Zahnarzt und Assistentin bei Behandung im Zahnärzte Notdienstzentrum mit Schutzausrüstung (Atemschutzmaske)
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Coronavirus

Zahnärzte: Immer noch zu wenig Schutzausrüstung

Zahnärzte in Oberösterreich schlagen erneut Alarm und kritisieren, bisher kaum Schutzausrüstung bekommen zu haben. Es gebe nach wie vor auch keine verbindlichen Richtlinien für Behandlungen und auch Haftungsfragen seien ungeklärt.

Unter welchen Umständen Zahnärzte, eine als besonders gefährdet geltende Berufsgruppe in Zeiten wie diesen Behandlungen vornehmen soll, sei nicht geklärt, so der Linzer Zahnarzt Michael Stelzl, Obmann des neu gegründeten Vereins „Österreichische Zahnärzte Initiative“.

Kritik: Rechtssicherheit fehlt

„Das größte Problem, das wir haben, ist die mangelnde Verfügbarkeit von Schutzausrüstung. Wir möchten auf der einen Seite für unsere Patienten da sein und auf der anderen Seite gibt es keine genaue Anleitung, unter welchen Bedingungen wir den Ordinationsbetrieb wieder starten sollen“, so Stelzl. Wenn es Rechtssicherheit gegenüber Schadensersatzansprüchen gäbe, wäre das gut für Mitarbeiter und Patienten. „Da fehlt eine klare Ansage, wie wir vorgehen.“

Mehr Schutzausrüstung vom Land am Donnerstag

Stelzl schickte auch einen weiteren offenen Brief an die Gesundheitsreferentin Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) und an die Zahnärztekammer. Am Donnerstag soll nun weitere Schutzausrüstung vom Land Oberösterreich an die Zahnärztinnen und Zahnärzte zur Verfügung gestellt werden, bestätigt der Linzer Zahnmediziner.

Den Bedarf, was Schutzausrüstung betrifft, meldet die Zahnärztekammer an die österreichische Gesundheitskasse – von der am Mittwochvormittag keine Stellungnahme zu bekommen war. Was nicht gedeckt werden kann, versucht das Land Oberösterreich freiwillig zu ersetzen. Der Bedarf sei groß, bestätigt der Präsident der oberösterreichischen Zahnärztekammer, Hans Schrangl. Im Grunde sei es die Aufgabe jedes Zahnarztes, jeder Zahnärztin, genug Schutzausrüstung zu haben. „Es ist aber nur so, dass diese ganze Corona-Geschichte unvorhersehbar war. Jetzt kann ein Zahnarzt am Markt ja gar nichts mehr bestellen“, so Schrangl. Derzeit sei man abhängig, dass man von Organisationen die Schutzausrüstung bekomme. Ansteckungsgefahr für Patienten sieht Schrangl nicht, es gehe um den Eigenschutz und den Schutz der Mitarbeiter. Die Haftungsfrage stelle sich nicht. Die Hygienestandards seien definiert, an die werde sich gehalten, so sei die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum reduziert.

Silhouette spendet Rotem Kreuz Schutzbrillen

Auch beim Roten Kreuz steigt der Bedarf an Schutzausrüstung. Neue Hygienestandards, Maßnahmen und Aufgabenfelder prägen das Bild der Hilfe. Um die großteils freiwilligen Mitarbeiter in ihrem täglichen Engagement zu unterstützen, spendete die Firma Silhouette International Schmied AG 20.000 Brillen für den persönlichen Selbstschutz.

Derzeit 223 Erkrankte in Oberösterreich

Am Mittwoch (Stand 13.00 Uhr) waren laut Land Oberösterreich 223 Personen an Covid-19 erkrankt, 59 wurden in Normalstationen und 20 in Intensivstationen der Spitäler behandelt, 1.881 standen unter Quarantäne. Insgesamt wurden in Oberösterreich bisher 2.218 Personen positiv getestet. 48 Menschen starben in Oberösterreich mit oder an Covid-19.

