Landesgericht Ried Außenaufnahme
ORF.at/Dominique Hammer
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Chronik

Angeklagte belastete erneut Tochter

Eine Frau musste sich am Mittwoch nochmals in Ried vor Gericht wegen Mordversuchs verantworten, weil sie ihren Mann am Hals geschnitten haben soll. Die Berufsrichter hatten im ersten Prozess im Mai das Urteil ausgesetzt, da sich die Geschworenen ihrer Ansicht nach „geirrt“ hatten.

Die Richter meinten, die Geschworenen hätten sich im Wahrspruch „geirrt“, nachdem nur zwei der acht Geschworenen für schuldig im Sinne der Anklage votiert hatten. Der neue Prozess ist für drei Tage angesetzt.

Nun wird in Ried mit neuen Geschworenen und Berufsrichtern verhandelt. Beim Prozess im Frühjahr hatte die Angeklagte entgegen erster Einvernahmen bei der Polizei plötzlich erklärt, nicht sie, sondern ihre damals 13-jährige, noch strafunmündige Tochter sei die mutmaßliche Täterin. Auch bei dem neuaufgerollten Verfahren blieb sie dabei. Sie hätte von Anfang an die Tochter im Verdacht gehabt, jedoch fehlten ihr die Beweise, erklärte sie nun vor dem Geschworenengericht. Abermals beteuerte sie ihre Unschuld, ihre Verteidigung plädierte daher neuerlich für einen Freispruch.

Vorwurf – Mann sediert und mit Messer verletzt

Die Staatsanwältin hielt der Angeklagten vor, im Sommer 2022 ihrem 40-jährigen Ehemann, mit dem sie vier gemeinsame Kinder hat, im Schlaf mit einem Stanleymesser oder einer Rasierklinge den Hals aufgeritzt zu haben. Dem Opfer soll sie zuvor Medikamente, die sie wegen einer depressiven Phase eingenommen habe, in das Gulasch gemischt haben. Darauf wurde er müde, legte sich nieder und wurde attackiert. Der angegriffene 40-Jährige überlebte dank einer Notoperation.

26.07.2023, RIED, AUT, Unterwegs in Oberösterreich, PROZESS MORDVERSUCH IM INNVIERTEL, Bild DIE ANGEKLAGTE BEIM BETRETEN DES SCHWURGERICHTSAALES, Pressefoto Scharinger © 2023, PhotoCredit SCHARINGER/DANIEL SCHARINGER
Daniel Scharinger

Stundenlange Befragungen bei neuer Verhandlung

Stundenlang wurde die Frau am Mittwoch vom Gericht befragt. Tagespläne und Telefonate wurden detailliert durchgesprochen. Die Angeklagte meinte, dass gelegentlich Tabletten verschwunden seien, sie dem aber nicht nachgegangen sei. Ihre älteste Tochter habe von der Wirkung der Arznei gewusst, belastete sie das Mädchen. Auch einen Chatverlauf stellte sie in den Raum, wonach die Tochter ab und zu die Antidepressiva der Mutter mit den Magnesiumtabletten des Vaters verwechselt habe.

Am Nachmittag wurde das Opfer – ebenfalls sehr ausführlich – befragt. Von dem Mann wurde das Bild einer völlig überforderten Mutter gezeichnet, die ihre Kinder vernachlässigt habe, von einer manipulativen Frau mit psychischen Problemen und einer notorischen Lügnerin, die ihn als gewalttätig verleumdet habe. „Sie ist mit jeder Lüge durchgekommen“, sagte er. Die Angeklagte habe sich in 15 Jahren Ehe verändert, sei depressiv gewesen und habe frei sein wollen.

Am späten Nachmittag waren noch ein medizinischer Sachverständiger und mehrere Zeugen geladen. Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt, ein Urteil ist am 4. August zu erwarten. Im Falle einer Verurteilung wegen versuchten Mordes drohen ihr zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.