Landesgericht Staatsanwaltschaft WEls
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Chronik

Mordprozess: Attacke auf Nebenbuhler

Ein 40-jähriger Montenegriner steht am Mittwoch wegen Mordes in Wels vor Gericht. Er soll einen gleichaltrigen Bosnier aus Eifersucht erstochen haben. Der Mann ist wegen häuslicher Gewalt amtsbekannt und vorbestraft. Er bekannte sich vor Gericht schuldig.

Ein 40-jähriger Montenegriner ist am Mittwoch wegen Mordes in Wels vor Gericht gestanden. Ihm wird vorgeworfen, einen gleichaltrigen Bosnier aus Eifersucht erstochen zu haben. Zudem soll er seine Frau mit dem Umbringen bedroht haben. Die Psychiaterin Adelheid Kastner attestiert dem Mann eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Er hatte zum Tatzeitpunkt 0,34 Promille Alkohol und Kokain im Blut, war aber laut Gutachten voll zurechnungsfähig.

Spurensicherung der Polizei am Tatort in Marchtrenk
Fotokerschi / Kerschbaummayr
Spurensicherung am Tatort

„Mit fünf wuchtigen Messerstichen ermordet“

Der Angeklagte habe am 31. März des Vorjahres auf dem Lagerplatz seiner Firma in Marchtrenk (Bezirk Wels-Land) einen Mitarbeiter, den er verdächtigte, ein Verhältnis mit seiner Frau zu haben, „mit fünf wuchtigen Messerstichen ermordet“, sagte der Staatsanwalt. Danach habe er einen 19-jährigen Mitarbeiter mit dem blutigen Messer genötigt, ihn in ein Café zu fahren. Unterwegs habe er seine Frau angerufen und gesagt: „Ich habe deinen Liebhaber getötet, ich gehe jetzt ins Gefängnis und dann werde ich dich töten.“ Daher legt ihm die Anklage neben Mord auch Nötigung und gefährliche Drohung zur Last.

Ein Monat vor Tat zu Haftstrafe verurteilt

Der 40-Jährige habe die Tat aus „grundloser rasender Eifersucht“ begangen, sagte der Staatsanwalt. Der Mann habe „eigentlich alles gehabt“ – Familie, Haus, eine Firma und ein gutes Einkommen. Vor einigen Jahren habe er dann aber begonnen zu trinken, Kokain zu nehmen, in Bordelle zu gehen und seine Frau zu bedrohen. Einen Monat vor der Bluttat an dem Bosnier wurde er wegen fortgesetzter Gewaltausübung gegen seine Noch-Ehefrau zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt.

Er verdächtigte immer wieder Mitarbeiter, führte der Staatsanwalt aus, zuletzt eben den Bosnier, der keinen festen Wohnsitz hatte und in einem Zelt in Linz schlief. Am Tattag kamen die drei Männer – der Angeklagte, das spätere Opfer und der 19-Jährige – gemeinsam in einem Auto zum Lagerplatz. Während der 19-Jährige noch im Wagen saß und einparken wollte, stiegen die beiden anderen aus und der 40-Jährige ging sofort auf seinen vermeintlichen Nebenbuhler los. Dann zwang er den 19-Jährigen, ihn in ein Café zu fahren. Er werde jetzt noch einen Kaffee trinken und dann ins Gefängnis gehen, sagte er. Auch im Lokal soll er lautstark mitgeteilt haben, dass er jemanden getötet habe.

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Rotes Kreuz und Polizei am Tatort in Marchtrenk
Laumat / Christian Schürrer
Polizisten bei Alarmfahndung an einem Kreisverkehr
Fotokerschi / Kerschbaummayr
Alarmfahndung nach Messerstich
Fotokerschi / Kerschbaummayr
Alarmfahndung nach Messerstich
Fotokerschi / Kerschbaummayr
Spurensicherung der Polizei am Tatort in Marchtrenk
Fotokerschi / Kerschbaummayr
Polizisten am Tatort hinter Absperrung
Fotokerschi / Kerschbaummayr
Polizeiabsperrband am Tatort
Fotokerschi / Kerschbaummayr

Bei Großfahndung gefasst

Nach dem Kaffee fuhr er in Richtung Linz, laut seiner Aussage, weil er sich der Polizei stellen wollte, was der Staatsanwalt bezweifelt: „Ich erinnere daran, dass die Frau des Angeklagten in Linz lebt.“ Auf dem Weg in die Landeshauptstadt wurde der Montenegriner aber im Rahmen einer bereits laufenden Großfahndung gefasst.

Verteidiger Andreas Mauhart schilderte die Vorgeschichte ähnlich: Es sei eine „Bilderbuchfamilie“ gewesen, bis sein Mandant zu koksen und zu trinken begonnen habe. „Dann hat er überall Nebenbuhler gesehen“, die Ehe sei daran zerbrochen. Zur Tat erzählte er den Geschworenen dann sehr detailliert und schillernd, was sein Mandant ihm über die Nacht vor der Tat berichtet hatte. Demnach war er bei einem Imam, wollte ins Spital, weil er sich schlecht fühlte, Eifersucht habe ihn umgetrieben und in seinem Drogenrausch habe er zudem geglaubt, dass das spätere Opfer ihn umbringen wolle.

Bekannte sich schuldig

Der Montenegriner selbst bekannte sich schuldig. Er sei „fertig“ gewesen, „ich habe wirklich geglaubt, dass mich meine Frau betrügt“ und ihn sein Mitarbeiter töten wollte. Die Tatwaffe, ein großes Messer, habe er zum Speckschneiden dabei gehabt. Der Vorsitzende stellte sich allerdings „ein typisches Speckmesser anders vor“.

Seine Frau schilderte ihn als fleißig, aber wenn er getrunken habe, sei er immer schon aggressiv gewesen. Anfang 2020 habe sich die Lage allerdings deutlich verschärft. Er habe sich weniger um die Firma gekümmert. Bei einer Suchttherapie habe er einen Rückzieher gemacht. Es habe Handgreiflichkeiten und Drohungen gegeben und er habe ihr ständig grundlos Untreue vorgeworfen – während er selbst Bordellrechnungen für sie auf den Kontoauszügen sichtbar mit Karte bezahlte.

„Schuld sind immer die anderen.“

Die psychiatrische Sachverständige Kastner attestierte dem Angeklagten, der in der Verhandlung recht wortkarg blieb, Zurechnungsfähigkeit. Er habe eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur und Schwierigkeiten, für Misserfolge die Verantwortung zu übernehmen. „Schuld sind immer die anderen.“ Dass er wieder Taten mit schweren Folgen begehen werde, sei nicht mit der für die Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum nötigen hohen Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Denn es gehöre nicht zu seinem Muster, Gewalt anzuwenden. Aber: Ausschließen könne man es nicht, so Kastner.

Im Fall einer Verurteilung drohen zehn bis 20 Jahre Haft oder lebenslang. Am Mittwoch werden noch Zeugen gehört. Ein Urteil wird erst in einigen Wochen gesprochen.