viele CoV-Impfstoffdosen auf einem Fließband
ORF
ORF
Gesundheit

Überschuss an Coronavirus-Impfstoff

Österreich hat einen millionenfachen Covid-Impfstoffüberschuss und muss vertraglich bedingt noch mehr annehmen, was wiederum auch zu bezahlen ist. Die EU-Kommission verhandelt bereits mit Biontech-Pfizer, um die Mengen abzusenken.

In Oberösterreich wurden vergangene Woche 53 Personen geimpft. Nicht einmal zehn Impfungen werden derzeit pro Tag in Oberösterreich in Anspruch genommen. Und das bei 13 Millionen Dosen lagerndem Impfstoff für ganz Österreich, die bis Jahresende vertraglich bedingt auf 24 Millionen anwachsen werden.

Lamprecht: Ausreichend Impfstoff ist „Luxusproblem“

Corona-Experte und Lungenspezialist Bernd Lamprecht vom Kepler Uniklinikum sieht das allerdings recht gelassen: „Ich erinnere mich gut an Zeiten, in denen man sich furchtbar beschwert hat, dass zu wenig – oder zu wenig rasch – Impfstoff verfügbar ist. Ich glaube, das ist jetzt ein Luxusproblem, ausreichend Impfstoff zu haben und mit dem werden wir umgehen können.“

Mehr Impffreudigkeit für Herbst erwartet

Aktuell werden durchschnittlich nur mehr knapp über zehn Coronapatienten in oberösterreichischen Krankenhäusern behandelt, nur mehr selten muss jemand wegen CoV auf die Intensivstation. Lamprecht geht davon aus, dass es im Herbst wieder eine stärkere Inanspruchnahme der Impfung geben wird.

Impfbuch und Spritze liegen auf inem Tisch
ORF
Für den Herbst wird wieder größeres Interesse an der CoV-Impfung erwartet.

Das würde auch den Empfehlungen entsprechen, dass nämlich jene Personengruppen, die von einer Impfung profitieren, das ganz besonders im Herbst in Anspruch nehmen sollten, um für die Infekthäufungen in den Wintermonaten gut gerüstet zu sein.

OÖ bestellt „bedarfsorientiert“ vom Bund

Aber selbst dann – so viel wie lagernd und bestellt ist – kann nicht aufgebraucht werden, sind es doch um vier Millionen Dosen mehr als in der Gesamtzeit seit Beginn der Coronakrise bereits verimpft worden sind. Zumindest Oberösterreich bleibe aber nicht auf großen Mengen ungenütztem Impfstoff sitzen, sagt dazu der stellvertretende Landesimpf-Koordinator, Bernhard Kraxberger. Denn Oberösterreich habe keine eigenen Impfstofflager: „Weil wir bedarfsorientiert im Lager des Bundes abrufen und somit den „Verwurf“ in Oberösterreich so gering wie möglich halten, weil effizient bestellt wird“, so Kraxberger.

CoV Impfstoff in Kühlschrank
ORF
Manche Impfdosen, die in Impfzentren oder Praxen vorbestellt waren und nicht verimpft wurden, mussten vernichtet werden.

Sogenannten Verwurf – also nicht mehr verwertbaren Impfstoff – gebe es dennoch, weil etwa vorbestellte Impfstoffdosen in Kühlschränken – zum Beispiel bei niedergelassenen Ärzten oder in Landesimpfzentren – manchmal nicht verwendet werden könnten, wenn zu wenige Personen die Impfung in Anspruch nehmen. Diese Dosen müssten verworfen werden. Das sei aber, laut Kraxberger nur ein sehr geringer Prozentanteil.

Millionen Dosen abgelaufener Impfstoff vernichtet

Österreichweit haben fünfeinhalb Millionen abgelaufener Dosen bereits vernichtet werden müssen. Sie zu spenden sei oft nicht möglich – einerseits wegen Klauseln in den Verträgen, die uneingeschränkte Weitergabe an andere Länder untersagen, andererseits, weil der Weltmarkt für en Impfstoff derzeit gesättigt sei. Um den Impfstoff zum Beispiel spenden zu können, müsse das Empfängerland zudem die erforderlichen Infrastrukturen aufweisen. Kraxberger: „Da geht es um Impfärzte, um logistische Systeme und Kühlmöglichkeiten, d.h. es ist nicht möglich, in alle Länder zu spenden.“

EU verhandelt über Neuordnung der Verträge

Empfohlen wird eine Auffrischungsimpfung derzeit zum Beispiel für Menschen mit chronischen Erkrankungen, Pflegepersonal, jene mit erhöhtem Infektionsrisiko und ab 60 Jahren, weil mit ansteigendem Alter die Gedächtnisleistung des Immunsystems nicht mehr so gut sei.

Ob die Verträge dem Impfverhalten angepasst werden können, sollen die kommenden Wochen klären, die EU-Kommission verhandelt darüber etwa mit dem Hersteller Biontech-Pfizer. Immerhin reichen die aktuellen Verträge noch bis ins Jahr 2026.