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Wirtschaft

Weiter Diskussion um Gasprobebohrungen

Umweltschützer haben am Mittwoch aus ihrer Sicht neue Argumente vorgelegt, warum in Molln (Bezirk Kirchdorf) keine Probebohrungen nach möglichen Erdgasvorkommen durchgeführt werden können. Die geplanten Bohrungen der Firma ADX würden aus Sicht der Umweltschützer mehreren EU-Richtlinien widersprechen.

Mit einer Stellungnahme des „Wissenschaftlers des Jahres“ Franz Essl sowie einer eigenen, die den Nachweis von sechs Fledermausarten zum Inhalt hat, wehren sich Gegnerinnen und Gegner der geplanten Gasprobebohrungen in Molln weiter gegen das Projekt und hoffen auf eine naturschutzrechtliche Versagung. Sie sehen in der Beschreibung eines von der Betreiberfirma mit der Uni Wien geplanten Forschungsprojekts bestätigt, dass die Wahrscheinlichkeit, Gas zu finden, kaum abgeschätzt werden könne.

Vielfalt von Tierarten

Der Ökologe Essl kennt das betroffene Naturschutzgebiet Jaidhaustal, das im Nahbereich des Nationalparks Kalkalpen liegt, sehr gut, er verfasste seine Masterarbeit dort. Er hat daher eine Stellungnahme bei der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich abgegeben. Es gebe in dem Gebiet rund 600 Pflanzenarten, führte er in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz aus, das sei ein Drittel aller Pflanzenspezies in Oberösterreich. Das sei auch die Grundlage für eine entsprechende Vielfalt von Tierarten – Insekten, Amphibien, Reptilien.

Essl befürchtet weitere Bohrungen

Nach Essls Einschätzung ist das Gebiet daher von der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU, Anm.) und der EU-Biodiversitätsrichtlinie umfasst und Österreich verpflichtet, es zu schützen und zu erhalten. Klimapolitisch wäre es für Essl ein „falsches Signal“, etwas zu bewilligen, das „den fossilen Weg fortschreibt“. Er befürchtet zudem, dass nach der Bewilligung einer ersten Probebohrung mit „Salamitaktik“ immer weitere Bohrungen genehmigt werden könnten. „Wenn man A sagt, wird man auch B sagen wollen.“

Umweltdachverband: Widerspruch zur Alpenkonvention

Der Umweltdachverband habe ebenfalls eine Stellungnahme abgegeben, berichtete Präsident Franz Maier. Er verweist vor allem auf den Nachweis von sechs geschützten Fledermausarten und darauf, dass das Bohrvorhaben „in eklatantem Widerspruch zur Alpenkonvention“ stehe, laut der Beeinträchtigungen von Schutzgebieten zu vermeiden seien.

Wasser auf den Mühlen der Gegnerinnen und Gegner ist auch die Beschreibung des Projektes „Qars“, das sich in der Onlinedatenbank der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) findet und das Anfang 2024 starten soll. Die australisch-österreichische Firma ADX, die die Gasbohrungen anpeilt, ist dabei als Partnerin geführt. Das Projekt befasst sich mit der Tektonik in den Nördlichen Kalkalpen südlich von Steyr. Aus der Beschreibung geht hervor, dass bisher „die räumliche Verteilung und Zerlegung potenzieller Lagerstättenstrukturen nicht nachvollziehbar“ sei.

„Wissen gar nichts darüber, wo Erdgas lagern könnte“

Fazit für Christian Hatzenbichler, Sprecher der Bürgerinitiative „Pro Natur Steyrtal“: „Die wissen gar nichts“ darüber, wo Erdgas lagern könnte und welche Erfolgsaussichten bestehen. Zudem geht aus dem Papier hervor, dass „nahe dem Zielgebiet eine Tendenz zu aktiver Tektonik“ bestehe. Hatzenbichler verweist in diesem Zusammenhang auch auf ein Erdbeben in der Region 1967 mit einer Stärke von 4,6 nach Richter.

ADX weist Vorwürfe zurück

ADX bezeichnete in einer schriftlichen Stellungnahme die Äußerungen von Essl, dass „die Errichtung einer Gasbohrinfrastruktur im direkten Nahbereich des Schutzgebietes Jaidhaus unvermeidbare negative Auswirkungen auf hochgefährdete Arten und Lebensräume sowie auf das Landschaftsbild“ habe, als „unbewiesen und falsch“. Das gelte auch für jene des Umweltdachverbandes, dass für die Erdgasbohrung „ein EU-rechtskonformes Verfahren entsprechend der FFH-Richtlinie erforderlich“ sei, meinte ADX-CEO Paul Fink.