Luchs schaut hinter Baumstumpf hervor, Nationalpark Kalkalpen
Land OÖ/Abteilung Naturschutz
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Luchs auf der Suche nach neuen Genen

Die Versuche im Nationalpark Kalkalpen, die Anzahl der Luchse zu vermehren, sind bisher gescheitert. Jetzt soll die Untersuchung eines der männlichen Tiere klären, ob das medizinische Ursachen hat. Falls ja, könnte darauf ein drastischer Schritt für das Tier folgen.

Mit einem Laptop macht sich der Luchsbeauftragte des Nationalparks, Christian Fuxjäger, auf die Suche nach neuen Bildern der fünf Luchse, die derzeit im Nationalpark unterwegs sind. Selbst wenn ein Luchs direkt in der Nähe ist, haben Menschen ohne technische Hilfsmittel wenig Chancen, die wilden Tiere zu entdecken oder gar zu überwachen.

Luchsprojekt im Nationalpark

Die Sorge um die Luchse im Nationalpark Kalkalpen ist groß. Weiterhin ist kein Nachwuchs in Sicht. Der Bestand gilt als stark bedroht, und der Versuch, durch ein Männchen von außen wieder Bewegung in die Population zu bringen, ist bisher gescheitert.

Die Batterien im Funksender, den das dominante Männchen – ein Kuder (Fachbegriff für männliche Luchse, Anm.) mit dem Namen Lakota – bekommen hat, sind längst aufgebraucht. Jetzt liefern nur die Wildkameras und Lakotas Vorliebe für bestimmte Orte in unregelmäßigen Abständen Nachweise. Treffen der einzelnen Tiere inklusive Paarungsversuchen habe es nach Einschätzung des Luchsbeauftragten schon immer wieder gegeben – allerdings bis jetzt ohne Nachwuchs.

Nachwuchs durch Kastration

Jetzt soll das Tier eingefangen und dessen Spermien untersucht werden. Sollte sich unter dem Mikroskop herausstellen, dass Lakota zeugungsunfähig ist, werde er noch an Ort und Stelle kastriert. Dann kommen vielleicht die Nebenbuhler zum Zug: „Wir gehen davon aus, dass wenn er wirklich kastriert wäre, dass er kein Interesse mehr hat an der Paarung und am Revierverhalten.“ Dann könnte einer der anderen beiden Luchse zu den Weibchen. Das Einfangen von Lakota könnte allerdings länger dauern. Immerhin ist der Luchs 2021 schon einmal in die Kastenfalle gegangen und ist jetzt vermutlich misstrauischer.

Die nahe Verwandtschaft der Tiere macht die Paarung offenbar weniger reizvoll. Daher sollen weitere Tiere, also frische Gene, das Liebesleben anfeuern. Das Revier im Nationalpark wäre für mehr als sechs Tiere aber zu klein, gibt Nationalpark Direktor Josef Forstinger zu bedenken: „Im Nationalpark selbst können wir zwar sehr viele Luchse freilassen, aber sie würden sich Reviere außerhalb des Nationalparks wählen.“

Ausgewiesene Korridore nötig

Für Rainer Weiß vom Institut für Umweltrecht an der Johannes Kepler Uni in Linz brauche es entsprechend ausgewiesene Korridore mit dichten Waldgebieten, in denen sich der Luchs wohlfühle und durch die er gern durchziehe. Damit hätten die Tiere, die weite Strecken zurücklegen können, auch Möglichkeiten, neues Genmaterial zwischen den Populationen, in anderen Bundesländern und in Bayern und Tschechien auszutauschen.