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Alternativen zum eigenen Auto

Die Zahl privater Pkw in Oberösterreich ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen. Angesichts von Teuerung und Umweltbedenken suchen aber viele nach Alternativen zum eigenen Auto, suchen sich Fahrgemeinschaften oder teilen sich ein Auto.

Während um die Jahrtausendwende rund 570.000 private Pkw in Oberösterreich zugelassen waren, lag diese Zahl bis 2020 bei knapp über 870.000. Die Zahl der Haushalte, in denen es mehr als ein Auto gibt, verdoppelte sich sogar. Zu dieser Tendenz gibt es aber auch eine Gegenbewegung: Viele spielen mit dem Gedanken, auf ein Auto zu verzichten – auf den Zweitwagen, oder sogar auf das Hauptauto.

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Grafik Pkw-Bestand
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2022 sind in Oberösterreich auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 546,8 private Pkw gekommen. Mehr als jeder oder jede Zweite hierzulande hat also ein eigenes Auto. Das liegt über dem österreichweiten Durchschnitt.
Grafik Pkw-Bestand
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Um die Jahrtausendwende waren in Oberösterreich rund 570.000 private PKW zugelassen, ein Viertel davon in Haushalten mit mehr als einem Auto. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr. Die Zahl der Haushalte mit mehr als einem Pkw verdoppelte sich.

Zwei Familien, ein Auto

Eine Möglichkeit, die Kosten für das private Auto zu reduzieren, ist, es zu teilen. So machen es zwei benachbarte Familien aus Vöcklabruck. „Die zweite Familie hat sich quasi in unser Auto eingekauft. Wir teilen uns die Versicherung 50/50 auf und die laufenden Kosten werden aliquot nach gefahrenen Kilometern abgerechnet“, beschreibt Alexander Six das private Car-Sharing. Beide Familien, die sich auch bei der Radlobby OÖ engagieren, nutzten ihre jeweiligen Autos schon vorher nur für wenige, längere, planbare Fahrten und waren viel mit dem Rad unterwegs. Das sind sie jetzt noch mehr.

Lastenrad
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Beide Familien fahren mit ihren Kindern viel dem Fahrrad – auch bei schlechtem Wetter.

Geteiltes Auto, geteilte Kosten

Über einen am Handy geteilten Kalender werden die Fahrten koordiniert. „Wir haben zuerst einige Monate einen Testlauf gemacht und unsere Fahrten mitgeschrieben. Und da haben wir gesagt: Es muss funktionieren. Dann haben wir einen Vertrag aufgesetzt, in dem geregelt ist, wer wofür zuständig ist“, so Elisabeth Felbermair. „Man würde meinen, dass es ein großer Einschnitt ist, aber wir haben das ganz anders empfunden. Wir waren gleich noch motivierter, das Auto noch weniger zu nutzen, weil ja die Kosten geteilt werden“, so Six. Man steige einfach nicht mehr so unbedacht ein, wie vorher.

Zweitauto: Bis zu 300 Euro im Monat

Zweitautos seien ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor im Familienbudget, so Herbert Breitenfellner, Technischer Berater beim ÖAMTC. Die durchschnittlichen Kosten liegen zwischen 250 und300 Euro im Monat. In dieser Berechnung wird von einem vier Jahre alten Kompaktklassefahrzeug ausgegangen, mit dem 7.000 Kilometer im Jahre gefahren werden. Das entspricht der jährlichen Durchschnittsnutzung eines Zweitwagens in Oberösterreich. Berücksichtigt sind dabei unter anderem Sprit, Reifen und Wertverlust, aber keine Reparaturen. „Ein interessanter Faktor beim Zweitauto ist auch: Was kostet der gefahrene Kilometer? Und da liegen wir bei Zweitautos immer eindeutig über den Erstautos. Im Falle unseres Beispielautos sind es 48 Cent“, so Breitenfellner.

Car-Sharing und Fahrgemeinschaften

Immer mehr Gemeinden oder Vereine bieten lokales Car-Sharing an – also Autos, die man kurzfristig mieten kann. Eine andere Möglichkeit sind Fahrgemeinschaften. An der Fachhochschule Steyr wurde dazu eine Mitfahrbörsen-App für Oberösterreich entwickelt. „Der Riesenvorteil beim Mitfahren ist aus meiner Sicht: Es kann jeder tun. Man kann es sofort machen. Man braucht keine zusätzliche Infrastruktur“, so Wolfgang Schildorfer von der Fachhochschule Steyr. Aber es brauche ein Umdenken und es gehöre auch dazu, vor allem in der Umstellungsphase des Mobilitätsverhalten, „das ein oder andere Unbequeme in Kauf zu nehmen“, zum Beispiel, wenn es darum geht, sich mit anderen abzustimmen. „Vor allem junge urbane Menschen tendieren zum Mitfahren, vernetzen sich online oder über professionelle Vermittler“, so Schildorfer.

Bequemlichkeit als Hindernis

Der Besitz eines Autos sei immer noch für viele mit Unabhängigkeit, Freiheit sowie Wohlstand verbunden. Das ändere sich aber. „Ein Auto zu besitzen, ist für Junge nicht mehr so wichtig wie für die Generation vor ihnen“, so Schildorfer. „Aus meiner Erfahrung heraus ist der größte Antrieb, Mobilität zu planen, Bequemlichkeit“, so Schildorfer. Mobilitätsverhalten zu ändern, heiße, Routinen zu verändern. „Jeder Wechsel der Routinen kann Aufwand bedeuten. Und Aufwand heißt immer keine Bequemlichkeit, heißt immer Risiko. Und das sind wir per se nicht. Und deswegen glaube ich, dass das Thema Mobilitätsveränderung ganz viel mit Ängsten und Risiken zu tun hat“, so Schildorfer. Aber, man könne dabei auch etwas gewinnen – sei es durch Kostenersparnis oder dadurch, dass man sich weniger ärgert, weil man in der Früh nicht im Stau steht.