Energiegewinnung im Marchfeld
ORF.at/Roland Winkler
ORF.at/Roland Winkler
Wirtschaft

Industrie fürchtet russischen Gas-Stopp

In acht Monaten endet der Liefervertrag für russisches Erdgas mit der Ukraine. Noch gibt es keine darüber hinausgehende Vereinbarung, kritisiert die Wirtschaftskammer Oberösterreich. Vor allem die energieintensive Industrie fürchtet, dass Österreich nicht schnell genug eine alternative Gasversorgung aufgebaut hat.

Die gute Nachricht ist, dass Österreich derzeit mit außergewöhnlich hohen Gasspeichermengen aus dem Winter komme, heißt es vom Marktgebietsmanager, der Austrian Gas Grid Management AG, AGGM. Bei einer Pressekonferenz mit der Wirtschaftskammer Oberösterreich wurden am Freitag aber Sorgen laut, dass sich diese Speicherstände dauerhaft nicht halten lassen, wenn kein Erdgas mehr über die Ukraine komme. Derzeit werden immer noch zwei Drittel des heimischen Erdgas-Verbrauchs über russische Lieferungen gedeckt.

Unsicherheit bremse Investitionen

Sollte es zu einem abrupten Lieferende im Jänner 2025 kommen, drohe der Gaspreis einmal mehr verrückt zu spielen, so Oberösterreichs Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer, die sich schon jetzt über vergleichsweise hohe Preise ärgert. Erdgas sei in Österreichs fünf Mal teurer als in den USA. Der aktuelle Gaspreis von 30 Euro/MWh sei selbst nach den schwindelerregenden Höhen zu Beginn des russischen Angriffskrieges immer noch um die Hälfte teurer als im langjährigen Schnitt. Das mache etwas mit dem Industriestandort, sagt Hummer – Investitionen in Oberösterreichs Unternehmen würden zurückgehalten.

Mehr Tempo gefordert

Oberösterreichs Wirtschaftskammer fordert konkret in zwei Punkten mehr Tempo von der Bundesregierung ein. Einerseits beim Ausbau der West-Austria-Gasleitung, dem WAG-Loop in Oberösterreich. Der Ausbau von 40 Kilometer Pipeline im Mühlviertel wird die Importkapazität aus Deutschland um ein Drittel erhöhen, sagt Bernhard Painz, Vorstand der AGGM. Noch stehe die Umsetzung der politischen Ausbau- und Finanzierungszusage aus.

In einem zweiten Punkt will die Wirtschaftskammer heute mehr Anstrengungen der Bundesregierung: Im Kampf um die von Deutschland eingeführte Gasspeicher-Umlage sei noch eine Reaktion ausständig. Deutschland verlange aktuell 1,86 Euro/MWh für exportiertes Erdgas. Hier mache man sich im Binnenmarkt gegenseitig das Leben schwer, sagt Hummer. Dieser „Zoll“ auf Erdgas mache den Preis noch einmal teurer. Die Wirtschaftskammer fordert hier rasch ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland.