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Oö. Banken durch Signa-Pleite nicht in Gefahr

Seit Montagabend ist klar: Auch oberösterreichischen Banken drohen im Rahmen der Signa-Pleite Millionenverluste. Bisher an den ORF erfolgte Rückmeldungen der sechs betroffenen Geldinstitute im Bundesland lassen den Schluss zu, dass es insgesamt um rund 120 Millionen Euro gehen dürfte.

Bei solchen Beträgen gehe es aber nicht einmal annähernd um ein Prozent der Bilanzsumme dieser Banken, sagte heute der Linzer Wirtschaftswissenschaftler Teodoro Cocca im ORF-Oberösterreich-Interview.

Keine Totalausfälle der Kredite zu erwarten

Vor allem, weil es sich vorwiegend um Immobilienkredite für lukrative Gebäude in guter Lage handle – von Hamburg bis New York –, sei ein Totalausfall dieser Kredite eigentlich nicht denkbar, so Cocca: „Weil man kann jetzt darüber streiten, wie wertvoll diese Gebäude dann tatsächlich sind, aber einen Wert stellen sie auf jeden Fall dar.“ Deshalb werde man nur einen Teil des Kredites verlieren und niemals den ganzen, erklärte der Wirtschaftswissenschaftler. Es gehe vielmehr darum, ob man 20 oder 30 Prozent des Kredites allenfalls verliere, weil die Immobilie genau um diese Beträge zu hoch bewertet war.

Immobilieninvestments „tägliches Geschäft“ der Banken

Es sei auch gar nicht ungewöhnlich, dass international gesehen relativ kleine oberösterreichische Banken in solche Kreditgeschäfte einsteigen, sagte Cocca, denn die Finanzierung von Immobilien sei sozusagen das tägliche Geschäft im Bankenwesen, wenn es um Kredite geht. „Jetzt im Nachhinein natürlich, jetzt erkennen wir, das war vielleicht nicht das beste Investment. Aber umgekehrt muss man auch sagen, Immobilieninvestments in den letzten zehn Jahren waren Topinvestments!“ Banken und Investoren hätten damit gutes Geld verdient. Leider gehöre es fast dazu, dass es auch einmal zu Ausfällen komme, und das sei eben jetzt bei Signa eingetreten.

Der Steuerzahler werde aber sicher nicht für die Verluste einspringen müssen, so Cocca.

Grüne: „Schaler Beigeschmack“

Darauf, dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler durch die Auswirkungen der Signa-Pleite nicht belastet werden, legen auch die oberösterreichischen Grünen großen Wert. Es bleibe aber ein „schaler Beigeschmack und Verärgerung bei den kleinen Kreditnehmern“, so Klubobmann Severin Mayr. Im parlamentarischen U-Ausschuss wolle man dafür sorgen, dass keine Fragen zu möglichen „personellen Verflechtungen“, bleibenden Risiken und drohenden Schäden offenbleiben.

FPÖ: „Konzerne werden hofiert, Häuslbauer schikaniert“

Im Zusammenhang mit den Krediten heimischer Banken an Signa kritisiert FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner einen seiner Meinung nach „falschen Fokus“ der Bundesregierung bei der Etablierung von Kreditvergabegesetzen. „Undurchsichtige Gebilde wie das Signa-Imperium“ könnten offenbar problemlos Fremdkapital in Milliardenhöhe einsammeln, während „kleine Häuslbauer“ für einen Kredit „bis auf die Unterhose durchleuchtet“ würden. Das sorge für Unverständnis, so Haimbuchner, der erneut eine vollständige Rücknahme der KIM-Verordnung fordert.