Ampullen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Coronavirus

Bürgermeister nach Impfung: „Tut uns leid“

Sechs oberösterreichische SPÖ-Kommunalpolitiker und ein ÖVP-Bürgermeister, die sich bereits gegen CoV impfen haben lassen, haben sich jetzt schriftlich entschuldigt. Zuvor hat es nicht nur von der Bundesregierung heftige Kritik gegeben, sondern auch aus den eigenen Reihen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hatten wie berichtet heftige Kritik geübt und auch Rücktrittsempfehlungen gegeben. Und auch die SPÖ-Bundesvorsitzende Pamela Rendi-Wagner hatte allen außerhalb der Reihung zum Zug Gekommenen ausgerichtet, dass das Impfprogramm „kein Selbstbedienungsladen“ sei.

Klarstellung von Gesundheitsminister Rudi Anschober

Am Donnerstagabend hat auch der zuständige Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) klargestellt: Auf der Prioritätenliste würden derzeit neben den Bewohnern und Mitarbeitern von Seniorenheimen nur jene Menschen stehen, die dort regelmäßig beruflich oder ehrenamtlich arbeiten.

Schriftliche Entschuldigung

Der Bürgermeister von Eberschwang, Josef Bleckenwegner, sowie sein Vize Martin Bögl, der Ennser Stadtchef Stefan Karlinger, der Bürgermeister von Bad Goisern, Leopold Schilcher, jener von St. Georgen an der Gusen, Erich Wahl, sowie – bisher noch nicht als vorzeitig Immunisierter bekannt – das Gemeindeoberhaupt von Lenzing, Rudolf Vogtenhuber, betonten, dass es ihnen „aufrichtig leid“ tue.

Gestehen „unsensibles Handeln“ ein

„Wir alle haben aus unterschiedlichen Gründen, ob als Angehörige, Heimbetreiber, Mitarbeiter oder als regelmäßige Besucher des Pflegeheimes, eine Impfung erhalten. Es gibt Dinge, die sind zwar rechtens, aber bei so einem sensiblen Feld wie der gerechten Verteilung des Impfstoffs muss man sehr genau abwägen, wie man damit umgeht. Dass wir die uns angebotenen Impfungen angenommen haben, war unsensibel“, heißt es in einem Statement.

„Wir werden beim gemeinsamen Engagement gegen diese Pandemie noch mehr Sensibilität an den Tag legen und uns noch stärker für ein gutes Miteinander in den Gemeinden starkmachen“, so die Bürgermeister.

Stellungnahme des Sozialhilfeverbandes

Zu Eberschwang (Bezirk Ried im Innkreis), wo sich eben der Bürgermeister und zwei Vizebürgermeister gegen das CoV impfen haben lassen, liegt jetzt auch eine Stellungnahme des Sozialhilfeverbandes Ried im Innkreis vor. Darin bedauert Bezirkshautpfrau Yvonne Weidenholzer, die auch Obfrau des Sozialhilfeverbandes ist, dass die Vorgaben für die Impfungen nicht eingehalten wurden, obwohl sie im Vorfeld an die Pflegeheime weitergegeben worden seien.

Was dann in Eberschwang passiert ist, sei allerdings ohne Wissen der Verbandsleitung geschehen. In der Stellungnahme wird auch angekündigt, dass alle Maßnahmen getroffen werden, damit die Vorgaben in Zukunft auch tatsächlich eingehalten werden. Es werden auch dienstrechtlichen Maßnahmen erwähnt. Wie die aber konkret aussehen, ist noch nicht bekannt

Österreichweit einige Lokalpolitiker geimpft

Die Liste der geimpften Lokalpolitiker wird trotz der aktuellen Debatte um „Impfvordrängler“ länger. Am Donnerstag ließ sich etwa auch der ÖVP-Bürgermeister von Bad Gastein (Salzburg), Gerhard Steinbauer, impfen. Auch die Lienzer Bürgermeisterin und ehemalige Tiroler SPÖ-Landesparteivorsitzende Elisabeth Blanik wurde laut Medienberichten bereits gegen das Coronavirus geimpft. Blanik sah jedoch kein Fehlverhalten. Auch Steinbauer betonte, sich nicht vorgedrängt zu haben.