1548_Stadtansicht Steyr mit Familie Doringer (Orig. Burg Pernstein, Mähren)
Martin Kučera
Martin Kučera
Geschichte

Historischer Fund ändert Steyrer Geschichte

Der Steyrer Stadtrichter Coloman Dorninger hat sich und seine Familie malen lassen. Im Hintergrund ist die Stadt Steyr zu sehen. Das ist noch nicht ungewöhnlich, das Bild stammt jedoch aus dem Jahr 1548 und ist somit die älteste Ansicht von Steyr – und das ändert auch einige Punkte für die Stadtgeschichte.

Auf der Burg Pernstein in der Nähe von Brünn in Tschechien fanden zwei Historiker das 118 cm breite und 90 cm hohe Tafelbild. Es dürfte sich um das einzige erhaltene Gruppenportrait einer Steyrer Patrizierfamilie – also einer Familie aus der Oberschicht – aus dieser Zeit handeln. Anfang des Jahres meldeten die Historiker das Bild und ihre Erkenntnisse der Stadt Steyr, seither wurde es untersucht.

Seine 20 Kinder, seine verstorbene und die aktuelle Ehefrau und natürlich sich selbst ließ der Steyrer Stadtrichter Coloman Dorninger malen. Damals war es modern, lebende und tote Familienmitglieder auf Portraits zu vereinen. Gut zu erkennen sind von der Ennsleite aus die Stadt Steyr, die Pfarrkirche Hl. Ägidius und Koloman und die Styraburg, das heutige Schloss Lamberg.

Stadtgeschichte muss neu geschrieben werden

Aufgrund der detaillierten Malerei ändern sich einige Punkte der Steyrer Stadthistorie. So ist zu sehen, dass der beim Steyrer Großfeuer des Jahres 1522 abgebrannte Pfarrhof, das obere Ennstor und das Dominikanerkloster im Jahr 1548 schon wieder aufgebaut waren. Bisher wurde vermutet, dass sie erst im 17. Jahrhundert erneuert worden waren.

Fotostrecke mit 2 Bildern

1548_Stadtansicht Steyr mit Familie Doringer (Orig. Burg Pernstein, Mähren)
Martin Kučera
Das Tafelbild aus 1548 in der Größe von 118x90 Zentimetern des Stadtrichters Coloman Dorninger sowie seiner zwei Frauen und 20 Kinder
1548_Stadtansicht Steyr mit Familie Doringer (Orig. Burg Pernstein, Mähren)
Martin Kučera
Detailausschnitt des Tafelbides

Der rechte Bildausschnitt würde die weitläufige Anlage der Styraburg wiedergeben, hieß es in der Aussendung der Stadt. Darunter sei die Ennsmauer gut zu verfolgen. „Die Materialhaufen am Ufer und die zahlreichen Flöße mit Waren verdeutlichen die wichtige Rolle der Stadt als Produktions- und Handelszentrum“, hieß es weiter.

Verwandtschaft ist verantwortlich für Fund in Mähren

Die Pernsteiner, auf deren Burg das Bild jetzt gefunden wurde, mussten ihren Familiensitz 1596 verkaufen, die Handelsfamilie Schröffl aus Steyr war ab 1793 Eigentümer des Anwesens. Sie waren verwandt mit der aus Steyr stammenden Familie Mann die mit der im Bild ersichtlichen Familie Dorninger verschwägert war.