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Chronik

Hören Smartphones im Alltag mit?

Fast täglich tauchen auf unseren Smartphone-Bildschirmen Werbeanzeigen auf, die scheinbar genau über unser Verhalten und unsere Vorlieben Bescheid wissen. Dieses Phänomen wirft Fragen auf, etwa ob uns die künstliche Intelligenz im Alltag ausspioniert.

Der Mythos, dass Handys mitlauschen, hält sich hartnäckig. Experten geben Aufschluss über die Mechanismen hinter diesen gezielten Werbungen. Die Genauigkeit der Werbung auf unseren Geräten ist oft verblüffend. Ein Grund dafür ist, dass wir im Internet nach Dingen suchen und diese Daten von Werbetreibenden genutzt werden. Doch es geht noch ein Stück weiter.

Standortinformationen und Internetsuche

Dieter Vymazal, Experte für sichere Informationssysteme an der Fachhochschule Hagenberg, erklärt: „Die offensichtlichsten Gründe sind übermittelte Standortinformationen. Die Geräte wissen, wo wir uns in etwa befinden, teilweise ganz genau beim Sport durch GPS-Informationen, aber auch ungenau zum Beispiel durch Mobilfunkmasten oder WLAN. Diese Informationen werden übertragen, damit werden uns dann auch entsprechend passende Antworten gegeben."

Handys oder Smartphone
pixabay/terimakasih0

Lauschen unsere Handys mit?

Die Vorstellung, dass unsere Handys mithören und so Daten über uns sammeln, beschäftigt viele Smartphone-Nutzer. Doch laut Experten ist das eher unwahrscheinlich. Die Kosten für solche Audioinformationen würden den Nutzen übersteigen. Auch weil Anbieter diese Audioinformationen für ihre Werbeanzeigen gar nicht benötigen würden. „Aus den anderen Meta-Informationen über mich, meinem Standort, wie bewege ich mich, mit welchen Personen bin ich vielleicht unterwegs, werden schon so viele Informationen gesammelt, dass das völlig ausreicht, um für mich die passenden Werbungen anzuzeigen“, so Vymazal.

Gehirn spielt entscheidende Rolle

Trotzdem fühlt es sich oft so an, als würde unser Telefon mithören. Eine mögliche Erklärung dafür liefert Barbara Stiglbauer vom Institut für Arbeits-, Organisations- und Medienpsychologie an der Johannes Kepler Universität: „Wenn mir das besonders auffällt, dann hat es damit zu tun, weil ich mich dafür interessiere. Das sind Dinge, für die wir uns interessieren, die uns wichtig sind oder die wir brauchen. Die fallen uns auf, die fallen in unsere Aufmerksamkeit und die verarbeiten wir dann intensiver.“

Schutz vor Datenpreisgabe

Gegen die Datensammlung der großen Internetkonzerne sind wir nicht völlig machtlos. Stiglbauer empfiehlt, sich darüber zu informieren, welche Daten gesammelt werden und wie personalisierte Werbung funktioniert. Technische Maßnahmen können ebenfalls helfen. So kann man den Apps auf dem Smartphone den Zugriff auf Kamera und Mikrofon verweigern. „Wichtig ist sich zu überlegen, welche Apps man installieren möchte und so weiter. Je mehr ich habe, umso wahrscheinlicher ist es, dass ich doch irgendwie ausspioniert werde“, rät Vymazal.