Coronavirus: Intensivstation
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CoV: Aufstockung bei Intensivbetten droht

Steigen die CoV-Infektionszahlen weiter wie zuletzt, dann müsste auch die nächste Stufe in den Intensivstationen ausgelöst werden, so Experten. Das heißt, von den vorhandenen Betten müssten noch mehr für Covid-Patienten reserviert werden, was letztlich die Verschiebung vieler geplanter OPs zu Folge hat.

Fast 3.000 neue Corona-Infektionen verzeichnet Oberösterreich von Donnerstag auf Freitag. Allein in Oberösterreich sind neun weitere Todesfälle im Zusammenhang mit Corona in den letzten 24 Stunden zu beklagen. Die Sieben-Tage-Inzidenz hat inzwischen beinahe die 1.200er Marke erreicht.

Der Leiter der Intensivmedizin am Klinikum Wels Grieskirchen, Primar Johann Knotzer, rechnet fix mit dem Erreichen der nächsten Stufe auf den Intensivstationen. Die ist erreicht, wenn 100 Corona-Patienten betreut werden müssen – derzeit sind es 89. Dann müsse man Stufe 4 von 5 des Intensivbetten-Notfallplanes in Kraft setzen, sagt Knotzer und damit weitere Intensivbetten für diese Patienten reservieren.

Auswirkungen auf geplante Operationen

Das gehe dann auch weiter zu Lasten anderer Intensivpatienten, die etwa nach einer geplanten größeren Operation eine intensivmedizinische Betreuung brauchen würden. Solche Eingriffe müssen derzeit immer öfter verschoben werden, obwohl man mit der Impfung ein wirksames Mittel gegen Corona in der Hand habe, so Knotzer. Mehr als zwei Drittel seiner Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation seien ungeimpft, der Rest seien fast allesamt Impfdurchbrüche aufgrund eines unterdrückten Immunsystems, etwa bei Transplantationspatienten.

Knotzer: „Vierte Welle ist Pandemie der Ungeimpften“

„Tatsache ist aber – und ich glaube, das muss hier noch einmal eindeutig gesagt werden: Diese Welle, diese Pandemiewelle, ist eine Pandemie der Ungeimpften. Und das spiegelt sich auf der Intensivstation sehr wohl und sehr eindrücklich wider!“, sagt Primar Johann Knotzer, der Leiter der Intensivmedizin am Klinikum Wels-Grieskirchen in einem Interview in der ZIB 2 am Donnerstag.

Primar Knotzer zur CoV-Situation

Johann Knotzer, Leiter der Anästhesiologie und Intensivmedizin im Klinikum Wels, zur aktuellen CoV-Situation.

Intensivbetten im Land bereits stark ausgelastet

Auch im Ö1-Morgenjournal war die Auslastung der Intensivbetten in Oberösterreich Thema. Dabei ging es um das Interne Dashboard der Österreichischen Gesundheitsholding (ÖGH), in dem die Auslastung der Intensivbetten der Spitäler des Landes täglich aktualisiert dargestellt wird. Demnach gibt es insgesamt 250 echte Intensivbetten mit dafür ausgebildetem Personal. Davon waren am Donnerstag 210 belegt, 89 davon mit Covid-Patienten.

Covid-Intensivpatienten seit Anfang November verdoppelt

Und dieser Covid-Anteil steigt seit Ende Oktober massiv an, in den zwei Wochen hat er sich verdoppelt. Macht aktuell eine Auslastung von 84 Prozent. Je nach Spital ist das aber unterschiedlich. Von 26 Intensivabteilungen in Oberösterreich sind nur acht im grünen Bereich, zehn sind gelb ausgewiesen – d.h. mehr als 75 Prozent belegt – und acht Abteilungen sind rot – 100 Prozent belegt heißt das. Und in drei davon wurden bereits zusätzliche Überwachungs- und Aufwachplätze aktiviert. Das sind Not-Intensivbetten, da müssen Ärzte und PflegerInnen einspringen, die das normalerweise nicht machen. Eigentlich sei das schon „Katastrophenmedizin“ hat ein Praktiker, der nicht genannt werden will, gegenüber dem ORF gesagt.

Stufe 3a vom fünfstufigen Eskalationsplan

Es gibt für Oberösterreichs Spitäler einen Eskalationsplan, der fünf Stufen mit Zwischenstufen aufweist. Derzeit gilt die Stufe 3. Ab Stufe 3a werden bereits die Notintensivbetten sukzessive ausgebaut. Der Plan sieht zuerst 24 zusätzliche Überwachungsplätze für Covid-Patienten vor, die steigen dann auf 133 in Stufe 5. Die Praktiker gehen davon aus, dass diese Stufe jedenfalls erreicht werden wird. Man stehe erst am Anfang, sagt auch Intensivmediziner Knotzer.

Noch ein Detail wurde dem ORF berichtet: Es gebe in Oberösterreich kaum freie ECMO-Geräte, das ist die für schwere Covid-Fälle wichtige Therapie mit einer modernen Herz-Lungen-Maschine.

Weiter gestiegene Impfbereitschaft

Die Impfbereitschaft im Land scheint indessen auch weiter hoch zu sein: am Donnerstag wurden in den Spitälern, die ja jetzt auch Impfungen anbieten, mehr als 900 Menschen geimpft. Insgesamt waren es am Donnerstag in allen Impfstellen zusammen gut 16.000 Impfungen, mehr als die Hälfte davon Drittimpfungen.

Lage in Altenheimen noch ruhig

Kein Spiegelbild der aktuellen Situation ist die Corona-Lage in den Alten- und Pflegeheimen. Derzeit sind nur 107 infizierte Heimbewohner gemeldet. Hier scheint zu wirken, dass 83 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner geimpft sind. Da aber aufgrund des Alters und Erkrankungen Impfdurchbrüche häufiger sind, hat das Sozialressort des Landes einen 5-Punkte-Plan für Heime vorgestellt. Unter anderem mit einem verpflichtenden Arztgespräch für ungeimpftes Personal- mehr dazu in Fünf-Punkte-Plan für Heime.