Ältere Dame mit Festnetztelefon am Ohr, anonym
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Chronik

Telefonbetrug: Aus Scham wenig Anzeigen

Kriminelle sind kreativ – je nach Jahreszeit und Anlass werden neue Betrugsmethoden angewandt. Zum Jahresbeginn häufen sich etwa Betrugsmaschen, die mit dem Lohnsteuer-Ausgleich zusammenhängen. Eine neue Studie zeigt außerdem, dass bei Telefonbetrug die meisten Betroffenen aus Scham keine Anzeige erstatten.

Siebzig Prozent aller Betrugsfälle in Österreich finden bereits digital statt. Neben den digitalen Betrugsversuchen gibt es aber weiterhin auch zahlreiche andere Methoden, mit denen Kriminelle versuchen, ihren Opfern Geld herauszulocken. Etwa mit Telefonanrufen, wo es meist sogenannte „Schockanrufe“ gibt, die einem vorgaukeln, ein enger Verwandter habe einen Unfall verursacht und müsse nun Kaution zahlen, um nicht ins Gefängnis zu müssen. Viele werden auch Opfer von sogenannten „Phishing-Mails“ oder Phishing-Anrufen“.

Viele noch mit Namen und Nummer im Telefonbuch

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat am Mittwoch die Ergebnisse einer Dunkelfeldstudie aus dem Bereich Eigentumschutz veröffentlicht, die zeigt, dass rund ein Fünftel der Befragten häufig Anrufe von unbekannten Nummern erhält. Noch immer steht etwa ein Fünftel der Über-50-Jährigen mit Namen und Festnetznummer im Telefonbuch, fast ein Drittel mit ihrer Handynummer.

Der Vorname lasse oft Rückschlüsse auf das Alter zu und da setzen die Betrüger an, erklärt Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV.

Studie: Nur acht Prozent erstatten Anzeige

Obwohl fast alle Befragten von Telefonbetrug zumindest schon gehört haben, sind die Methoden der Betrüger so ausgeklügelt, dass immer wieder Menschen darauf hereinfallen. Zur Anzeige kommen laut Studie aber nur rund acht Prozent der Fälle. „Scham und Resignation spielen bei den Opfern von Telefonbetrug noch immer eine große Rolle, sodass nur ein Bruchteil der Delikte angezeigt wird“, sagt Kaltenegger.

Zwei Drittel tun nach Betrug gar nichts

Wie die Daten der Dunkelfeldstudie zeigen, setzt eine klare Mehrheit von über 60 Prozent nach dem Entdecken des Telefonbetrugs keine Maßnahmen. Häufigste Reaktion ist, dass der Betrug im Internet öffentlich gemacht wird (16%). Elf Prozent wenden sich an Beratungsstellen, fünf Prozent nehmen psychologische Beratung in Anspruch. Manche gehen zwar zur Polizei, erstatten dann aber doch keine Anzeige.

Viele neue digitale Betrugsmaschen

Die Täter zeigen sich aber auch besonders kreativ beim Erfinden neuer Betrugsmaschen, wie zuletzt etwa mit der Verwendung von QR-Codes, die man scannen soll, um eine angebliche Sperre seiner Kreditkarte aufzuheben. Mehr dazu in Neue Betrugsmasche mit QR-Codes (ooe.ORF.at, 23.1.24)

Kriminelle machen Angst mit „Post vom Finanzamt“

Trotz der ständig neuen Betrugsmaschen, greifen Kriminelle aber auch gerne auf Altbewährtes zurück. Das zeigt sich jedes Jahr im Frühjahr, wenn viele Landsleute beim Finanzamt ihren Lohnsteuer-Ausgleich machen, warnt Gerald Sakoparnig, der Leiter der Abteilung Betrug beim Landes-Kriminalamt: „Da werden Mails, SMS und Nachrichten verschickt, wo wir eben entweder aufgefordert werden, eine Zahlung zu tätigen, weil eben beim Finanzamt eine offene Forderung besteht.“ Die Täter drohen in den Mails damit, dass bei Nichtbezahlen eine gerichtliche Pfändung ins Haus stehen würde. Dadurch werde bei den Empfängern der Nachrichten Angst und Panik ausgelöst und viele würden deshalb bezahlen, so Sakoparnig.

Eine zweite Variante sei, dass man quasi ‚Post vom Finanzamt‘ bekomme und dann seine eigenen Bankdaten bekanntgeben soll. Auch damit könne in der Folge dann Geld herausgelockt werden, warnt der Präventionsexperte der Polizei.