Ausstellungsansicht, Linz auf Sommerfrische, 2024
Nordico Stadtmuseum Linz/Norbert Artner
Nordico Stadtmuseum Linz/Norbert Artner
Kultur

Nordico Linz lädt zur Sommerfrische

Das Nordico Stadtmuseum nimmt das Publikum mit ins Salzkammergut und ins Mühlviertel, die nahen Erholungsgebiete der Städter. „Heiße Sommertage, die Luft steht, das Licht changiert, Blitzlichter – ein flirrender Sommertag“, so ein Bild möchte Direktorin Andrea Bina im Museum entstehen lassen.

Von „Ausflug, Bergsee, Camping“ über „Instafamous, Jugendherberge“ bis „Yoga, Ziel erreicht“ geht das ABC, dessen Wörter in sommerlichem Grün über den Türen der sechs Ausstellungsräume prangen, und spiegelt sehr gut die Verbindung von damals und heute wider, die der ganzen Schau immanent ist.

Nostalgie und Blick in die heutige Realität

Da das älteste Werk von Franz Naumann aus dem Jahre 1875, dort die frischen Arbeiten von Kunstuni-Studierenden. „Pastcards 2024“ von Andrea Hörndler und Hannes Wizany vereint beide Welten. Alte Postkarten sind an einer Karte des Mühlviertels mit eingezeichneten Bahnlinien und Orten angebracht. Nimmt man eines der bereitgestellten Tablets und scannt die alten Ansichten mit der „Artivive-App“, legen sich nach und nach bauplanähnliche Strichzeichnungen über die Postkartenidylle und zeigen die Veränderungen, die neuen Gebäude, die auf Wiesen und Feldern entstanden.

Thema „hervorragend gewählt“

Ein Schaukasten mit Aufzeichnungen Agathe von Schwabenaus von der Sommerfrische in Ebensee steht in einem Raum dem „Lichtkleid“ von Isa Stein, das Teil der Eröffnung der europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 war, gegenüber. Auch Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) fand das Thema „hervorragend gewählt“ und berichtete vom umgekehrten Trend, denn in Linz seien die Nächtigungen seit dem Kulturhauptstadtjahr 2009 im Sommer um 35 Prozent angestiegen, 2023 habe man erstmals eine Million erreicht.

Ein Hauch von Nostalgie

„Ein längerer Aufenthalt, eine Übersiedlung an einen vertrauten Ort, egal ob Zweitwohnsitz oder gemietet“, erklärt Kuratorin Michaela Nagl den Begriff Sommerfrische. Nostalgie schwingt mit in den alten Postkarten, den Gemälden der Sommerfrischekünstler wie Gustav Klimt und Christian Ludwig Attersee; neuere Arbeiten führen so manche Erinnerung in die Realität und zeigen die Probleme der oft strukturschwachen Orte im Mühlviertel auf, wie etwa Violetta Wakolbinger mit starken Fotografien und Gerlinde Miesenböck mit ihrem „Erbe“ die Lebenssituation der Großeltern auf dem Bauernhof, so Nagl.

Anderes überdauert die Zeit und erfindet sich selbst neu, wie Katharina Brandl mit der Skulptur „I have done my housework“ aus Gmundner Keramik beweist. Neben der Kunstuni mit einer Lehrveranstaltung von Gudrun Wallenböck ist auch der Alpenverein Linz Teil der Ausstellung, denn was wäre Sommerfrische ohne Berge. Er feiert heuer sein 150-Jahr-Jubiläum, von 119 Mitgliedern, darunter zwei Frauen, 1824 bis heute zu 25.000 Mitgliedern, davon 43 Prozent Frauen, wie Vizepräsident Gottfried Seisenbacher berichtete, und bietet im Rahmenprogramm der Ausstellung Wanderungen im Mühlviertel an.

Mehr als 300 Werke

Mehr als 300 Werke von 80 Kunstschaffenden sind im Nordico – zu 95 Prozent aus eigenen Beständen – zu sehen. Doch das Stadtmuseum ist nicht das einzige, das sich dem Thema Sommerfrische widmet. Auch das Haus der Geschichte in St. Pölten, das Haus der Geschichte Österreich, das Architekturzentrum Wien und die Ausstellung „Willkommen im Hotel Austria“ in Bad Ischl behandeln heuer den sommerlichen Erholungsaufenthalt, jeder mit einem anderen Aspekt. „Im September schaffen wir ein gemeinsames Symposium“, kündigte Bina an.