersuchungshaft

Mitte April wurden die Ermittlungen in diesem Fall gegen den psychiatrischen Gutachter sowie gegen die Anwältin und den Notar bekannt. In ihren Kanzleien wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Der Psychiater befand sich mehrere Tage in der Justizanstalt Wels in Untersuchungshaft. Sein Anwalt spricht von völlig haltlosen Vorwürfen.

Fall am Traunsee – teils dieselben Verdächtigten

In einem anderen Fall wurde bereits Anklage wegen schweren Betrugs gegen zwei Geschäftsführer eines Immobilienunternehmens, eine Maklerin, zwei Rechtsanwälte und einen Notar erhoben. Sie sollen einer Frau, die zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht mehr geschäftsfähig gewesen sei, ihre Immobilie am Traunsee zu einem viel zu niedrigen Preis abgeluchst haben. Die Eigentümerin soll so um mindestens 900.000 Euro gebracht worden sein.