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Wissenschaft

Linzer IT:U zeigt erste Arbeiten

Interdisziplinäres Arbeiten ist eines der Hauptmerkmale der neuen IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria) in Linz. Aus dem Herbstsemester präsentierten 25 Studierende am Donnerstag ihre so entstandenen Projekte bei einem Open House in den Räumen der IT:U im Science Park der Johannes Kepler Uni (JKU).

Drei der 25, die gemeinsam mit ihren – Fellows genannten – Lehrenden auch Ansätze für Lehrpläne entwarfen, werden noch ein Semester bleiben und weiter an ihren Projekten arbeiten, zwölf neue Studierende sollen dazukommen, erklärte Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt im APA-Gespräch das weitere Vorgehen.

Linz reizt mit Verbindung von Wissenschaft und Kunst

Amanda Bennetts hat sich für ein weiteres Semester in Linz beworben. Sie präsentierte ihr Projekt „Stealth care: Wellness from the Algorithm“, in dem die Kunststudentin aus Australien gemeinsam mit Data-Science-Studentin Nathanya Queby Satriani ein Programm entwickelt hat, das ihre Muskelermüdung zu 100 Prozent korrekt voraussagen kann. „Wie kann ich diese Daten für Wellness nutzen?“, fragt Bennetts nun, die in den fünf Monaten in Linz viel über Artificial Intelligence und Machine Learning gelernt hat. Veranschaulicht ist es in einem kleinen Wassertank, der ihre Muskelinformationen in Bläschen aufsteigen lässt, ein Oszilloskop zeichnet gleichzeitig die Kurven auf.

Kunststudentin Amanda Bennetts, aufgenommen am Donnerstag 25. JŠnner 2024 in Linz.
APA/ULRIKE INNTHALER

„Die Möglichkeit, Kunst mit Wissenschaft zu verbinden, hat mich vor allem gereizt“, beschrieb Bennetts ihre Motivation, nach Linz zu kommen.

Natur trifft auf Maschinen-Lernen

Die gleiche Interdisziplinarität bringt der Brite Nathan Cornish in „Mechanical learning and the book of nature“ ein, indem er Texte über die Botanik aus dem Jahr 1597 mit von KI geschaffener Bebilderung in ein Buch gegossen hat. Die Texte seien streng genommen ein Plagiat und auch AI-generierte Bilder, da sie ja nur Vorgaben wiedergeben. Reizvoll sei auch die gewisse „Blödheit“, die teilweise in den alten Texten (Enten, die auf Bäumen wachsen) wie auch in den KI-generierten Bildern zu finden sei. Entstanden ist ein Kunstbuch, der Historiker Cornish würde aus dem Projekt gern ein Buch, „das man lesen kann“, machen. Damit will er sich für ein PhD-Studium bewerben, wenn er im Juni seinen Master an der Universität von Uppsala abgeschlossen hat.

Interdisziplinäres Arbeiten und Ausprobieren

Diesen Lernprozess mit dem interdisziplinären Arbeiten gilt es weiterzuführen, betonte Lindstaedt, die gemeinsam mit den Gründungskonventsmitgliedern Katja Schechtner und Christopher Lindinger sowie Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker Diskussionspanels moderierte. Im Sommersemester will man in Lernlabs herausfinden, wie man den Umgang mit Technologie am besten lehrt. „Ausprobieren ist die neue DNA für uns“, und selbstverständlich wissenschaftlich evaluieren.

Ab Februar werden drei Lecturers in Linz tätig sein, bis dann sollten auch Professorenstellen ausgeschrieben sein, bis zu zehn will man aus dem Call gewinnen, die freilich nicht alle ab Herbst in Linz sein können werden, wenn zumindest zehn PhD-Studierende an der IT:U starten sollen. Dazu holt man sich die Hilfe von anderen Universitäten, mit der JKU und der Linzer Kunstuni sei man in guten Gesprächen, so Lindstaedt, die meinte: „Jetzt geht es richtig los!“

Lindstaedt zu Kritik: „Neu heißt nicht schlechter“

Auf neuerliche Kritik an der IT:U des Präsidenten der Universitätenkonferenz Oliver Vitouch reagierte sie gelassen: „Wir machen viele Dinge neu, das heißt nicht, dass sie schlechter sind“. Das Curriculum für die PhD-Studierenden entstehe, sei aber nicht in Stein gemeißelt, sondern immer wieder veränderbar. Gelehrt werde in Projekten, in denen die Studierenden ihre Lernziele pro Semester erreichen sollen; anfangs mehr auf Programmieren konzentriert, dann in freieren Projekten. Kooperationen mit der Ars Electronica werde es weiter geben, höchstwahrscheinlich wieder eine Summer School. Eine Idee sei auch, „dass Unternehmen ein Lernlab sponsern oder Themen für Projekte einbringen, das heißt aber nicht, dass wir die verlängerte Werkbank für diese Unternehmen sind oder denen ein Produkt entwickeln“, stellte Lindstaedt klar. Sie kann sich auch eine Kooperation mit der 2021 gegründeten TU Nürnberg vorstellen, „weil sich unsere Lernmethodik ergänzt“.

Zurzeit arbeiten zwölf Personen an der IT:U, ab Februar kommen drei weitere dazu. Man findet noch mit zwei Etagen im Science Park 4 der JKU das Auslangen, zwei weitere Etagen sollten dazukommen. Der eigene Neubau werde wohl erst 2028 fertig sein, derzeit läuft der Architekturbewerb.