Ein Symbol markiert einen Parkplatz mit einer öffentlichen Ladesäule für Elektroautos
APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Verkehr

Mobilität: Welche Antriebe wofür?

Die Automobilindustrie steht vor großen Veränderungen. Während Diesel und Benzin zwar noch dominieren, gewinnen Elektroautos an Boden. Experten sehen aber auch für Wasserstoff und E-Fuels Anwendungsgebiete – wenngleich abseits der breiten Masse.

Von den rund fünf Millionen zugelassenen Pkw in Österreich sind mehr als 90 Prozent entweder mit Diesel oder Benzin unterwegs. Nur knapp drei Prozent sind Elektroautos. Die Zahl der Wasserstoffautos ist verschwindend gering. Laut Statistik liegen sie bei 65 Stück.

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Grafik Neuzulassungen Oberösterreich
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Grafik Bestand PKW Österreich
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Jedes fünfte neu zugelassene Auto fährt mit Strom

Bei den Neuzulassungen zeigt sich jedoch ein anderes Bild: In Oberösterreich sind im ersten Halbjahr 2023 20.530 Autos neu zugelassen worden, mehr als die Hälfte davon mit Benzin- oder Diesel-Antrieb. Die Elektroautos holen aber auf: Genauso viele neu zugelassene Autos fahren mit Strom wie mit Diesel – und damit jedes fünfte neu zugelassene Auto. Der Rest fährt hybrid. In diesem Zeitraum wurde kein einziges Wasserstoffauto zugelassen.

Ladeninfrastruktur ausbaufähig

Wenn der Strom, der E-Autos antreibt, aus erneuerbarer Energie stammt, fährt das Auto CO2-frei. „In Summe kann man sagen, die Elektromobilität ist nahe einer vollständigen Alltagstauglichkeit angekommen“, so Johannes Reichl vom Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz. Es gebe aber noch Baustellen, etwa wenn man Zuhause keine Möglichkeit hat, sein Auto aufzuladen. „Wenn es darum geht, ob diese Fahrzeuge die Kilometerleistungen schaffen, die man auch für Reisen zum Teil braucht, sind wir schon sehr, sehr weit fortgeschritten.“ Nichtsdestotrotz schrecken das Thema Laden und das Thema Reichweite noch manche ab.

Neue Batterietechnologien

Wie lange Laden dauert, hängt von Ladeinfrastruktur und Batterie ab. An neuen Batterietechnologien wird geforscht. Sie sollen die Ladedauer verkürzen, die Reichweiten erhöhen und könnten mit anderen Rohstoffen auskommen. „Batterien herzustellen, ist derzeit mit starken Aktivitäten im Bergbau verbunden“, so Reichl. Das passiere meistens außerhalb Europas und nicht unter Einhaltung von Umweltbestimmungen und sozialer Standards. „Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir, wenn wir als Europäische Union so stark auf diese Mobilitätsform setzen, gleichzeitig auch darauf schauen, dass diese notwendigen Rohstoffe unter Einhaltung sehr guter Bedingungen für Umwelt und lokale Bevölkerung hergestellt werden“, so Reichl weiter.

Wasserstoff nicht im Individualverkehr

Schnell geht das Laden mit Wasserstoff. „So eine Tankung dauert zwischen zwei und sieben Minuten“, sagt Christina Toigo von der Fachhochschule Wels. Allerdings mangle es an Tankstellen. Sie gehe davon aus, dass es noch zehn Jahre dauern werde, bis Wasserstoff auf der Straße ankomme – und auch dann nicht im privaten Bereich. „Ich denke, dass sich Wasserstoff für Flottenfahrzeuge, für Lkw, für Busse und vielleicht für Schiffe eher durchsetzen wird als im Individualverkehr.“

Wasserstofftank in einem Auto
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Im Auto wird aus dem Energieträger Wasserstoff im Tank über eine Brennstoffzelle Strom erzeugt, der das Auto antreibt.

Die Effizienz von E-Autos mit Batterie sei gut. „Und die wird mittelfristig auch höher liegen als bei Wasserstofffahrzeugen, weil wir eben diesen Umweg, dass wir aus Strom zuerst Wasserstoff machen und den Wasserstoff im Auto wieder verstromen, nicht haben“, so Toigo. Im E-Auto werde der Strom 1:1 genutzt.

E-Fuels als Brückentechnologie

E-Fuels sehen viele Expertinnen und Experten als eine Art Übergangslösung und auch die Europäische Union setzt auf eine solche Nutzung der synthetischen, flüssigen Kraftstoffe. Sollte das angekündigte Aus für Verbrenner nicht so reibungslos erfolgen wie geplant, sollen E-Fuels die Umstiegsphase erleichtern. „Wir reden nicht davon, dass E-Fuels eine Lösung sind, die wir auch in 100 Jahren noch gleichberechtigt zu Elektrofahrzeugen fahren. Es geht hier wirklich darum, zu sagen: Wenn wir in gewissen Bereichen eine Brückentechnologie brauchen, dann kann dieses System, kohlenwasserstoffbasierten Treibstoff aus Strom zu machen, eine Lösung sein.“ Ein Anwendungsgebiet sei auch der Flugverkehr. „Dort könnten uns diese unterstützen, Luftfahrt auch dann möglich zu machen, wenn wir uns zur CO2-Neutralität bereits verpflichtet haben, also nach 2050“, so Johannes Reichl vom Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz.

“Energie-Importe“ erforderlich

Für die Herstellung von E-Fuels braucht man Wasserstoff. „Grün“ sind Wasserstoff und E-Fuels nur dann, wenn sie mit Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt werden. Aber: „Österreich wird sich nicht selber versorgen können mit grünem Wasserstoff“, so Toigo. Es werde Importabkommen mit Ländern brauchen, die zum Beispiel viel überschüssige Sonnenenergie hätten. Dann allerdings stellt sich wiederum die Frage nach dessen möglichst klimafreundlichem Transport.