Wasserstofftankstelle
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Wirtschaft

Wasserstoff: Abwarten in Transportbranche

Im Gütertransport kommt der Umstieg von Benzin und Diesel auf Strom aus der Batterie und Wasserstoff nur langsam in Schwung. Noch dominiert in der Branche Zurückhaltung – unter anderem, weil besonders für Wasserstoff noch die Infrastruktur fehlt.

Derzeit gebe es in der Logistik- und Transportbranche ein großes Abwarten betreffend den Umstieg auf Lkws, die mit Wasserstoff oder Strom aus der Batterie betrieben werden, so Robert Horvath, Vorstand des international tätigen Logistikunternehmens Hödlmayr mit Sitz in Schwertberg (Bezirk Perg).

„Es gibt derzeit ein Abwarten, welche Technologie sich am Ende des Tages durchsetzen wird“, so Horvath. Der Umstieg auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sei mit hohen Investitionen verbunden – zum einen für Forschung und Entwicklung der Lkws, zum anderen für die erforderliche Infrastruktur.

Infrastruktur reicht noch nicht aus

Hödlmayr wollte in diesem Jahr den ersten Wasserstoff-Lkw in die Flotte aufnehmen. Dieser Plan sei nicht umzusetzen gewesen, weil man von mehreren Faktoren abhängig sei. Dazu zählten die Lieferanten, die Prototypen oder Serienfertigungen haben müssen, die man testen könne, so Horvarth. Die Reichweite von 300 Kilometern, die Prototypen derzeit erreichen würden, sei noch zu wenig. „Auf der anderen Seite sind wir natürlich auch von der Infrastruktur abhängig, und die muss erst aufgebaut werden.“

In Oberösterreich gibt es derzeit eine einzige Wasserstofftankstelle. Zu wenig Infrastruktur hemme den Umstieg der Transporteure, so Christina Toigo, Professorin für Wasserstofftechnologie an der FH Wels. „Wir brauchen Infrastruktur, um Lkws versorgen zu können, und wir brauchen aber auch Lkws, die Infrastruktur nutzen, damit die wirtschaftlich arbeiten kann“, so Toigo. Es müsse auch von politischer Seite mit Nachdruck daran gearbeitet werden, in Distanzen von 100 bis 300 Kilometern eine Wasserstofftankstelle zur Verfügung zu haben.

Anschaffung und Betrieb teurer

Die Tatsache, dass Wasserstoff-Lkws ein Vielfaches von Diesel-Lkws kosten und auch der Treibstoff teurer ist, ist zudem ein Grund, weshalb manche mit der Anschaffung warten. „Es geht immer ums Geld. Jeder will wirtschaftlich arbeiten. Ich denke aber, je mehr wir die erneuerbaren Energien ausbauen, je mehr Photovoltaikstrom wir im Sommer übrig haben, desto günstiger wird der Wasserstoff“, so Toigo.

Durchaus Kundeninteresse

Es gebe allerdings schon Kunden, die bereit seien, für umweltfreundlichere Transporte mehr zu zahlen, heißt es bei Hödlmayr. Man gehe davon aus, dass es letztlich beides, Wasserstoff- und E-Lkws, nebeneinander geben werde – auch wenn viele in der Branche noch zurückhaltend seien. Aus derzeitiger Sicht habe Wasserstoff gegenüber batteriebetriebenen Lkws den Vorteil einer größeren Reichweite. Auch das Laden gehe schneller.

„Grüner“ Wasserstoff nur aus „grünem“ Strom

Der erste Wasserstoff-Lkw Österreichs ist in Tirol unterwegs. Den Wasserstoff erzeugt die Supermarktkette, die ihn im Einsatz hat, selbst aus „grünem“ Strom. Wasserstoff wird aus Wasser und Strom hergestellt. „Grün“ ist er also nur, wenn der genutzte Strom aus erneuerbarer Energie kommt.