Landesgericht Wels
APA/Barbara Gindl
APA/Barbara Gindl
Chronik

Wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht

Weil er vier Kinder missbraucht und Kindesmissbräuche in Südostasien in Auftrag gegeben haben soll, steht ein 37-Jähriger in Wels vor Gericht. Der Mann zeigt sich teilweise geständig. Ein Urteil wird erst Mitte November erwartet.

Ein 37-Jähriger muss sich seit Dienstag in Wels wegen unzähliger schwerer Sexualdelikte an Kindern vor Gericht verantworten. Er soll sich an vier Mädchen in Oberösterreich vergangen haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, seit 2017 Tausende Kindesmissbrauchsdarstellungen gesammelt und in Live-Chats selbst Missbrauch in Südostasien beauftragt und angesehen zu haben. Er ist nur teilweise geständig.

Angeklagte sei „kernpädophil“

Die Staatsanwältin gab in ihrem Eröffnungsplädoyer einen „Einblick in die psychischen Abgründe“ des Angeklagten. Dieser sei, so zitierte sie aus dem Gutachten, „kernpädophil“ und soll nach „plan- und dranghaftem Muster“ vorgegangen sein. So habe er sich im Internet ein Handbuch heruntergeladen, in dem erklärt werde, wie man das Vertrauen von Kindern erlangen könne. Danach sei er wohl auch in vier Fällen vorgegangen, so die Staatsanwältin. Die Opfer zwischen vier und 14 Jahren stammten aus seiner Nachbarschaft oder dem unmittelbaren Umfeld. Keines der Mädchen erstattete nach teils jahrelangem Missbrauch Anzeige gegen den Peiniger, denn der Angeklagte habe sie unter Druck gesetzt und ihnen eingeredet, dass sie „eine Straftat“ begangen hätten, nicht er.

US-Behörde brachte Fall ins Rollen

Der Fall kam erst 2022 ins Rollen, als die US-Behörde National Center for Missing & Exploited Children, an die von Internetplattformen Verdachtsfälle gemeldet werden, Meldung nach Österreich erstattete. Ursprünglich ging es um Kindesmissbrauchsdarstellungen in einem Cloud-Speicher. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Mann aus dem Bezirk Vöcklabruck zwischen 2017 und 2022 wohl auch Frauen auf den Philippinen beauftragt haben dürfte, Kleinkinder und Babys vor laufender Web-Cam zu missbrauchen. Auf beschlagnahmten Datenträgern seien 150.000 Bilder und Videos wiederhergestellt worden, führte die Staatsanwältin aus.

„Einvernehmliche sexuelle Beziehung“ mit Teenager

Zum Besitz von Kinderpornos zeige sich ihr Mandant geständig, meinte die Verteidigerin. Er sei „sehr reumütig“ und sei inzwischen aus der regulären Untersuchungshaft in ein forensisch-therapeutisches Zentrum gewechselt. Ihr „kranker“ Mandant wolle auch eine Therapie machen. Die sexuellen Übergriffe auf die vier Kinder stelle er aber „in Abrede“. Den drei jüngeren Mädchen will er sich nie unsittlich genähert haben, mit der 14-Jährigen habe er eine „einvernehmliche sexuelle Beziehung“ gehabt, so die Verteidigerin.

Nach den Eröffnungsplädoyers wurde die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen. Ein Urteil wird für den zweiten Verhandlungstag am 14. November erwartet.