KTM in Mattighofen
Wirtschaft

Pierer: Jobstreichungen in Mattighofen und Munderfing

Bis zu 300 Arbeitsplätze wackeln bei Pierer Mobility, dem Zweiradproduzenten, der vor allem für die Motorräder von KTM bekannt ist, die im Innviertel gefertigt werden. Genau dort in Mattighofen und Munderfing werden auch die meisten Jobs gestrichen, hieß es am Mittwoch aus dem Unternehmen.

Stefan Pierer wollte am Dienstag kein Interview geben. Vorstand Viktor Sigl sagte über den Grund, warum jetzt Arbeitsplätze gestrichen werden: „Es ist das wirtschaftliche Umfeld, insbesondere im heurigen Jahr, etwas rauer geworden. Und wir sind natürlich auch damit konfrontiert, dass die Personalkostensteigerungen, die wir in den letzten beiden Jahren erlebt haben, nicht zur Gänze durch Effizienzsteigerungen bzw. auch durch Preiserhöhungen weitergegeben werden können.“

„Langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen“

Pierer Mobility hatte zuletzt von Rekordumsätzen berichtet. Auf die Frage, warum jetzt trotzdem die Sparmaßnahmen greifen, sagte Sigl: „Es hat das Eine mit dem Anderen nichts zu tun. Wir werden auch im Jahr 2023 ein weiteres Umsatzwachstum darstellen können. Hier geht es einfach darum, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.“

„Abgänge durch natürliche Fluktuation“

„Im Arbeiterbereich wird der Großteil der Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen, über natürliche Fluktuation das Unternehmen verlassen, aber auch im Leiharbeitsbereich. Natürliche Fluktuation bedeutet sowohl Pensionierungen als auch Mitarbeiter, die befristete Verträge haben. Aber in erster Linie Mitarbeiter, die freiwillig von sich aus das Unternehmen verlassen, weil sich deren Lebensrealitäten verändern“, so Sigl.

Auf die Frage, ob die Streichung der Arbeitsplätze eine Reaktion auf den Lohnabschluss der Metaller sei, sagte Sigl: „Das hat jetzt nicht unmittelbar mit Abschlüssen zu tun. Es ist natürlich kein Geheimnis, dass hohe Abschlüsse insbesondere zu hohen Lohnkosten führen. Wenn das dann noch durch hohe Lohnnebenkosten verstärkt wird, stärkt das nicht unbedingt die Attraktivität eines Standortes.“

„Um Wirtschaft heuer nicht gut bestellt“

Stefan Pierer hatte zuletzt immer wieder anklingen lassen, dass es um die Wirtschaft heuer nicht gut bestellt sei. Hohe Energiepreise und die Debatte um eine Arbeitszeitverkürzung auf 32 Wochenstunden, haben Pierer immer wieder dazu veranlasst, Kritik zu üben. Die Industrie gehe dorthin, wo die Energiepreise niedriger seien, sagte er im Frühjahr in einem Zeitungsinterview.

Debatte um Arbeitszeitverkürzung „sinnbefreit“

Die Debatte um die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bezeichnete er als sinnbefreit. Dem Vernehmen nach sei Pierer auch mit den durchschnittlich 8,6 Prozent Lohnplus für die Metaller unzufrieden. Jetzt werden Teile der Produktion von Pierer Mobility nach Indien und China verlagert, wo man Kostenvorteile nutzen möchte.