Polizeiautos und Polizisten in der Linzer Innenstadt bei den Ausschreitungen an Halloween
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Soziologe: Jugendliche wollen Frust abbauen

Nach der Krawallnacht vom Montag in Linz wird von allen Seiten eine harte Gangart gegen die Randalierer angekündigt. Soziologe Kenan Güngör ordnet die Aktion der Jugendlichen als Versuch zu rebellieren ein.

130 junge Menschen sind angezeigt worden, sie sind zwischen 15 und 20 Jahre alt und die meisten haben Migrationshintergrund. Motiv der jungen Menschen sei wohl, dass Jugendliche allgemein rebellieren und etwas erleben wollen, so der Soziologe Kenan Güngör. Außerdem sei in diesen Milieus das Frustlevel sehr hoch.

Mehr Sozialarbeit auf TikTok und Co

Es seien aber nur ein paar wenige Jugendliche, die tatsächlich Gewalt ausüben wollen, die meisten seien nur Mitläufer, so Güngör. Organisiert werden die Aktionen über soziale Medien, vor allem über TikTok. Laut Güngör müsse man rasch online Sozialarbeit aufbauen. So könne man die Menschen beobachten und in weiterer Folge schneller eingreifen.

„Für diese Menschen ist kein Platz bei uns“

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sagt am Mittwoch, dass Menschen „keinen Platz bei uns haben können, die sich klar gegen unsere Gesellschaft stellen.“ Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) sieht das ähnlich: „Ich möchte sehr deutlich sagen, dass Menschen, die sich so verhalten, bei uns nichts verloren haben.“ Weiter sagt er, dass ähnliche Probleme schon seit 2015 bekannt seien und oft von Seiten der FPÖ thematisiert und von vielen anderen Seiten ignoriert worden wären.

Für Sicherheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ) komme die Stadt „bereits mit der bisher unkontrollierten Zuwanderung nicht zurande“, weshalb man sich gegen die weitere Aufnahme von Asylwerbern ausspreche. Raml plädierte zudem für eine stärkere Überwachung und forderte, die Polizei solle „künftig verstärktes Augenmerk auf ‚kriminelle Verabredungen‘ in sozialen Medien legen“.

„Taskforce zur Jugendbanden-Problematik“

ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart forderte neben „harten Konsequenzen bis hin zu Abschiebungen“ eine „Taskforce zur Jugendbanden-Problematik“. Nötig seien u.a. Kontaktbeamte mit entsprechenden Fremdsprachenkenntnissen, die Vermittlung des in Österreich geltenden Gesetze- und Wertekatalogs, aber auch Abschreckungsstrategien und Aussteigerprogramme.

Grüne warnen vor „Pauschalverurteilung“

„Gewalt darf in unserer Stadt keinen Platz haben. Deshalb muss mit aller Härte des Gesetzes gegen Randalierer vorgegangen werden“, betonte auch die Grüne Stadträtin Eva Schobesberger. Sie warnte aber vor „Pauschalverurteilungen einzelner Bevölkerungsgruppen“.

Die Sicherheitssprecherin der oberösterreichischen Grünen, Anne-Sophie Bauer, glaubt, dass man das Problem mit mehr Polizeipräsenz allein nicht in den Griff bekommen wird. Die Exekutive müsse „den virtuellen Raum noch intensiver im Blick haben“, das gehe aber nur mit entsprechender Ausstattung und Expertise.

Sicherheitsgipfel in Linz

Am Freitag wird der Landessicherheitsrat einberufen. Einen eigenen Sicherheitsgipfel in Linz soll es dann kommende Woche geben. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) kündigte an teilzunehmen, obwohl er „über keinerlei Kompetenzen in Sicherheitsfragen verfügt“, die er aber gerne hätte, wie er betont und auf eine Kompetenzänderung drängt.

Luger kritisierte, dass die Planstellen bei der Linzer Polizei seit 2019 von 657 auf 620 reduziert worden seien und im gesamten Bundesland auf einen Polizei-Dienstposten 417 Bürgerinnen und Bürgerinnen kommen würden – „im Karner-Bundesland Niederösterreich sind es 354“. Er forderte zudem eine Personalaufstockung für schnellere Asylverfahren.

Fest steht, dass alle in der Montagnacht erwischten jungen Männer ein Fall für die Justiz werden.