Bauernversammlung Pfaffing
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Chronik

Sorgen und Unmut unter Bauern

Bei einer Bauernversammlung in Pfaffing im Bezirk Vöcklabruck haben laut dem Veranstalter bis zu 1.500 Bäuerinnen und Bauern teilgenommen und teils ihren Unmut über die aktuelle Lage in der Landwirtschaft gegenüber dem zuständigen Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft von der ÖVP kund getan.

Ein Sprecher der Bauernvertreter kritisiert, es reiche in der Landwirtschaft: „Wir sind irgendwo angekommen, wo die Einkommenssicherheit nicht mehr da ist. Wo wir jeden Tag enteignet werden. Wo uns jeden Tag für unsere fleißige Arbeit unser Lohn gestohlen wird.“ Dafür erntet er von den anderen Bauern in Pfaffing tobenden Applaus.

Bei der Versammlung wurde auch scharfe Kritik am Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) laut. So heißt es von einem der Sprecher der Bauernvertreter, man wolle sich nicht zufriedenstellen, mit „irgendwelchen Zahlen oder Millionen, denn das komme bei den Bauern nicht an“. Sich dabei immer wieder auf die EU auszureden, sei auch keine Lösung, so der Sprecher weiter.

Minister: „Rechtsstaat und nicht Wunschprogramm“

Minister Norbert Totschnig kontert darauf bei der Veranstaltung, man sei schon einige Jahre in der Verantwortung und dies immer in Koalition, wo man am Ende des Tages Ergebnisse ausverhandeln müsse: „Wir sind ein Rechtsstaat in dem klar festgeschrieben ist, wer für was verantwortlich ist. Wenn ich hier die Fragen ansehe, die Handelspolitik, dann ist dafür die Komission verantwortlich. Da kann man natürlich mitreden über den Handelsministerrat.“ Aber es gebe einen Rechtsstaat der die Regeln festschreibt und es gibt Mehrheiten die darüber entscheiden, wer gestalten kann. Das sei kein Wunschprogramm, ergänzt Totschnig.

Bauernversammlung Pfaffing mit Totschnig
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Appell zu Dialog und Austausch

In der Land- und Forstwirtschaft stehe man europaweit vor zahlreichen Herausforderungen – vor allem aufgrund der volatilen Preissituation auf den Märkten, dem Klimawandel und der zunehmenden Bürokratie durch den EU-Green-Deal. All diese Herausforderungen werden man aber nur mit Zusammenhalt, Dialog und Fakten statt Fake News meistern können, sagt Totschnig: "Daher suche ich den Dialog mit allen und stehe im Austausch mit den Betroffenen vor Ort. Ich stehe hinter den Bäuerinnen und Bauern – im Gegensatz zu immer lauter werdenden landwirtschaftsfernen Gruppierungen, die gegen Eigentum und für eine Bevormundung in der Lebensmittelproduktion Stimmung machen.“

360 Millionen Euro Impulsprogramm

Auf nationaler Ebene habe man etwa ein 360 Millionen Euro Impulsprogramm für die Landwirtschaft auf den Weg gebracht, die Pauschalierungsgrenzen angehoben und mit der Gemeinschaftsverpflegung den ersten Schritt hin zu einer umfassenden Herkunftskennzeichnung gesetzt, sagt der Landwirtschaftsminister.

Der Protest in Pfaffing war nicht der erste Bauernprotest. Bereits im März haben bis zu 400 Bauern mit ihren Traktoren in Pöndorf – ebenfalls im Bezirk Vöcklabruck, ihren Unmut kundgetan.