Linzer Landhaus, der Himmel ist bewölkt
ORF.at/Roland Winkler
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Coronavirus

Neue CoV-Maßnahmen stehen bevor

Dem Vernehmen nach sollen am Donnerstag, noch vor dem für Freitag angekündigten Bund-Länder-Gipfel, neue Maßnahmen für OÖ bekanntgegeben werden. Ab Donnerstag 0.00 Uhr gibt es auch in den Bezirken Wels-Land und Kirchdorf Ausreisekontrollen.

Der Krisenstab des Landes gab die Kontrollen für die zwei weiteren Bezirke am Mittwochnachmittag bekannt. Damit sind elf Bezirke in Oberösterreich Hoch-Inzidenzgebiete.

  • Der Bezirk Kirchdorf liegt mit seiner gemittelten 7-Tages-Inzidenz von 514,6 über der durch den Erlass definierten Grenze von 500.
  • Der Bezirk Wels-Land liegt mit seiner gemittelten 7-Tages-Inzidenz von 508,0 über der durch den Erlass definierten Grenze von 500.
  • Auch die Bezirke Braunau, Freistadt, Gmunden, Grieskirchen, Perg, Steyr-Land, Vöcklabruck, Ried und Schärding, für die schon bisher eine Ausreise-Testpflicht gilt, liegen nach wie vor über ihren jeweiligen Grenzen bei der gemittelten 7-Tages-Inzidenz

Verantwortliche reagieren auf Kritik

Die Kritik an den Verantwortlichen im Land wurde immer lauter. In den letzten Tagen von der SPÖ, am Mittwoch auch von den Grünen und NEOS. Zuwenig Entschlossenheit, Überforderung und Zaudern wird dem ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer im speziellen und der schwarz-blauen Landeskoalition allgemein vorgeworfen. Im Linzer Landhaus hadert man hinter vorgehaltener Hand einerseits mit der nach wie vor niedrigen Impfquote unter anderem mit dem Hinweis, dass es wohl kein Zufall sei, dass die impfkritische MFG bei der Landtagswahl in Oberösterreich gut sechs Prozent erreicht hat.

Reihe neuer und vorgezogener Maßnahmen

Andererseits verweist man im Zuge des immer wieder herangezogenen Vergleichs mit Wien darauf, dass etwa am Dienstag in Oberösterreich gleich viel getestet worden sei, wie in der Bundeshauptstadt. Und, dass man trotz der hohen Infektionszahlen bei der Auslastung der Intensivstationen, gemessen an der Bevölkerungszahl, hinter Wien und Kärnten auf Platz drei liege. Die Rolle des Buhmanns scheint den Verantwortlichen jetzt zu reichen. Dem Vernehmen nach sollen am Donnerstag neue Maßnahmen verkündet werden.

  • 2,5-G-Regel – „geimpft, genesen oder PCR-getestet“ – für die Gastronomie und Hotellerie, für körpernahe Dienstleister ebenso, wie für Fitnessstudios, Veranstaltungen, Spitäler und für Pflegeeinrichtungen. Diese Verschärfung soll voraussichtlich in der kommenden Woche in Kraft treten.
  • Mitte November soll es nach dem Vorbild aus dem bei der Impfquote deutlich erfolgreicheren Burgenland eine Impflotterie geben. Allen Bedenken, rund um eine Belohnung für einen ohnehin schon gratis angebotenen Stich zum Trotz.
  • Voraussichtlich ab nächster Woche soll es ein vom Land organisiertes, flächendeckendes PCR-Gurgelprogramm geben – in Zusammenarbeit mit der Handelskette Spar. Weil das Gesundheitsministerium in den letzten Monaten die von Oberösterreich verlangte flächendeckende Ausrollung des PCR-Testprogramms „Österreich gurgelt“ nicht genehmigt habe, habe man jetzt dieses eigene Programm entwickelt.
  • Ab Donnerstag sollen in allen Testzentren, an denen bisher schon Antigentests angeboten werden, auch PCR-Tests möglich sein.

Ob die bekannt corona-kritischen Freiheitlichen bei all den neuen Maßnahmen im Boot seien, wird im Landhaus zurückhaltend beantwortet: Sie würden jedenfalls nicht dagegen auftreten, heißt es.

1.669 Neuinfektionen innerhalb 24 Stunden

1.669 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sind in Oberösterreich von Dienstag auf Mittwoch registriert worden. In Oberösterreichs Krankenhäusern werden derzeit 406 an Covid-19 Erkrankte behandelt, 58 von ihnen auf Intensivstationen. In Braunau liegt die 7-Tages-Inzidenz derzeit bei 1.016 und damit zum ersten Mal über der Grenze von 1.000 Infektionen auf 100.000 Einwohner oder einem Prozent. Gefolgt von den Bezirken Perg mit 939 und Grieskirchen mit 902. Am niedrigsten sind die Werte in der Stadt Linz mit 347 und der Stadt Wels mit 372. 17.056 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher müssen derzeit in Quarantäne ausharren. Im Zusammenhang mit Covid-19 müssen in Oberösterreich inzwischen 1.875 Todesfälle beklagt werden. Von Dienstag auf Mittwoch sind drei weitere hinzugekommen.

