Mitte März wurde der künstlerische Leiter des Brucknerhauses, Dietmar Kerschbaum, nach schweren Vorwürfen freigestellt. Laut einem „Falter“-Bericht soll Kerschbaum fragwürdige In-sich-Geschäfte abgeschlossen haben. Der ausgebildete Tenor habe sich für Auftritte im eigenen Haus engagiert und sich dafür anscheinend hohe Gagen genehmigt. Auch der Kaufmännische Vorstand Rainer Stadler wurde freigestellt. Mehr dazu in Brucknerhaus-Intendant freigestellt.
Wunsch nach Konzerthaus seit 1930er Jahren
Lange schon, bevor das von vielen herbeigesehnte Linzer Konzerthaus tatsächlich gebaut wurde, stand bereits fest, wie es genannt werden würde: nach Anton Bruckner, dem großen Sohn der Stadt. Doch gut Ding braucht Weile: Bereits in den 1930er Jahren wurde der Wunsch nach einem Konzerthaus laut. Denn musiziert wurde damals, gelinde gesagt, unter eher improvisierten Verhältnissen, wie etwa im Turnsaal der Linzer Diesterwegschule.
Ganze 30 Jahre vergingen, bis schließlich konkrete Pläne gemacht wurden. 1960 stand der Standort an der Donau fest. Neun Jahre später begannen die Bauarbeiten. Am 23. März 1974 war es soweit. Das Konzerthaus an der Donau wurde feierlich eröffnet. Die Kosten des neuen Hauses betrugen damals rund 256 Millionen Schilling. Bundeskanzler Bruno Kreisky hielt die Eröffnungsrede.
Karajan flog für Festakt ein
Kein Geringerer als Herbert von Karajan flog damals eigens für den Festakt in Linz ein und eröffnete das neue Haus mit Bruckners Siebenter Sinfonie. Das Konzert wurde in mehrere Länder übertragen. Karajan blieb nicht der einzige Star, der im Brucknerhaus in den kommenden Jahren gastierte. Shirly Mclaine und John Malkovic brachten Hollywood-Glamour nach Linz.
Glanzvoll waren auch die Auftritte von Nana Mouskouri, der beiden Operndiven Montserrat Caballe und Elina Garanca. Publikumslieblinge wie Piotr Beczala, Konstantin Wecker oder Christiane Hörbiger waren ebenso im Brucknerhaus wie Jazzlegende Joe Zawinul, Marcel Prawy oder Franz Welser-Möst.
Wiener Philharmoniker mit Bruckners Siebenter
Eine Woche vor den Feierlichkeiten wurden sowohl der kaufmännische als auch der künstlerische Leiter des Brucknerhauses vom Dienst freigestellt. Dietmar Kerschbaum werden Ungereimtheiten bei seiner Bestellung vorgeworfen. Überdies stehen fragwürdige Gagen für seine Auftritte im eigenen Haus im Raum sowie die Beauftragung einer Künstleragentur für die Programmplanung. Der Fall wird derzeit geprüft.
Am Freitag gratulieren Markus Poschner und das Bruckner Orchester Linz mit einer Uraufführung des Linzer Komponisten Rudolf Jungwirth zum 50. Geburtstag. Tags darauf bestreiten die Wiener Philharmoniker das Festkonzert zum runden Jubiläum. Auf dem Programm steht – wie damals 1974 – Bruckners Siebente.
Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Oberösterreich heute“, 21. März 2024.