Eine Kriminalbeamtin sitzt vor einem Auswertungscomputer bei Ermittlungen gegen Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch
APA/dpa/Arne Dedert
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Chronik

37-Jähriger bestellte Kindesmissbrauch per Videochat

Eine Sonderermittlergruppe der Polizei hat einen 37-jährigen Oberösterreicher ausgeforscht, der sich per Videochats in asiatischen Ländern Missbrauchshandlungen an Kindern bestellt haben soll. Seine Opfer sollen zum Teil erst wenige Monate alt gewesen sein.

Es waren Hinweise aus diversen Onlineforen im Internet, auf denen Bilder von Missbrauchshandlungen getauscht werden, die zu dem 37-Jährigen aus dem Bezirk Vöcklabruck führten. Spezialermittler des Landeskriminalamtes führten bereits im August bei dem Mann eine Hausdurchsuchung durch, bei der diverse Datenträger und einschlägiges Material sichergestellt wurden, insgesamt über 4.000 Bilder mit Kindesmissbrauchsinhalten.

Frauen für Missbrauchshandlungen bezahlt

Bei der Auswertung der Daten stießen die Beamten dann auf Beweise, dass der Mann zumindest seit 2016 auch selbst immer wieder Missbrauchshandlungen in Auftrag gegeben hat. So soll er Frauen im ostasiatischen Raum – vor allem auf den Philippinen – dafür bezahlt haben, dass sie auf seine Anweisungen hin Missbrauchshandlungen an Kleinkindern – im Alter zwischen zwei Monaten und sechs Jahren – durchführten. Der Oberösterreicher sah sich das alles per Livechat von zu Hause aus an.

Erneut Datenträger bei Hausdurchsuchung sichergestellt

Die Staatsanwaltschaft Wels ordnete deshalb am Samstag erneut eine Hausdurchsuchung bei dem 37-Jährigen an, bei der erneut Dutzende Datenträger sichergestellt wurden. Diesmal gab der Mann bei den Befragungen auch weitgehend alles zu, was ihm vorgeworfen wurde. Der Beschuldigte wurde in die Justizanstalt Wels eingeliefert.

Ermittlungen zu möglichen Hintermännern

Die Staatsanwaltschaft Wels ermittelt gegen den Oberösterreicher wegen der pornografischen Darstellung Minderjähriger und wegen des schweren sexuellen Missbrauchs Minderjähriger als Bestimmungstäter. Nicht in allen Fällen wurde der Missbrauch vollendet, offenbar leisteten nicht alle Chatpartnerinnen den Anweisungen des Mannes Folge. Damit bleibt es juristisch gesehen teilweise beim Versuch. Wie er mit den Frauen in Kontakt kam, ist noch unklar, zu möglichen Hintermännern laufen internationale Ermittlungen.

Hilfe für Betroffene

Unter meldestelle@interpol.at nimmt eine eigene Meldestelle des Bundeskriminalamts Hinweise auf Missbrauchsdarstellungen entgegen.

„Abscheulichste Form von Gewaltkriminalität“

Ermittlungen zu Kindesmissbrauch und Kinderpornografie gehören für Polizeibeamte zu den emotional schwierigsten Aufgaben ihres Berufes, so Landespolizeidirektor Andreas Pilsl in einer Aussendung. Gerade deshalb gebühre den Ermittlerinnen und Ermittlern besondere Wertschätzung für ihre Erfolge und ihre Stärke.

Auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) dankte den Ermittlern für ihren konsequenten Einsatz. Der sexuelle Missbrauch von Kindern gehöre zu den abscheulichsten Formen von Gewaltkriminalität. Das nun vorliegende Maßnahmenpaket der Bundesregierung werde auch den Umfang der Ermittlungsbefugnisse erweitern, so Karner, und der Polizei damit stärkere Werkzeuge in die Hand geben.