Für einen Kolkraben im Wildpark Grünau im Almtal (Bezirk Gmunden) ist der Alltag normalerweise planbar. Jeden Tag kommen Hunderte Menschen. Die Raben müssen mittags nur darauf warten, dass bei den Jausenpausen der Ausflügler etwas vom Tisch fällt. Im Zuge der CoV-Maßnahmen war der Park aber neun Wochen lang geschlossen. Die Raben mussten sich damit schlagartig auf ein Leben ohne Wildpark-Besucher einstellen.
Da viele der Vögel GPS-Sender tragen, können Forscher ihre Verhaltensänderungen nachvollziehen. „Wenn ich mir das am Computer anschaue, wo meine Raben unterwegs sind, sehe ich, dass sie sehr viel zu den Mülldeponien geflogen sind, nach Laakirchen zum Beispiel“, so Petra Sumasgutner, Verhaltensforscherin an der Konrad Lorenz Forschungsstelle (KLF) in Grünau. Üblicherweise seien die Raben dort sonst nur am Sonntag, wenn dort keine Arbeiter seien, die sie bei der Nahrungssuche stören würden.
Wölfe ruhten mehr
Auch bei den Wölfen im Wildpark bemerkten die Tierpfleger ein anderes Verhalten. Mögliche Gefahren für sich und das Rudel durch die Besucher einzuschätzen, ist eine der Hauptbeschäftigungen der Wölfe in Tiergärten. „Die Besucher haben ihnen gefehlt, das hat man gemerkt, sie haben sehr viel geruht, viel mehr als sonst, weil sie wahrscheinlich den Besucher in gewisser Weise auch als Feind wahrnehmen und die Besucher sehr genau beobachten. Und das ist weggefallen“, so der Geschäftsführer des Wildparks, Bernhard Lankmaier.
Für die Verhaltensforschung in den Tiergärten sind die CoV-Maßnahmen eine Chance. Die weltweit gesammelten Daten auszuwerten und zu interpretieren könnte aber Monate oder sogar Jahre dauern.