Die Polizei misst den Abstand zwischen Autofahrern und Radfahrern mit einem Seitenradar
ORF / Peter Obermüller
ORF / Peter Obermüller
Verkehr

Abstand zu Radfahrern häufig missachtet

Fast dreiviertel der Auto- und Lastwagenlenker fahren zu dicht an Radfahrenden vorbei – das zeigt ein aktueller Test. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit hat bei mehr als 1.400 Fällen überprüft, ob beim Überholen der vorgeschriebene Abstand zum Fahrrad eingehalten wird.

73 Prozent der Auto- und Lkw-Fahrer haben im Ortsgebiet weniger als eineinhalb Meter Abstand zum Fahrrad gehalten. Stichproben im Freiland zeigten ein noch drastischeres Bild: 87 Prozent missachteten laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) – den dort geltenden Überholabstand von zwei Metern. Viele Lkw- und Autofahrer würden auch gar nicht von den seit letztem Herbst geltenden Abstandsregeln zu Fahrrad und Scootern wissen.

„Regeln sind zu komplex“

Das KFV kritisiert, dass die Neuregelung komplex sei. So gelte die 1,5-Meter-Abstandsregel beim Überholen von Fahrrädern und Scootern unter anderem nicht, wenn das überholende Auto weniger als 30 km/h fährt oder wenn jemand mit dem Fahrrad auf einem Rad- oder Mehrzweckstreifen unterwegs ist. Radfahrstreifen sind Teil der Fahrbahn und mit weißen Bodenmarkierungen gekennzeichnet. Diese beiden Einschränkungen stoßen dem KFV sauer auf. Auch in diesen Fällen sei es wichtig, eineinhalb Meter Abstand einzuhalten.

Das Kuratorium fordert bei den Regeln noch nachzubessern:

  • Der Mindestabstand von 1,5 bzw. 2 Metern auf Mehrzweck- und Radfahrstreifen soll erweitert werden.
  • Der verpflichtende Abstand sollte auch dann gelten, wenn das Auto weniger als 30 km/h fährt.
  • Außerdem fordert das KFV, dass es auch technische Überwachungsmöglichkeiten zur Kontrolle der Mindestüberholabstände geben sollte.

Höchststrafe liegt bei über 700 Euro

Die Zahlen der Anzeigen spiegeln das Ausmaß der Vergehen nicht wider: Bisher sind in Linz zwölf Anzeigen eingegangen. Die Höchststrafe liegt bei 726 Euro. Eine Strafe wird am ehesten fällig, wenn Polizeibeamte das Vergehen sehen und anzeigen. Falls ein Radfahrender den zu knappen Abstand anzeigt, helfen ein Zeuge oder die Einsicht des Autofahrers, heißt es von der Polizei. Ansonsten steht Aussage gegen Aussage.

2022 ein Hoch an verletzten Radfahrenden

Im Jahr 2022 waren es 10.871 verletzte Personen. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese Zahl um 13 Prozent angestiegen. Bei Unfällen mit Fahrrädern gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer. Viele werden gar nicht gemeldet. Häufige Unfallhergänge sind das Abrängen ins Bankett, das Touchieren von Randsteinen und auch „Dooring". „Dooring" beschreibt das Prallen der Radfahrenden in eine abrupt geöffnete Autotür. Das passiert gar nicht so selten. Alleine 2022 kam es zu 261 Unfällen durch „Dooring".