Ortschild Grünau im Almtal
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Wirtschaft

Kasberg: Große Enttäuschung im Almtal

Nachdem das Aus für den Skibetrieb am Kasberg nun besiegelt scheint, ist die Enttäuschung im Almtal groß. Lokalpolitik und Wirtschaftstreibende zeigen sich überrascht über die Entscheidung und enttäuscht.

Der Bürgermeister von Grünau im Almtal (Bezirk Gmunden) Klaus Kramesberger (SPÖ) war Donnerstagfrüh im ORF Radio Oberösterreich Interview laut eigenen Worten vor allem vom Zeitpunkt der Nachricht des endgültigen „Aus“ für das Skigebiet völlig überrascht: „Ja, das war natürlich eine Schocknachricht! Ich bin ja über die Vorgangsweise des Herrn Landesrat Achleitner sehr überrascht."

Gemeinde hätte erst am 13.Juli Termin beim Land

Erst am Mittwoch habe man die Gesellschaftersitzung gehabt, so Kramesberger: "Und haben da beschlossen, dass wir bis Ende Juli legitim sind, haben einen Masterplan in Arbeit gegeben, wo wir am 13.Juli den Termin beim Landesrat haben, und sind da jetzt wirklich eineinhalb, zwei Monate sehr dahinter gewesen, dass man das in dieser kurzen Zeit zusammenbringt. Ich bin wirklich fassungslos und sehr erschüttert!“

Schild Kasberg Piste und Schneekanonen
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Bürgermeister: Finanzieller Abgang wäre tragbar

Der angesprochene Masterplan habe der Gemeinde Zuversicht gegeben, dass noch nicht das letzte Wort gesprochen sei, allerdings sei schon klar gewesen, dass ein tatsächlich rentabler Skibetrieb auf dem Kasberg nicht zu erwarten gewesen seien, sagt Kramesberger: „Dass es schwarze Zahlen schreibt, wird – wie in jedem Skigebiet – fast unmöglich sein. Aber der Abgang, der da rauskommen kann, glaub ich schon, dass der für das Land Oberösterreich zu tragen sein kann zum Wohle seiner Bürgerinnen und Bürger.“

Hochberghaus-Wirt erschüttert

Völlig erschüttert zeigte sich Donnerstagfrüh auch der Wirt des bekannten Hochberghauses am Kasberg, Hermann Hüthmayr.

Hochberghaus
Wolfgang Lehner
Wie es mit dem Hochberghaus auf dem Kasberg weitergeht, muss jetzt ebenfalls neu überdacht werden.

Er habe immer geglaubt, dass es nicht so weit kommen könnte: „Weil das Skigebiet, wo die meisten Menschen von Oberösterreich das Skifahren gelernt haben – wir haben 45 Skilehrer beschäftigt, die größte Skischule jahrelang in Oberösterreich – und dass man die einfach wegrationalisiert… Und jetzt gibt es das doch!“

Zukunft noch unklar

Wie es jetzt mit ihm selbst und dem Hochberghaus weitergehen werde, sei noch unklar, do Hüthmayr: „Mit mir, wie’s weitergeht nach 50 Dienstjahren und vielen Ehrungen, die ich jetzt zurückgeben werde, wie’s jetzt mit dem Hochberghaus weitergehen wird, da müssen wir nachdenken. Ich weiß es nicht.“ Heute jedenfalls werde er einmal ganz normal arbeiten, so wie die letzten 50 Jahre auch: „Aber mit so einem Widerwillen, wie ich in meinem Leben noch nie gearbeitet hab!“

Touristiker will Termin beim LR abwarten

Stefan Schimpl vom Tourismusverband Traunsee-Almtal äussert sich ebenfalls überrascht von den Umständen, wie die Kommunikation abgelaufen sei: „Ich war sehr überrascht, dass diese Meldung so rausgeht, weil eben für mich ein nach wie vor anderer Plan gilt.“ Erst kommende Woche sei der Termin mit Landesrat Achleitner und dort werde der gemeinsam mit den Gemeinden und anderen finanzierte Masterplan präsentiert, der zur Fortführung des Skigebietes als ‚Plan A‘ beitragen soll. „Erst dann kann ich ein Ergebnis erwarten und deshalb bin ich etwas überrascht, dass jetzt dieses Ergebnis so kommuniziert wurde“, so Schimpl.

