Gramastetten im Bezirk Urfahr-Umgebung ist eine jener Gemeinden, in denen Hagel, Sturm und Regen besonders schwere Schäden angerichtet haben. Auch die jüngste Unwetterfront in der Nacht auf Mittwoch erfasste die Gemeinde, sagt Bürgermeister Andreas Fazeni, der schätzt, dass im Ortszentrum, wo das Gewitter am stärksten war, zwischen 50 und 60 Prozent der Gebäude von Schäden betroffen sind.
Engpässe bei Dachdeckern
Etliche Helfer, vor allem viele Feuerwehrleute, haben die beschädigten Dächer provisorisch repariert und mit Folien abgedeckt. In den nächsten Tagen werde es nun darauf ankommen, ob man ausreichend Dachdecker-Kapazitäten auftreiben kann, so Fazeni. Das sei momentan die schwierigste Aufgabe und der größte Engpass: „Weil speziell in OÖ keine Dachdecker mehr irgendwelche Kapazitäten anbieten können und wir da schon in andere Bundesländer die Fühler ausgestreckt haben.“ Inwieweit das zielführend sei, könne man noch nicht abschätzen, sagt der Gramastettener Bürgermeister.
Schätzung: Rund 80.000 Schadensfälle in OÖ
Es ist ein Problem, das viele Regionen in Oberösterreich betrifft. Die heimischen Versicherungen sprechen heute in einer Schätzung von insgesamt 80.000 Schadensfällen, die die Unwetter der vergangenen Woche angerichtet haben. Die Erhebungen seien noch lange nicht abgeschlossen, betont Kathrin Kühtreiber-Leitner, die Sprecherin der Versicherungswirtschaft in der oberösterreichischen Wirtschaftskammer. Sie geht davon aus, dass insgesamt ein Schaden von 450 Millionen entstanden sein dürfte.
Mangel an Baumaterial verschärft Situation
Und auch die Versicherungsexpertin ist alarmiert: die ohnehin schon vorherrschende Ressourcenknappheit in der Bauwirtschaft könnte bei der Behebung der Schäden zu erheblichen Verzögerungen führen.
Denn auch unabhängig von den aktuellen Unwetterfolgen waren die Auftragsbücher vieler Handwerksbetriebe zuletzt wieder gut gefüllt. 35 Prozent der Betriebe aus Branchen wie Bausektor, Elektriker oder Metalltechniker können laut Wirtschaftskammer frühestens in sechs oder mehr Monaten wieder einen Auftrag annehmen. Auch Stimmung und Erwartung hätten bei den 55.000 Gewerbe- und Handwerksbetrieben zuletzt deutlich ins positive gedreht.