Chronik

Rechtsextreme stürmen Pastoralamt

Eine Störaktion von Rechtsextremen empört die katholische Kirche. Eine Gruppe vermummter Personen, die offenbar zu den rechtsextremen Identitären gehören, hat am Donnerstag das Pastoralamt der Diözese Linz gestürmt.

Mit Flugzetteln, Transparenten und einem Megafon sind etwa 15 vermummte Männer gegen 15.00 Uhr im Diözesanhaus in Linz aufgetaucht. Auf Bildern der Aktion, die die Gruppe selbst ins Internet gestellt hat, sind die Männer mit weißroten Masken zu sehen, wie sie ein Transparent mit den Worten „Ihr Blut eure Schuld“ hochhalten.

Protest gegen geplanten Gedenkort

Die Mitarbeiter der Diözese alarmierten sofort die Polizei. Als die Beamten eintrafen, waren die selbsternannten Aktivisten aber schon wieder weg. Sie sollen der Gruppe „Patrioten in Bewegung“ angehören, heißt es von der Polizei. Die Gruppierung bekennt sich zu der Aktion. Es habe sich um einen Protest gegen einen geplanten Gedenkort für auf der Flucht gestorbene Menschen gehandelt.

Entsetzter Bischof unterstützt Mahnmal weiterhin

Bischof Manfred Scheuer zeigt sich entsetzt über das „aggressive Auftreten“ und die Bedrohung seiner Mitarbeiter. Er unterstütze das Mahnmal weiterhin, als Zeichen des Respekts für auf der Flucht Umgekommene. Es soll im Frühling am Linzer Stadtfriedhof errichtet werden.

Stelzer: „Widerliche und schockierende Vorfälle“

Aufs Schärfste verurteilt wurde die Aktion von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Er sprach bei einer Pressekonferenz am Freitag von „widerlichen und schockierenden Vorfällen“. Er lehne das ab und stehe schützend vor der Kirche, so Stelzer. Solche Attacken würden sich gegen unsere Demokratie und das friedliche Zusammenleben richten. Er hoffe, dass die Täter rasch gefasst werden und die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. „Euer Gedankengut und euer Handeln ist in keiner Weise willkommen bei uns“, richtete Stelzer den Rechtsradikalen aus.

Gerstorfer: „Betroffenheit ist zu wenig“

Die Landesvorsitzende der SPÖ, Landesrätin Birgit Gerstorfer, übt in einer Aussendung scharfe Kritik „Derartiges darf bei uns keinen Platz haben! Wie heute bekannt wurde, hat eine rechtsextreme Gruppierung (so genannte „Identitäre“) mit besten Beziehungen zur FPÖ die Diözese gestürmt und ihre MitarbeiterInnen bedroht.“ An Landeshauptmann Stelzer appelliert Gerstorfer, als Vorsitzender des Landessicherheitsrats aktiv zu werden und substanziell gegen Rechtsextremismus vorzugehen. Betroffenheit allein sei zu wenig, so die SPÖ-Landeschefin, die auf einen Elf-Punkte-Aktionsplan der SPÖ verweist, der aber von ÖVP und FPÖ immer wieder abgelehnt worden sei.

Mayr: "Widerwärtiges Zeichen

Für den Klubobmann der Grünen im Landtag, Severin Mayr, ist der Sturm auf das Pastoralamt ein „widerwärtiges Zeichen, dass die Identitären im Land anzukommen drohen“. Oberösterreich dürfe nicht weiter zum Hotspot dieser Bewegung werden, so Mayr in einer Aussendung: "Unser aller Aufgabe ist es, uns gegen diese ganz reale Bedrohung zu stellen.“ Mayr verweist auf „Unsummen, die die FP-Regierungsressorts im Land in rechts-außen Medien pumpen“. Ein Bollwerk gegen die Identitären sehe wohl anders aus“ so der Klubobmann der Grünen.