Geplante Gas-Bohrstelle in Molln
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Chronik

Bohrung in Molln: Prozess gegen Wachmann

Die von Umweltschützern bekämpften Probebohrungen nach Erdgas in Molln (Bezirk Kirchdorf) haben eine strafrechtliche Komponente erhalten. Ein Mitarbeiter einer Security-Firma muss sich am 24. April in Steyr vor Gericht wegen Nötigung und versuchter Beweismittelunterschlagung verantworten.

Am 17. Februar war es zu einer Auseinandersetzung zwischen Naturschützern und Security-Mitarbeitern gekommen. Der Security-Firma wurde von der Explorationsfirma ADX Energy zur Bewachung der Bohrstelle beauftragt. Laut Anklagebehörde soll ein Wachmann 30 Meter von der eingezäunten Bohrbaustelle entfernt auf einer Schotterstraße zunächst auf einen Aktivisten der Bürgerinitiative Pro Natur Steyrtal losgegangen sein und ihn ermahnt haben, das fotografieren zu unterlassen.

Wachmann nahm einem Gegner Smartphone ab

Als der Angeklagte merkte, dass ein anderer Gegner das hitzige Szenario mit dem Handy filmte, habe er diesen an der linken Hand gepackt und ihm offenbar den Daumen zurückgedreht, bis er das Mobiltelefon ausließ. Anschließend sei er mit dem Handy auf das Betriebsgelände gelaufen und wollte anscheinend die Aufnahmen löschen, entnimmt eine Sprecherin des Landesgerichts Steyr dem Strafantrag.

Bohrgegner nannten weitere mutmaßliche Übertretungen

Nachdem die Bewilligung für die Explorationsbohrung mit 31. März endet, thematisierten Bohrgegner am Donnerstag in einer Pressekonferenz auch aus ihrer Sicht erfolgte Übertretungen der Bescheidauflagen. In drei Fällen habe man bei der Naturschutzbehörde Anzeige erstattet. So sei die genehmigte Bohrplatzgröße übertreten worden, die Fahrzeuge sowie die Geräte seien vor jeder neuerlichen Einfahrt in den Talraum nicht entsprechend gereinigt worden. Diese Auflage sei notwendig, um das „Einschleppen ortsfremder Pflanzen“ zu verhindern und „um den Artenkorridor zum Nationalpark Kalkalpen zu schützen“, hob Barbara Sitter von Pro Natur Steyrtal hervor.

Bohrturm Gasbohrung ADX startet
ADX

Weiters soll ein Lastwagen beim Abtransport Bohrschlamm verloren haben, der dann nicht wie vorgeschrieben als Gefahrengut entsorgt worden sein soll. Laut Auskunft von Oberösterreichs Umweltanwalt Martin Donat seien die Sachverhaltsdarstellungen an die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde weitergeben worden, die „drei Strafverfahren eingeleitet hat“.

ADX: Bohrungen liegen vor Plan

ADX Vie GmbH – eine Tochterfirma des in Australien gelisteten Explorationsunternehmens ADX Energy – hatte diese Woche mitgeteilt, dass die Bohrarbeiten schneller als angenommen fortschreiten, man liege rund vier Tage vor Plan. Ein Sprecher kommentierte die neuen Anschuldigungen als „weiteren Versuch, das Unternehmen und das Projekt öffentlich in Misskredit zu bringen“.

Weiters erklärte er, dass die Vorhaltungen bezüglich Fahrzeugreinigungen und Auslaufen des Bohrschlammes nicht ADX, sondern von der Gesellschaft beauftragte Dienstleister angehe. Eine „absichtlich Verletzung der Auflagen“ stellte er aber generell in Abrede.