Ansicht von der Stadt Steyr bei Sommerwetter
Wolfgang Hack
Wolfgang Hack
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„9 Plätze – 9 Schätze“: Altstadt Steyr

„Pittoresk“ ist das Wort, das einem auf der Zunge liegt, wenn man durch die Altstadt von Steyr schlendert. Giebel reiht sich an Giebel, Gotik und Barock stehen hier im Wetteifer und entfalten in ihrer Gesamtheit ein seltenes Kleinod an Städteschönheit. Die frühere Eisenstadt bezaubert mit jeder Menge Charme.

Steyr ist nach Linz und Wels mit rund 38.500 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Oberösterreich und war früher ein wichtiger Standort für die eisenverarbeitende Industrie. Ende des 14. Jahrhunderts war sie, dank des Eisens, die wirtschaftlich bedeutendste Stadt des Alpenvorlandes. Dadurch brachte man es im Lauf der Zeit zu einem beachtlichen Wohlstand. Heute ist die Romantikstadt in vielerlei Hinsicht bekannt und kann sich als Wirtschaftsregion sowie Zentrum im Bildungsbereich mit verschiedensten Schulen behaupten. Sie zählt in wirtschaftlicher wie in kultureller Hinsicht zu den bedeutendsten Städten Österreichs.

Jahrhundertelange Geschichte

Steyr blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück. Vom Kern der Steyrburg aus ist die Stadt gewachsen. Die Verkehrslage an den Flüssen Enns und Steyr war günstig für die Entstehung des Handels. Dadurch gewann das Handwerk an Bedeutung. Seinen Reichtum hatte Steyr dem Eisen vom steirischem Erzberg zu verdanken, das über die Enns Richtung Donau transportiert wurde. Seit Urgedenken haben es die Handwerker entlang der Enns und der Steyr weiterverarbeitet. An den Flüssen dröhnten die Hämmer. Beginnend mit der Industrialisierung durch Josef Werndl entwickelte sich Steyr zu einem innovativen Wirtschaftsstandort bis heute, wie es in unserer Hymne heißt: „Land der Hämmer, zukunftsreich“. Damit ist auch der oberösterreichische Teil der Eisenwurzen gemeint.

Stadtplatz von Steyr
ICONICTURN – Christian Stummer

Historische Altstadt

Kaum eine andere Stadt in Österreich weist ein so dichtes Gefüge an mittelalterlichen und barocken Bürgerhäusern auf wie Steyr. Das Bild des Steyrer Stadtplatzes ist wesentlich von eng aneinandergereihten giebelständigen Häusern mit steilen Grabendächern geprägt.

So finden Sie zum Schatz:
Von Salzburg/Linz: A1 Ausfahrt Enns-Steyr
Von Wien: A1 Ausfahrt Haag/B42/B122
Von Passau: A8 Passau/Wels/A1 Ausfahrt Enns-Steyr
Von Graz: A9 Pyhrnautobahn/Ausfahrt Klaus

Die Typologie der Häuser lässt sich auf die Errichtungszeit im späten Mittelalter zurückführen. Sowohl in der äußeren Erscheinung als auch im Gebäudeinneren weisen viele Bürgerhäuser bemerkenswerte Elemente historischer Bau- und Handwerkskunst auf. Aufwändige Wandmalereien, intarsienreiche, geschnitzte oder bemalte Holzdecken, barocke Stuckspiegel, aber auch eindrucksvolle Schmiedeeisentüren, Tore und Gitter wechseln einander ab und lassen die Schönheit des barocken Zeitalters sichtbar werden.

Das Bummerlhaus

Mitten im Zentrum befindet sich das Bummerlhaus, ein spätgotisches Bürgerhaus, das zu den schönsten mittelalterlichen Profanbauten Österreichs zählt. Die ältesten Gebäudeteile des kunsthistorisch bedeutsamen Bürgerhauses, gehören laut Ansicht von Fachleuten noch dem 13. Jahrhundert an. Den Scherznamen „Bummerlhaus“ verdankt das ehemalige „Löwenwirtshaus“ dem Steckschild-Löwen über dem mächtigen Portal, den die Steyrer wegen seiner hundeähnlichen Gestalt „Bummerl“ nannten.

Bummerlhaus in STeyr
Wolfgang Spekner
Das „Bummerlhaus“

Der Innerbergerstadel (Grünmarkt 26)

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beabsichtigte die Stadtobrigkeit im unteren Teil des Pfarrhofgartens ein Gebäude zu errichten, das ebenerdig für Fleischbänke, in den oberen Stockwerken für Getreideschüttböden eingerichtet werden sollte. Der ehemalige Getreidespeicher gilt als das bedeutendste Wirtschaftsgebäude der Renaissance in Österreich. In den Jahren 1883 bis 1887 besaß den Innerbergerstadel die Österreichische Alpine Montangesellschaft und ab 1887 die Österreichische Waffenfabrikgesellschaft, seit 1909 gehört er wieder der Stadt Steyr. In dem imposanten Bauwerk, das in dem genannten Jahre der Demolierung nahe war, wurden 1912 die heimatgeschichtlichen Sammlungen, um 1920 das „Steyrer Kripperl“ untergebracht.

Altstadt von Steyr mit Fluss
Wolfgang Hack

Steyr – die „Christkindlstadt“

Seit mehr als 300 Jahren wohnt das Christkind schon in Steyr. Und alle Jahre wieder empfängt es in der Vorweihnachtszeit gerne Besucher – in seiner Kirche, in seinem Postamt und im Weihnachtsmuseum. Bereits seit 1950 öffnet das Postamt A-4411 Christkindl seine Pforten.
1695 stellte ein Mann namens Ferdinand Sertl das wächserne Christkind in eine Baumhöhle, um es um Heilung zu bitten. Das Kind wurde gesund. Und so zog das Christkind immer mehr Pilger an. Die Gegend am Rand von Steyr wurde zum Wallfahrtsort Christkindl mit barocker Kirche.

Kontakt:
Tourismusbüro Steyr und die Nationalparkregion
Stadtplatz 27, 4400 Steyr
Tel: 07252 532290
www.steyr-nationalpark.at

Steyr – Muse für Musiker

Auch Franz Schubert zog es des Öfteren in die alte Eisenstadt. Dabei erwähnte der Musiker das Haus am Stadtplatz 34, das Stalzerhaus,
welches zu den bedeutendsten Bürgerhäusern Steyrs zählt. Die Hausanlage weist zwei Innenhöfe auf, einen aus der Zeit der Spätgotik mit Brunnen sowie einen aus der Renaissancezeit mit Arkadengängen in einem Brief an seinen Bruder im Jahr 1819. Dieses Domizil hatte es dem Musiker besonders angetan, da der Hausherr gleich acht hübsche Töchter besaß. Hier begann er auch mit der Komposition seines berühmten Forellenquintetts.

Kirche von Steyr mit Altstadt und Bäumen
Wolfgang Spekner

Auch Anton Bruckner fand Gefallen an dem romantischen Fleckchen am Zusammenfluss von Enns und Steyr. Dass sein Liebeswerben bei den Frauen leider keinen Anklang fand, pflegte der „Musikant Gottes“, wie er aufgrund seiner Verbundenheit mit der Kirche genannt wird, mit bis zu 17 Seidln hinunterzuspülen, wie eine Wirtshausrechnung belegt.

Steyr mit seiner historischen Altstadt ist eine Stadt, die jeden und jede berührt – Geschichten erzählt und Geschichte atmet.