Notfallkoje in Notaufnahme im Krankenhaus mit leerem Behandlungsbett
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Medizin

Schwierige Lage in den Notfallambulanzen

Volle Notfallambulanzen, lange Wartezeiten, große Unzufriedenheit. Der ORF Oberösterreich hat mit Notfallmedizinern über die aktuell schwierige Lage in den Spitälern gesprochen. Neben Kritikpunkten gibt es auch Vorschläge, um die Qualität für Patientinnen und Patienten anzuheben.

Die Versorgungsqualität sei in Österreich höchst unterschiedlich, kritisiert etwa Jürgen Schiefermüller, international erfahrener Notfallmediziner und Kardiologe aus Leonding. Gemeinsam mit leitenden Ärztinnen und Ärzten aus ganz Österreich fordert er deshalb eine Facharztausbildung für Mediziner in Notaufnahmen, wie es in vielen Ländern schon lange üblich ist: „Die Versorgung würde qualitativ viel besser werden, es würde standardisiert sein, es würde gute Abläufe geben “, so Schiefermüller. So würde seiner Meinung nach das Personal auch besser ausgebildet werden und Fachärzte da sein, die die jungen Ärzte überwachen.

Ärztekammer: 2019 wurde neuer Lehrgang etabliert

Die österreichische Ärztekammer steht jedoch auf der Bremse. Denn man hätte schon 2019 einen neuen notärztlichen Lehrgang etabliert, der auch für Mediziner in den notfallmedizinischen Stationen geeignet sei. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer Oberösterreich sagt, noch ein zweites Projekt zu starten, mache für ihn ohne erste Erkenntnisse des Lehrgangs keinen Sinn. Dass man an den Strukturen einer Zentralen Notfallambulanz (ZNA) arbeiten soll und junge Mediziner dort nicht allein gelassen werden dürfen, bekräftigt auch der Ärztekammerpräsident.

Medizinische Fachkraft, Krankenschwester, Ärztin schiebt Patient im Rollstuhl durch Krankenhausstation
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Entlastung durch Hausärzte am dringendsten

Am dringendsten wäre aber eine Entlastung durch mehr Hausärztinnen und Hausärzte. Diese Meinung teilt man im Ordensklinikum der Elisabethinen in Linz: „Das wichtigste ist in Zukunft sicherlich die Patientenlenkung und, dass wirklich die in die Notaufnahmen kommen und versorgt werden, die die medizinisch höchste Dringlichkeit haben“, sagt der Leiter der Notfallambulanz, Matthias Kölbl. Jedoch müssten auch für alle anderen Patienten die Rahmenbedingungen stimmen. Unterstützung für die Zukunft sieht er hier vor allem in der Telemedizin.

Patienten im Wartezimmer eines Krankenhauses
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Notfallambulanzen bräuchten dringend eine Entlastung durch Häusärzte, heißt es.

Weiterentwicklung bei Beratungshotline 1450

Genau dort gibt es Bewegung. Die Beratungshotline 1450 entwickelt sich stetig weiter. Bereits heuer sollen Ärztinnen und Ärzte mit Live-Bildern von Patienten-Handys einfache Diagnosen stellen können, daran werde gerade gearbeitet. „Das Bild ist glaube ich das Um und Auf, das wir dazu brauchen, um eine gesamtheitliche Sicht auf den Patienten zu bekommen“, so Kölbl weiter.

Vorschlag zu „Therapiepaketen“

Eine weitere Idee: Patienten, die aus Notfall-Ambulanzen heimgeschickt werden, sollen nicht wieder mit der Terminsuche von vorne anfangen müssen. Patienten könnte man dann – wie in anderen Ländern schon üblich – ein Paket schnüren mit Terminen im niedergelassenen Bereich, um ihr Gesundheitsanliegen zu versorgen, schlägt Martin Dünser, Leitender Oberarzt für Notfallmedizin und Anästhesie am Kepler Uni-Klinikum, vor.

Vorschläge, die gerade in Zeiten des Ärztemangels und der überfüllten Notfallambulanzen helfen können, die Versorgungsqualität zu erhöhen und die Wartezeiten zu verkürzen.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „OÖ heute“, 13.3.24, ORF2