Positiver Antigen-Test
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Coronavirus

Angespannte Lage in Schulen und Spitälern

Die vielen CoV-Infektionen stellen auch Schulen und Spitäler auf eine harte Probe. Noch nie seit Beginn der Pandemie gab es so viele Personalausfälle, sagen Lehrervertreter. Auch in den Spitälern wird die Personaldecke auch immer dünner, gleichzeitig werden die stationären CoV-Patienten mehr.

Oberösterreich verzeichnet derzeit täglich neue Rekorde bei den Infektionsfällen. Das wirkt sich auf die Quarantäne-Zahlen aus und das wiederum führt zu teils enormen Personalausfällen. Um den Unterricht aufrecht zu halten, würden sich die Schulen „mit vielen Provisorien drüberretten“, sagt Lehrervertreter Paul Kimberger im ORF-Interview. Beim Supplieren etwa sei allerdings „in vielen Fällen die Grenze schon überschritten“.

Wer für die Unterrichtsstunden einspringt, wird in den Schulen autonom organisiert. Es gibt Schulleiter, die selbst Unterrichtsstunden abhalten und die Schulen helfen sich auch in der Region gegenseitig aus, so die Bildungsdirektion gegenüber Radio Oberösterreich. Es komme aktuell aber durchaus vor, dass etwa Turnstunden am Nachmittag entfallen, weißt es weiter.

Studierende helfen aus

Die Schulen seien angesichts des allgemein hohen Infektionsgeschehens aktuell in einer schwierigen Situation, wurde im Bildungsministerium auf APA-Anfrage eingeräumt. Für diese habe man allerdings vorgesorgt, verwies eine Sprecherin auf einen Pool aus 1.200 Lehramtsstudierenden, die bei Bedarf von den Schulen angefordert werden können.

Schulklasse Betreuung Corona
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Es seien auch bereits Studentinnen und Studenten an den Schulen im Einsatz. Außerdem könnten Personalausfälle durch Supplierstunden und im Falle kleiner Standorte durch einen Umstieg auf Fernunterricht kompensiert werden. In Oberösterreich sind derzeit 54 Klassen im Distance Learning.

„Oft wochenlange Supplierungen“

Die SPÖ in Oberösterreich spricht von einem enormen Arbeitsdruck an den Schulen, durch hunderte Supplierungen und Überstunden. Klubvorsitzender Michael Lindner verweist auch auf viel Unterrichtszeit, die durch Covid-19-Tests abhanden komme. Es seien jede Woche zu Beginn der Schultage dieselben Unterrichtsgegenstände, in denen getestet wird und somit Lernzeit „weggezwackt“ werde, so Lindner.

In diesem Sommersemester gebe es zudem einen außergewöhnlich hohen Lehrermangel. Bei der Bildungsdirektion seien 152 Dienstposten ausgeschrieben. Und auch in den Kinderbildungseinrichtungen würde Personal fehlen. Auf der Plattform OÖ-Kindernet seien knapp 200 Stellen verfügbar. Durch den Lehrkräftemangel in Verbindung mit einer Pensionswelle und Covid-19 braue sich für Herbst ein gefährlicher Cocktail zusammen.

Teststrategie offen

Noch nicht geklärt ist, wie es ab April mit der Teststrategie an den Schulen weitergehen wird. Derzeit werde die allgemeine Teststrategie des Bundes ausgearbeitet, hieß es beim Bildungsministerium. Solange es dort keine Entscheidung gebe, werde das aktuelle Testregime an den Schulen (drei Tests pro Woche, davon zwei PCR) beibehalten.

Coronavirus: Intensivstation
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Spitäler: „Belastungsgrenze ist erreicht“

In den Spitälern müssen derzeit mehr als 440 Covid-Patienten und -Patientinnen auf Normalstationen behandelt werden, 23 liegen auf Intensivstationen, das sind insgesamt 33 Patienten mehr als noch gestern. In der Ärzteschaft wird die Kritik an den CoV-Lockerungen deshalb immer lauter. Die Belastungsgrenze sei erreicht, so der Vizepräsident der Ärztekammer, Harald Mayer, er ist auch Unfallchirurg im Klinikum Schärding, im Interview mit dem ORF Oberösterreich: „Die Belastungsgrenze ist insofern erreicht, als dass wir zu wenig Personal haben. Die Krankenstände, die wir zurzeit inflationär haben aufgrund von Corona macht ein normales Arbeiten unmöglich“.

Es fielen bereits Operationen aus, beziehungsweise, mussten abgesetzt werden, „du weißt nie, ob am nächsten Tag der gesamte, geplante Staff (Personal, Anm.d.R.) da ist … und wenn man dann sieht, wie es draußen zugeht, dann fragt man sich natürlich schon ‚und was soll das alles?‘“

„Entscheidungen dauern viel zu lange“

Auch der Zentralbetriebsrat des Keplerklinikums, Branko Novakovic, spricht von einer „extrem angespannten Personaldecke“ in den Spitälern wegen unzähliger Ausfälle, es fehle an zusätzlichem Personal. „Die Entscheidungsprozesse in der Politik dauern einfach viel zu lange.“ Auch auf Bundesebene hätte man es gesehen: „bis manche Entscheidungen getroffen werden, ist die Situation, die das verursacht hat, schon vorbei“. Jetzt würde man dringend Unterstützungskräfte brauchen „und die würde man sogar am Arbeitsmarkt kriegen – aber das Tempo ist viel zu langsam“.

Zudem fehle die Perspektive, niemand weiß wann jetzt gemachte Überstunden tatsächlich abgebaut werden können. Novakovic fordert Gesundheitstage für das Spitalspersonal, wenn sich die CoV-Lage wieder entspannt. Die Landes-SPÖ sieht angesichts der Personalnot Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander und Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) gefordert.

Uniklinik dementiert Berichte zu OP-Verschiebungen

Das Kepler Uniklinikum (KUK) dementierte am Dienstag Medienberichte, wonach ein Großteil der geplanten Operationen wegen der steigenden Coronavirus-Infektionszahlen und den damit steigenden Patientenzahlen verschoben werden müssen. Vor der Pandemie habe man im Jahr rund 24.000 Operationen durchgeführt, im ersten CoV-Jahr seien es aber immer noch 22.500 gewesen, so der ärztliche Direktor des Keplerklinikums Karl-Heinz Stadlbauer in einer Medienaussendung am Dienstagnachmittag.

Man müsse zwar jetzt auch noch Operationen verschieben und er habe für jeden Fall Verständnis, dass das Warten für Patienten belastend sei – aber die OP-Auslastung liege auch jetzt noch bei 70 bis 80 Prozent, so Stadlbauer. Einfluss darauf hätte aber nicht nur die Zahl der Covid-19-Patienten sondern auch die Ausfälle im eigenen Team durch Infektionen – derzeit etwas mehr als sieben Prozent des Personals – sowie der Pflegekräftemangel.

Das alles ändere aber nichts daran, dass die Akutversorgung sowohl bei Operationen als auch bei konservativer Versorgung absolut gewährleistet werden könne, so der ärztliche Direktor des Kepler-Uniklinikums.