Pierer Mobility
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Wirtschaft

Pierer Mobility baut bis zu 300 Jobs ab

Die oberösterreichische Pierer Mobility – früher KTM Industries – des Industriellen Stefan Pierer baut kommendes Jahr in Österreich bis zu 300 Jobs ab. Als Grund führt der Unternehmensvorstand in einer Aussendung vom Dienstagabend „die nachteiligen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa“ an.

„Um die Rentabilität der Gruppe zu sichern, wird das Management Kostenreduktionsmaßnahmen im Geschäftsjahr 2024 im zweistelligen Millionenbereich durchführen.“ Zwei Fahrradmarken werden verkauft. Teile der Produktion für einzelne Modelle der Mittelklasse und bestimmte Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung werden zum strategischen Partner Bajaj Auto in Indien sowie zu CFMOTO in China verlagert. „Dadurch sollen unter anderem Kostenvorteile in diesen Regionen genutzt sowie Entwicklungs- und Industrialisierungsprozesse beschleunigt werden“, schreibt die Firma, die zuletzt im Halbjahr von einem neuen Rekordumsatz berichtet hatte.

Politisch stand Unternehmenschef Pierer des Öfteren als ÖVP-Großspender im Fokus von politischen Mitbewerbern der Kanzlerpartei. Auch Coronavirus-Hilfen an sein Unternehmen wurden von manchen Parteien besonders kritisch hinterfragt. Pierer ist auch Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Oberösterreich.

Im August noch optimistisch

Pierer Mobility verkaufte im Halbjahr 190.293 Motorräder (+16,5 Prozent). Der Absatz bei E-Bicycles und Fahrrädern erhöhte sich um 39 Prozent auf 71.491. Vor allem im Europa seien die Geschäfte in beiden Divisionen gut gelaufen, hatte es Ende August noch geheißen. Auch Personal wurde damals im Vorjahresvergleich noch aufgebaut. Mit Blick auf das Gesamtjahr gab sich das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch optimistisch. Im zweiten Halbjahr 2023 baue man auf weiteres Wachstum in den Kernbereichen, sowohl bei den Motorrädern als auch bei den Fahrrädern.

Motorradbereich: „Kosten für Lagerbestände angestiegen“

Im Motorradbereich seien die Kosten für die Lagerbestände der Händler trotz guter Nachfrage durch deutlich erhöhte Zinsen stark angestiegen, hieß es am Dienstagabend weiters. Die Pierer Mobility stärke ihre Händlerstruktur durch verlängerte Zahlungsziele und höhere Rabatte. Unterstützt würden auch die Lieferanten, „um die durch das gestiegene Zinsniveau deutlich erhöhten finanziellen Belastungen zu dämpfen und deren Liquiditätssituation zu verbessern“.

Fokussierung auf Kernmarken

In der Aussendung vom Dienstagabend war vor allem auch vom Vorstandsbeschluss zu einer Strategieschärfung die Rede. Dabei geht es um eine Fokussierung auf die Kernmarken KTM, GasGas, Husqvarna sowie MVAgusta. Aufgrund dieser Entscheidung wurde der Verkauf der Marken R Raymon und Felt sowie die Abgabe des Non-E-Fahrradbereiches vom Vorstand eingeleitet bzw. im Fall von R Raymon bereits abgeschlossen. Bei Felt soll es 2024 so weit sein, teilte die Firma weiters mit. Wegen der Neuausrichtung des Fahrradbereiches komme es in der 2023-Bilanz zu einer deutlichen Belastung des Gesamtergebnisses.

„Die 2017 gegründete Fahrradmarke R Raymon soll künftig in neuer, unabhängiger Konstellation von Susanne und Felix Puello weitergeführt werden“, schrieb Pierer Mobility in der Aussendung. „Weiters wurde der Verkaufsprozess der Fahrradmarke Felt an ein Konsortium rund um Florian Burguet ebenfalls eingeleitet, welcher in der ersten Jahreshälfte 2024 abgeschlossen werden soll.“ In diesem Zusammenhang werde „Florian Burguet als Vorstand der Pierer Mobility AG mit Ende Dezember ausscheiden“.

Neues Segment E-Mobility

Die elektrobetriebenen Fahrräder der Marken Husqvarna und GasGas würden im Konzern hingegen forciert und ausgebaut. Die Unternehmenssegmente deswegen werden neu geordnet. Das neue Segment E-Mobility umfasse künftig neben dem E-Bicycle sämtliche elektrobetriebene Powered-Two-Wheelers wie E-Motorräder, E-Minis sowie Stand-up-Scooters.

Der Vorstand rechnet nunmehr für 2023 mit einem Umsatzwachstum von sieben bis neun Prozent bei einer EBIT-Marge zwischen fünf und sieben Prozent. Im Halbjahr, wo man sich noch optimistischer gab, war mit einem Umsatzwachstum von sechs bis zehn Prozent und einer EBIT-Marge von acht bis zehn Prozent gerechnet worden.