ABD0116_20220308 – LINZ – …STERREICH: ZU APA0324 VOM 8.3.2022 – Beim Bau der DonaubrŸcke des Linzer Westrings (A26) ist Halbzeit. Am Dienstag, 08. M€RZ 2022, wurde der letzte Durchschlag fŸr das Tunnelsystem vorgenommen. – FOTO: APA/TEAM FOTOKERSCHI / BAYER
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Chronik

Weiter Aufregung um Westring-Kosten

Die Kostenexplosion rund um den Linzer Westring sorgt weiter für Aufregung. Grüne und KPÖ fordern von der Stadt Linz den Ausstieg aus dem Projekt. Die Verantwortlichen können solchen Vorschlägen derzeit aber nur wenig abgewinnen.

Die Kosten für den Linzer Westring tragen zu 85 Prozent die ASFINAG, zu zehn Prozent das Land Oberösterreich und zu fünf Prozent die Stadt Linz. Nach den neuen Berechnungen würde sich der von der Stadt Linz zu stemmende Anteil auf etwa 60 Millionen Euro erhöhen. Ein Ausstieg aus dem Projekt sei für die Stadt Linz aber kein Thema. „Ich gehe davon aus, dass die Mehrkosten für den Westring-Bau technisch, aber auch aus anderen Gründen erklärt werden können“, so der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) in einer ersten Stellungnahme.

Kosten für Linzer Westring explodieren

Der erste Abschnitt des Linzer Westrings A26 mit der neuen Donaubrücke und den Auf- und Abfahrten in Urfahr dürfte deutlich teurer werden als geplant. Die Rede ist von einer 60-prozentigen Kostensteigerung für das Gesamtprojekt.

Treffen aller Beteiligten soll Klarheit bringen

Landeshauptmann Thomas Stelzer von der ÖVP erwartet sich von einem Treffen aller Beteiligten am Dienstag genauere Informationen. „So wie vorgesehen muss jetzt auch genau auf den Tisch gelegt werden, warum und wo es zu diesen Kostensteigerungen kommt. Der Westring ist ein wichtiges Verkehrsvorhaben, ein Entlastungsvorhaben für die Landeshauptstadt, aber auch für die ganze Region im Zentralraum und für das Mühlviertel. Aber bevor wir hier auch zu Zahlungen kommen, muss einfach sehr genau geprüft werden, ob die Zahlen stimmen, und wie das dann auch entsprechend abzuwickeln ist“, so Stelzer.

Steinkellner: „Wäre absurd, das halbe Projekt zu machen“

Verantwortlich für das Verkehrsressort im Land ist Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ). Er habe aber das Riesenprojekt von seinen Amtsvorgängern sozusagen geerbt. Die rasant steigenden Kosten kennt er nicht nur vom Linzer Westring. „Das Land ist mit zehn Prozent am Westring beteiligt. Der Westring ist ja eine Uraltgeschichte. 2008 wurde das Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren eingeleitet. 2018 wurde erst ausgeschrieben. Und leider führt die Inflation dazu, dass alles teurer wird. Ob das ein Radweg ist, ob das ein schienengebundener Infrastrukturplan ist, ob es Brücken oder ein Tunnel sind, und natürlich auch dieses große Bauwerk“, so Steinkellner. Von einem Ausstieg aus dem Projekt hält Steinkellner nichts. „Es wäre absurd, das halbe Projekt zu machen. Das ist wie ein halber Tunnel oder eine halbe Brücke“, so Steinkellner

Westring A26
Asfinag

Stahl- und Baustoffpreise stark gestiegen

Donnerstagabend erst war bekannt geworden, dass der Linzer Westring deutlich teurer werden dürfte als geplant. Die Rede ist von einer 60-prozentigen Kostensteigerung für das Gesamtprojekt. Damit würde der gesamte Westring deutlich mehr als eine Milliarde Euro kosten. Als Grund für den enormen Kostenanstieg nannte die ASFINAG die stark gestiegenen Stahl- und Baustoffpreise. „Wir haben die Kosten und den Zeitplan überarbeitet und angepasst. Daraus ergeben sich im Moment Gesamtkosten von 1,18 Milliarden Euro“, so ASFINAG-Geschäftsführer Andreas Fromm.

Zeitplan verschiebt sich

Der größte Teil der Kostensteigerung sei durch die Anpassung an die Kostenentwicklung in den vergangenen Jahren entstanden. Mit der neuen Bauzeit würde das Projekt 2035 fertig werden. Auch eine für die nächsten zwölf Jahre prognostizierte Inflation sei in den neuen Preis eingerechnet, so der ASFINAG-Chef.

„Wir errichten die A26 in drei Abschnitten. Den ersten Abschnitt, die Brücke über die Donau, kann man ja schon sehen. Diese Brücke eröffnen wir Ende 2024. Da kann man die Brücke dann schon nutzen. Die zweite Etappe ist der Tunnel unter dem Freinberg und die Neugestaltung der Waldeggstraße. Mit dem Bau dieses Projekts beginnen wir im Jahr 2026. Das wird im Jahr 2032 dann für den Verkehr zur Verfügung stehen. Der dritte Abschnitt, das ist die Westbrücke über die Eisenbahn, wird 2035 fertig“, so Fromm weiter.

Zeitspanne Westring
ASFINAG

Jahrelang umstrittenes Projekt

Der Linzer Westring, auch als A26 bezeichnet, ist die Verbindung der Rohrbacher Straße (B127) am nördlichen Ufer der Donau mit der Mühlkreis Autobahn (A7). Jahrelang war das Projekt heftig umstritten, mit einigen Jahren Verspätung haben die Bauarbeiten dann doch vor vier Jahren begonnen.

Bei der ursprünglichen Planung im Jahr 2001 ist der Bau einer neuen Donaubrücke und eines mehr als drei Kilometer langen Tunnels unter dem Freinberg mit Kosten von etwas mehr als 200 Millionen Euro veranschlagt worden. Seitdem ist die Summe immer wieder angestiegen – im März dieses Jahres war bereits von 743 Millionen Euro die Rede. Lesen Sie mehr in Geschichte des Linzer Westrings (ooe.ORF.at).

KPÖ und Grüne fordern Ausstieg aus Projekt

Laut Gemeinderat und Mobilitätssprecher Michael Schmida (KPÖ) solle die Stadt aus dem Projekt aussteigen. Jeder Cent, der noch immer in den Ausbau des hochrangigen Straßennetzes gesteckt werde, sei ein Cent zu viel, heißt es bei der KPÖ. Kritik kommt auch von den Grünen. „Nie wieder dürfen derart exorbitante Summen in ein solches Autobahndesaster gesteckt werden“, so Klubobmann Severin Mayr. Man fordere eine sofortige Vollbremsung des Projekts, heißt es von den Linzer Grünen.

NEOS: Aus Fall Westring lernen

NEOS-Linz-Fraktionsvorsitzender Georg Redlhammer fordert unterdessen eine transparente Aufarbeitung des Falls. „Die Stadt Linz und das Land Oberösterreich müssen jetzt auf breiter Basis und transparent aufarbeiten, wie es über all die Jahre zu diesen Unsummen an Kosten beim Westring kommen konnte. Mit dem Geld, das nun nachgeschossen werden muss, hätte im Bereich des öffentlichen Verkehrs, bei den Park-and-Ride-Anlagen und bei der Kinderbildung im ganzen Land schon viel weitergehen können“, so Redlhammer.