Symbolbild Frau beim Arzt Patientin
APA/Helmut Fohringer
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Medizin

MS sollte „früh und hart“ behandelt werden

Seit vielen Jahren wird in der Medizin gefordert, dass chronische Virusinfektionen inklusive HIV/Aids von Beginn an möglichst intensiv behandelt werden sollten. Jetzt wird das zunehmend auf chronisch entzündliche Erkrankungen ausgeweitet. Das belegt eine aktuelle österreichische wissenschaftliche Studie zur Multiplen Sklerose (MS).

Michael Guger von der neurologischen Abteilung des Krankenhauses Steyr und seine Co-Autoren vom Österreichischen Register für MS-Therapien (AMSTR) haben die Daten von fast 1.000 Betroffenen mit aktiver bzw. schnell voranschreitender Multipler Sklerose analysiert. Es ging um die Frage, ob eine schnelle starke medikamentöse Behandlung oder eine im Laufe der Erkrankung zunehmend intensiver werdende Therapie besser wären.

Die Behandlungsdauer betrug zwischen drei Monaten und 16 Jahren. 743 MS-Patienten hatten bald nach der Diagnose eines der wirksamsten Medikamente (Alemtuzumab, Cladribin, Fingolimod, Natalizumab, Ocrelizumab oder Ozanimod) erhalten. Bei 227 Betroffenen war zunächst mit herkömmlichen, schwächer wirksamen Arzneimitteln gestartet worden (Dimethylfumariat und Teriflunomid).

Die Ergebnisse sprechen eindeutig für eine schnelle und intensive Behandlung mit den wirksamsten Biotech-Medikamenten und Immuntherapeutika. So lag die jährliche Wahrscheinlichkeit eines akuten MS-Schubs, der mit einer sich summierenden Behinderung einher gehen kann, bei einem Faktor von neun Prozent, während er bei der Vergleichsgruppe bei 40 Prozent lag. Das ergab eine Reduktion um 78 Prozent, wie die Wissenschafter vor wenigen Tagen im Journal of Neurology schrieben.

Wahrscheinlichkeit Schübe zu erleiden gesunken

Die Wahrscheinlichkeit, einen weiteren MS-Schub zu erleiden, sank in der früh und intensiv behandelten Patientengruppe im Vergleich zu den übrigen Probanden um 83 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, einen weiteren Grad an Behinderung zu erfahren, nahm unter den früh und intensiver Behandelten um 45 Prozent ab.

„Deshalb sollte eine frühe und intensive Behandlung bei MS-Patienten begonnen werden, die einen aktiven und schnell fortschreitenden Krankheitsverlauf aufweisen“, schrieben die Experten. In Österreich dürften rund 13.500 Menschen an Multipler Sklerose leiden. An einer MS erkranken überproportional viele Frauen.