Fass mit der Aufschrigt „Radioaktiv“
APA/dpa-Zentralbild/Jens Wolf
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Ukraine-Krieg

Militärexperte gibt Entwarnung zu AKW-Angriff

Der Krieg in der Ukraine löst bei vielen Landsleuten zunehmend Besorgnis aus, dass auch in Österreich oder Oberösterreich unmittelbare Folgen spürbar sein werden – zum Beispiel durch radioaktive Strahlung. Brigadier Philipp Eder, Leiter der Abteilung Militärstrategie im Generalstab des österreichischen Bundesheeres, gibt grundsätzlich Entwarnung.

Eine radioaktive Wolke zu erzeugen sei weder im russischen noch im ukrainischen Interesse, so der Militärstratege: „Es liegen halt mal die Atomkraftwerke in Achsen, die für den Angreifer zu nützen sind. Dementsprechend kann es dazu kommen, dass hier auch Kampfhandlungen in diese Richtung überspringen. Ich glaube nicht, dass es Ziel ist und Ziel sein kann, der Russischen Föderation, hier jetzt bewusst ein Atomkraftwerk zu zerstören und damit auch zu riskieren, dass hier nukleare Strahlung austritt, weil das ja auch die eigenen Soldaten hemmen würde“, so Eder.

„Nicht im Interesse der beiden Konfliktparteien“

Auf die Frage, ob es überhaupt einen Grund gäbe bewusst ein Atomkraftwerk zu attackieren, sagte Eder Freitagmittag im Radio-OÖ-Interview: „Es gäbe nur den einzigen strategischen Grund, dass man also auch hier einen unter Anführungszeichen Warnschuss abgeben will. Das ist aber etwas, was ich jetzt eher nicht als Strategie Russlands bezeichnen würde. Ich will jetzt nicht sagen, dass es ein Unfall war, aber es passieren natürlich im Krieg Handlungen, die nicht gewollt sind“.

Krieg ist etwas, dass zwar immer geplant werde, „wo aber kein Plan tatsächlich den ersten Schuss überlebt. Grundsätzlich muss man auch betonen, dass es bei so einem Atomkraftwerk nicht durch einen einzelnen Beschuss eines Panzers, oder durch Sturmgewehre dazu kommen kann, dass irgendwelche Nuklear-Stoffe austreten“, so Eder weiter.

Er sei sich sicher, dass es nicht im Interesse der beiden Konfliktparteien sei, dass so etwas passiert, weil die massiven Folgen eines solchen Vorfalles auch die Streitkräfte beider Länder behindern würden, ganz abgesehen von den dauerhaften Folgen, so der Militärstratege Philipp Eder.

Etliche Anfragen bei Zivilschutzverband

Trotzdem machen sich viele Menschen auch in Oberösterreich Gedanken, ob, beziehungsweise wie sie sich auf eventuelle Notsituationen vorbereiten können. Das zeigt sich zum Beispiel beim oberösterreichischen Zivilschutzverband.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind beim Zivilschutzverband die Anfragen massiv gestiegen, sagte Geschäftsführer Josef Lindner. Viele seien angesichts der Möglichkeit eines atomaren Zwischenfalls besorgt. „Die Meldungen über die Ereignisse in der Ukraine sind sehr stark beunruhigend für die Bevölkerung. Aus diesem Grund kommen auch immer wieder die Fragen, wie groß die Gefahr sei, aber auch wie man sich verhalten und vorsorgen könne“, so Lindner. Auch in anderen Bundesländern berichten die Zivilschutzverbände von vermehrten Anfragen, lesen Sie mehr in Interesse am Zivilschutz stark gestiegen (ooe.ORF.at).

„Blackout realistischer“

Doch eigentlich sei ein Blackout, also ein völliger Zusammenbruch des Stromnetzes, eine realistischere Bedrohung. Eine solche Situation könne man mit entsprechender Vorbereitung – etwa bei Lebensmitteln und Trinkwasser – aber gut bewältigen. „Wir empfehlen, dass jeder Haushalt zumindest für 14 Tage autark ist. Das heißt, jede Familie und jeder Haushalt soll sich überlegen, ist es mir möglich 14 Tage das Haus nicht verlassen zu müssen“, so Lindner.

Feuerwehren im Land gerüstet

Die Feuerwehren im Land stehen angesichts des Krieges in der Ukraine vor allem bereit, um logistische Hilfe zum Beispiel bei der Versorgung von Flüchtlingen zu leisten. Aber auch für den Fall erhöhter radioaktiver Strahlung sei man gerüstet, betont Markus Voglhuber vom Landesfeuerwehrkommando.

„Das Feuerwehrwesen ist in Oberösterreich mit 18 Stützpunkten ausgestattet, die sich um den Strahlenschutz auch kümmern, und hier natürlich die vorwiegende Aufgabe auch haben Feuerwehreinsätze auch dann zu ermöglichen, wenn atomare Gefahren mit im Spiel sind. Das können Unfälle sein durch Transporte, aber auch eben zum Beispiel durch Verstrahlung die von Extern kommt“, so Voglhuber. Es sind Vorbereitungen für einen Ernstfall, der trotz der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine nach Meinung vieler Fachleute nicht eintreten wird.

Kaineder: Keine Auswirkungen durch AKW-Störfall

Angesichts der großen Entfernung der AKWs – zwischen 700 und 1.300 Kilometer – seien bei einem möglichen Störfall keine Auswirkungen auf Österreich zu erwarten, so Klinma-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) in einer Aussendung Freitagnachmittag. Und weil Apotheken von verstärkter Nachfrage nach Kaliumjodtabletten berichteten hielt Kaineder fest, dass eine Einnahme erst nach Anordnung der Gesundheitsbehörden erfolgen soll. Vor allem bei Menschen ab 40 Jahren gebe es ein Risiko von schweren Nebenwirkungen.