SPÖ kritisiert Achleitner scharf

Der SPÖ OÖ-Vorsitzende Landesrat Michael Lindner äußerte Donnerstagvormittag scharfe Kritik an ÖVP OÖ-Wirtschaftslandesrat Achleitner: „Noch vor seinem Termin am 13. Juli 2023 mit den Betroffenen vor Ort lässt Achleitner über ORF OÖ-Online ausrichten, dass er dem beliebten Wintersportgebiet den unterstützenden Betrag von dreihunderttausend Euro verweigern wird. Damit versetzt er dem Kasberg den Todesstoß.“ Lindner kritisierte weiter, dass Achleitners Parteigleichzeitig bei der Bruckner-Universität „aus der Hüfte“ einen Betrag von 1,5 Millionen Euro nachschieße und spricht von „parteipolitisch motivierte Willkür bei Landesförderungen“.

Lindner: Kasberg-Lifte blieben ohne Coronahilfen

Im vergangenen Betriebsjahr verzeichneten die Kasberg-Lifte einen Verlust von 1,3 Millionen Euro. Das Land bestehe aber auf eine Fördervereinbarung von maximal einer Million Euro, damit bestehe jetzt Zahlungsunfähigkeit und Insolvenzgefahr, so Lindner: „Was Achleitner aber verschweigt, ist, dass die Kasberg-Skilifte keinen Cent Corona-Hilfe von Seiten des Landes Oberösterreich erhalten haben, obwohl immer betont wurde, dass die 300 Millionen Euro Corona-Hilfe aus Landesgeldern genau solche Lücken verhindern soll“. Die SPÖ fordert jetzt schnell Lösungsansätze für die region vom Wirtschaftsressort. Ein Antrag der SPÖ-Fraktion im Landtag, die Kasberg-Lifte in die landeseigene Seilbahnholding einzugliedern, fand keine Mehrheit. Mehr dazu in Hohe Preise und Kasberg Themen im Landtag.

Achleitner kontert: „Aus scheint unausweichlich“

Nachdem das Land OÖ über die drohende Zahlungsunfähigkeit und Insolvenzgefahr bei Almtal Bergbahnen GmbH informiert wurde, müsse das oberste Ziel jetzt die Stärkung des Tourismus in der gesamten Region sein, mit ganzjähriger Ausrichtung, sagte Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) Donnerstagnachmittag in einer Aussendung.

Laut den aktuell vorliegenden Zahlen würden 318.000 Mio. Euro für die Saison 2022/23 ungedeckt bleiben, weil die Eigentümergemeinden nach eigenen Angaben diesen Betrag nicht finanzieren können. Für die kommende Saison wird ein Abgang von 1,5 Mio. Euro prognostiziert, von dem das Land wiederum nur maximal 1 Mio. Euro übernehmen könne, so Achleitner: „Die Finanzierung der verbleibenden 500.000 Euro kann laut Eigentümergemeinden von ihnen ebenfalls nicht übernommen werden. Damit erscheint aus heutiger Sicht ein drohendes Aus für die Bergbahnen auf dem Kasberg unausweichlich“.

Neue Perspektiven abseits der Bergbahn nötig

Nun gelte es, neue Zukunftsperspektiven für den Tourismus in der gesamten Region Almtal-Kasberg zu schaffen, unabhängig vom Fortbestand der Bergbahnen und mit Fokus auf Ganzjahresbetrieb, sagte Achleitner. Das Land OÖ stehe zur Unterstützung von Maßnahmen in diese Richtung bereit.