Heilbronner Tragödie 70 Jahre
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Chronik

70 Jahre „Heilbronner Dachstein-Tragödie“

Eine alpine Tragödie nahm in Obertraun vor 70 Jahren ihren Ausgang. Zehn Schüler und drei Lehrer aus dem deutschen Heilbronn waren zu einer Wanderung auf den Krippenstein aufgebrochen. Die Wanderung wurde zum Marsch in den Tod.

Auf dem Dachsteinplateau zeigt sich die Bergwelt von ihrer schönsten Seite – doch ein Wettersturz lässt das Gebiet im April 1954 zum Schauplatz eines Todesdramas werden. Walter Höll von der Bergrettung Obertraun ist einer der Zeitzeugen und erinnert sich zurück: „Sie haben, wie man sagt, bis zum letzten Atemzug gekämpft und glaube, die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie irgendwo eine Möglichkeit finden. Aber sie sind dann einfach an Erschöpfung umgefallen und sind dann erfroren.“

Opfer im jugendlichen Alter

Die Buben im Alter zwischen 13 und 15 Jahren waren Schüler der Knabenmittelschule in Heilbronn. Zu Ostern durften sie an einer zweiwöchigen Reise nach Obertraun teilnehmen, schildert Christhard Schrenk vom Stadtarchiv Heilbronn: „Wir sagen heute wahrscheinlich, wir reisen nur ins Nachbarland. Aber damals war der Tourismus noch ganz am Anfang. Das war was ganz Tolles, was ganz Ungewöhnliches und auch was finanziell nicht so einfach zu stemmen war. Und es war einfach der Wille, es soll unseren Kindern besser gehen.“

Unglück passierte am Gründonnerstag

Am Gründonnerstag brachen zehn Buben und drei Lehrer zu der Wanderung auf, von der sie nie zurückkehren sollten. Geplant war eine Runde über den Krippenstein, sagt Susanna Berschitz, die sich damals auf der Schönbergalm befand: „Ich habe sie gefragt, wo sie hinwollen. Sie möchten auf die Gjadalm über den Krippenstein. Dann habe ich gesagt, da kommen sie nie rauf. Es hat gestürmt und geschneit, es war oft keine 30 Meter zu sehen. Ich habe ihnen Tee gekocht und dann sind sie weg.“

Gruppe kam vom Weg ab

Die Gruppe kam bei Sturm und Schneefall vom Weg ab. Am nächsten Tag begann die Suchaktion. Selbst für die erfahrenen Bergretter war es kaum möglich, sich im Nebel und Schneesturm zu orientieren, sagt Walter Höller: " Das Wetter war derart schlecht. Man hat eigentlich zum Teil nicht einmal die Skispitzen gesehen, die eigenen." Und Johann Schilcher, der sich damals auf der Gjadalm befunden hat, ergänzt: „Seit ich lebe, weiß ich eigentlich nie, dass es eine Woche lang so ununterbrochen so stark geschneit hat. Bergrettungsdienst, Gendarmerie und Helfer aus dem ganzen Land suchten nach den Vermissten und gönnten sich weder Rast noch Ruhe.“

Hunderte Helfer an Suche beteiligt

Hunderte Helfer beteiligen sich schließlich an der Suche, auch die Eltern der vermissten Schüler sind angereist. Neun von den 13 Gesuchten wurden unter einer 50 Zentimeter hohen Schneedecke gefunden. Erst nach sechs Wochen, als auch am Berg der Schnee getaut war, wurden die letzten Vermissten gefunden. Im Tal fand eine feierliche Verabschiedung statt, erinnert sich Walter Höller zurück: „Das war so ein erhebender Augenblick, dass eigentlich die Musik zum Spielen aufgehört hat. Weil die Leute so ergriffen waren.“

Tote auf Heilbronner Hauptfriedhof begraben

Die Toten wurden auf dem Heilbronner Hauptfriedhof begraben. Als Dachsteingräber sind sie hier noch heute vielen ein Begriff. Die ehemaligen Mitschüler sind in den vergangenen Jahren immer wieder nach Obertraun zurückgekehrt, um der Tragödie zu gedenken. Nach wie vor verbindet Heilbronn und Obertraun eine Partnerschaft. Die Gipfelbücher des Heilbronner Kreuzes werden traditionell von der deutschen Stadt zur Verfügung gestellt. Das schlichte Holzkreuz markierte den Punkt, wo die Toten gefunden wurden.

70 Jahre Heilbronner Tragödie

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