7-Tages-Inzidenzen in Oberösterreich

Bezirk 7-Tages-Inzidenz
Stadt Linz 911,7
Stadt Steyr 1.370,0
Stadt Wels 1.128,4
Braunau 2.198,3
Eferding 1.453,5
Freistadt 1.570,5
Gmunden 1.564,1
Grieskirchen 1.464,6
Kirchdorf 1.236,8
Linz-Land 1.135,2
Perg 1.714,3
Ried 1.749,4
Rohrbach 2.230,5
Schärding 2.290,4
Steyr-Land 1.334,2
Urfahr-Umgebung 1.758,0
Vöcklabruck 2.252,3
Wels-Land 1.310,1
Quelle: Krisenstab d. Landes Oberösterreich

Polizei extrem gefordert

Die vielen von Ausreisekontrollen betroffenen Bezirke in Oberösterreich bedeuten auch für die Polizei eine deutlich spürbare Mehrbelastung. Es werden „stichprobenartige Kontrollen“ durchgeführt und man habe auch einen klaren Plan für jeden Bezirk, erklärt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Am Donnerstag seien 6.500 Personenkontrollen an Bezirksgrenzen durchgeführt worden – rund 240 Personen habe man zurückweisen müssen, weil sie nicht die notwendigen Papiere vorweisen konnten. Es mache durchaus Sinn, dass diese Durchmischung zu verhindern, die man in diesem Krankheitsfall nicht haben wolle: „Es obliegt aber auch nicht der Polizei, zu beurteilen, was sinnvoll ist und was nicht.“

Landespolizeidirektor Andreas Pilsl im Interview

Klar sei aber, dass die Kontrollen zusätzlich zu den bisherigen Aufgaben der Polizei geleistet werden müssen, sagt Pilsl. Nachdem das allgemeine Leben relativ ungestört von statten gehe, sei es ein zusätzliche Aufgabe, die die Polizei extrem fordert.

Pilsl: „Das ist halt unser Job“

Auf die bisherigen Erfahrungen der Polizei bei den Kontrollen angesprochen, sagt Pils: „Es gibt durchaus auch aufgebrachte Menschen, die ihren Unmut kundtun. Auch Geimpfte, die fragen, warum sie sich das wieder antun müssten. Genauso wie die Kollegen, die sagen, ‚es müsste nicht sein und wir müssen wieder kontrollieren‘. Aber das ist halt unser Job und wir machen das auch.“ Es müsse aber auch erlaubt sein, so der Landesdirektor, seinen Unmut hier zu äußern, weil die Polizei wirklich andere Aufgaben hätte. „Da scheitert es einfach daran, dass sich zu wenige Menschen impfen lassen:“

Dritte Impfung als wichtigste Maßnahme

Für den Leiter der Lungenabteilung am Linzer Kepler Uniklinikum, Bernd Lamprecht, ist die dritte Impfung derzeit die wichtigste Maßnahme, um Ältere und Kranke vor dem Coronavirus zu schützen – am besten sechs Monate nach dem zweiten Impftermin. Studien und Beobachtungen in anderen Ländern würden zeigen, dass weitere Impfstoffdosen erforderlich sind. Daher habe das nationale Impfgremium schon vor einem Monat eine sehr klare Empfehlung ausgesprochen, so Lamprecht im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Gerade Ältere, kranke Menschen und Personen, die in Altenheimen betreut werden, sollten sechs bis neun Monate nach der zweiten Impfung eine weitere Impfdosis erhalten.

Sechs Monate sind bester Abstand

Für Lamprecht ist die dritte Impfdosis für die oben angesprochenen Gruppen „die weitaus wichtigste Maßnahme“, wenn aber genug Impfstoff zur Verfügung steht, spreche nichts dagegen auch andere Altersgruppen mit einer weiteren Dosis zu versorgen. Der beste Zeitabstand zwischen zweiter und dritter Impfung liegt für Lamprecht bei sechs Monaten, um die Immunität aufrecht zu erhalten.

Zu Berichten aus Deutschland, in denen von überraschend starken Impfreaktionen nach dem dritten Stich die Rede ist, sagt der Experte, dass ihm solche Fälle aus seinem Erfahrungsbereich nicht bekannt seien.

Nationales Impfgremium empfiehlt dritte Impfung

Das Nationale Impfgremium (NIG) hat am Dienstag die dritte CoV-Impfung schon sechs Monate nach dem Zweitstich für alle Menschen über 18 empfohlen. Weil aktuelle Studien belegen würden, dass der Impfschutz nach sechs Monaten nachlasse, sei die Booster-Impfung in Zeiten rapide steigender Zahlen besonders wichtig, so Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Infektiologin Ursula Wiedermann-Schmidt und Virologin Monika Redlberger-Fritz. Mehr dazu in Booster-Impfung für alle nach sechs Monaten