Mehr Infizierte in Alten- und Pflegeheimen

Auch in den Alters- und Pflegeheimen gab es am Dienstag wieder etwas mehr infizierte Bewohner. Der Krisenstab des Landes meldete 44 Fälle, am Montag waren es 38. Generell ist die Zahl der Erkrankten aber in Oberösterreich weiter rückläufig.

Erkrankte in Bezirken (Land OÖ, 5. Juli, 12.00 Uhr)

Linz-Stadt 108
Steyr-Stadt 1
Wels-Stadt 26
Braunau am Inn 10
Eferding 8
Freistadt 5
Gmunden 3
Grieskirchen 9
Kirchdorf 10
Linz-Land 122
Perg 23
Ried 15
Rohrbach 1
Schärding 4
Steyr-Land 1
Urfahr-Umgebung 22
Vöcklabruck 1
Wels-Land 24

Zunahme der Neuerkrankungen sinkt

In Österreich ist die prozentuelle tägliche Zunahme der Coronavirus-Neuerkrankungen am Mittwoch laut Gesundheitsministerium auf einen bisherigen Tiefstwert von 0,34 Prozent gesunken. Der Zehn-Tages-Durchschnitt liegt bei 0,72 Prozent. Zum Vergleich: Der Wert liegt in Großbritannien bei fünf, in Schweden bei 4,2, in der Schweiz bei 1,12 und in Deutschland bei 1,7 Prozent. Bisher wurden laut Innenministerium 14.925 Österreicher positiv getestet (Stand 9.30 Uhr), die meisten in Tirol, Niederösterreich, Wien und Oberösterreich. 510 Menschen sind mit oder an den Folgen von Covid-19 gestorben. Die meisten Todesfälle sind in der Steiermark zu beklagen.

Bundesweite Zahlen des Ministeriums

Die aktuellen bundesweiten Zahlen zu den gesamten positiven Testungen auf das Coronavirus können jederzeit unter dem folgenden Link auf der Website des Sozial- und Gesundheitsministeriums abgerufen werden:

Definition von „Risikogruppen“ fertig

Am Dienstag haben Regierung und Sozialpartner erstmals detailliert zu den Risikogruppen informiert. Etwa 90.000 Personen zählten aus jetziger Sicht zu diesem besonders schützenswerten Kreis, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Sie würden per Post kontaktiert werden, ein anschließender Besuch beim Arzt bzw. bei der Ärztin werde die genaue Schutzerfordernis ergeben. In der Folge könnten Atteste ausgestellt werden – mehr dazu in Details zu Vorgehen bei Risikogruppen (news.ORF.at).

Oberösterreichische Politiker spenden Gehalt

Auch oberösterreichische Politiker kündigten an, ein Netto-Monatsgehalt an soziale Organisationen zu spenden, wie das die Mitglieder der Bundesregierung in Aussicht gestellt hatten. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und seine Regierungskollegen von der ÖVP sprechen von einem „Signal des Miteinander und der Solidarität in dieser herausfordernden Zeit“.

Haimbuchner: ÖVP soll Spenden von Firmen zurückzahlen

Stelzer sprach darüber auch bei einer gemeinsamen Videokonferenz mit den anderen Mitgliedern der Landesregierung. Landeshauptmann-stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) will an den gemeinnützigen Verein „Zwei Hände“ spenden, der sich für die Belange schwerkranker Kinder einsetzt. Er fordert seinen Regierungspartner, die ÖVP, auf, die „Millionen-Spenden“ der letzten Monate und Jahre, die sie auch auf Bundesebene von Industrie und Wirtschaft erhalten habe, zurück-zuzahlen. Die Unternehmen würden nun jeden einzelnen Euro brauchen.

Linzer Stadtregierung verzichtet

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) spricht von einem Zeichen der Solidarität, wenn die acht Mitglieder der Stadtregierung neben ihrer Arbeit auch einen finanziellen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten. 50.000 Euro würden dadurch im Budget bleiben.