Coronavirus: Krankenschwester von Intensivstation
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Spital: „Unplanbarkeit des medizinischen Alltags“

In den oö Spitälern fehlen derzeit 9,3 Prozent des Personals krankheitsbedingt: Von insgesamt 28.044 Beschäftigten seien – Stand Dienstag – 2.616 krankgemeldet, hieß es am Freitag bei der Oö. Gesundheitsholding. Im Ordensklinkum der Barmherzigen Schwestern in Linz spricht man von einer „Unplanbarkeit des medizinischen Alltags“.

Die Krankenstände von 2.616 umfasse nicht nur CoV-Infektionen, sondern alle Krankenstände. Das Pflegepersonal sei mit 10,2 Prozent etwas stärker betroffen als die Ärzteschaft (7,4 Prozent). Wegen der Personalengpässe müssten auch immer wieder Operationen verschoben werden. Die Zahl sei aber regional sehr unterschiedlich, derzeit rückläufig und jedenfalls geringer als zu Beginn des Jahres.

Bis zu 50 Prozent Personalausfall

Im Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern in Linz mussten Betten sogar gesperrt werden, nicht unbedingt notwendige Operationen werden verschoben, so die ärztliche Leiterin Elisabeth Bräutigam: „Es gibt Bereiche da haben wir einen Personalausfall von 50 Prozent und damit kann ich einen regulären Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten.“ Man sei – und das ist das Hauptproblem – in der absoluten Unplanbarkeit des medizinischen Alltags angekommen, so Bräutigam weiter. „Es ist nur mehr ein Richten an vorhandenen Ressourcen“, so Bräutigam.

Entlastung gefordert durch Sanitäter des Heeres

Ein Eindruck, den der Zentralbetriebsrat im Linzer Keplerklinikum, Branko Novakovic bestätigt: „Wir haben schon seit geraumer Zeit nicht alle die wir pflegen müssen gepflegt und die wir behandeln müssen behandelt.“ Entlastung wird gefordert, Sanitäter des Bundesheeres oder auch Medizinstudenten sollen aushelfen, zusätzliches Unterstützungspersonal könnte einfache Arbeiten erledigen.

Kritik an Öffnungsschritten

Kritik kommt von den Spitalsvertretern erwartungsgemäß an den Öffnungsschritten. „Die Geschwindigkeit bei den steigenden Infektionszahlen ist etwas, was wir wenn wir da im Alltag arbeite, nicht verstehen“, so die ärztliche Leiterin Barmherzigen Schwestern, Elisabeth Bräutigam. Laut den Spitalsvertretern dürfe nicht mehr die Auslastung der Intensivstationen allein herangezogen werden, um die Lage der Spitäler zu beurteilen.

Spitalspersonal: Fast jeder Zehnte fehlt

In den oberösterreichischen Spitälern fehlen derzeit 9,3 Prozent des Personals krankheitsbedingt: Von insgesamt 28.044 Beschäftigten seien – Stand Dienstag – 2.616 krankgemeldet, hieß es am Freitag bei der Oberösterreichischen Gesundheitsholding. Die Krankenstände umfassen nicht nur Covid.

Peak für Anfang April prognostiziert

Die oö. Intensivstationen waren am Freitag mit 23 (minus 1) CoV-Patienten nur moderat belegt, deutlich angespannter ist es auf den Normalstationen. Hier sank die Zahl der CoV-Patienten von Donnerstag auf Freitag zwar von 465 auf 449, Simulationsforscher Niki Popper erwartet in seiner Prognose allerdings einen Peak von 510 bis 680 in der Woche von 4. bis 10. April. Erst in der zweiten Aprilhälfte soll demnach eine spürbare Entspannung eintreten.

Was die Neuinfektionen betrifft, so sind in den letzten 24 Stunden laut Landeskrisenstab wieder über 10.000 Infektionen dazugekommen. Insgesamt gibt es derzeit in Oberösterreich mehr als 66.000 aktive Fälle, mehr als 80.000 Menschen sind in Quarantäne. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Oberösterreich liegt bei 3.738. 2.583 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 müssen bisher in Oberösterreich beklagt werden. Mehr…

Kommen wieder Maßnahmen?

Landhauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) zeigte sich „offen und gesprächsbereit“, was eine FFP2-Maskenpflicht anbelangt, wenn diese von Experten empfohlen werden. „Das muss aber jedenfalls bundesweit einheitlich geregelt werden“, so Stelzer auf APA-Anfrage. Gleichzeitig sollte aber auch über neue Quarantäneregeln diskutiert werden, die dem aktuellen Krankheitsbild der Omikron-Variante entsprechen, betonte Stelzer erneut.

Rückkehr der FFP2-Pflicht möglich

Der Druck auf den neuen Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ist in den vergangenen Tagen groß geworden: Inmitten des Höhepunkts der Omikron-Welle waren die Fachleute höchst unzufrieden mit den Lockerungen. Nun dürften wieder Verschärfungen kommen – obwohl Rauch das bisher stets abgelehnt hat – mehr unter Rückkehr der FFP2-Pflicht möglich (ORF.at)