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Langsamer Ausstieg aus russischem Gas

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine vor zwei Jahren versucht Österreich von russischem Gas wegzukommen. Im Oktober kamen aber immer noch 90 Prozent, im November 76 und im Dezember sogar 98 Prozent des importierten Gases aus Russland.

Die Verträge des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV mit der russischen Gasprom laufen noch bis 2040 und sehen eine fixe Abnahmeverpflichtung vor. Das bedeutet, dass gezahlt werden muss, auch wenn kein russisches Erdgas abgenommen wird. Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) fordert nun den raschen Ausstieg aus den Verträgen. Bei Oberösterreichs Wirtschaft sieht man das zurzeit kritisch.

Wirtschaftskammer: Gefahr für gesamte Wirtschaft

So meint etwa Oberösterreichs Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer, dass ein Ausstieg nicht nur sehr teuer kommen würde, sondern vielmehr die gesamte Wirtschaftstätigkeit in Gefahr brächte. Zudem brauche es dann konkrete und leistbare Alternativen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges sei seitens des Energieministeriums aber zu wenig für die Diversifizierung bei den Gasimporten – etwa über alternative Pipelines – getan worden.

Langsamer Ausbau von Pipeline

Eine solche alternative Pipeline hätte eigentlich schon längst in Oberkappel (Bezirk Rohrbach) entstehen sollen. Durch den geplanten 40 Kilometer langen Teil der Pipeline soll künftig Erdgas aus dem Norden fließen. Seit Monaten streiten aber der Pipelinebetreiber Gas Connect Austria und das Klimaschutzministerium über die Finanzierung des Ausbaus.

Der Linzer und ehemalige OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss übte daran in der ORF Sendung „Im Zentrum“ Kritik: „Wir hören heute, dass man den Zeitplan noch heuer plant. Nächstes Jahr soll dann die UVP kommen und der Bau 2027. Das ist man meiner Meinung nach fahrlässig und das darf in Österreich nicht passieren.“

Dringender politischen Handlungsbedarf

Dringenden politischen Handlungsbedarf sieht auch die heimische Industriellenvereinigung: „Wenn der Ausstieg aus russischem Gas nicht möglich ist, bzw. sich verzögert, wird weiterhin russisches Gas zu importieren sein. Ein Verzicht auf fossile Gasimporte ist weder für die Industrie noch für sonstige Gaskunden in absehbarer Zeit vorstellbar.“

Bei den heimischen Gasanbietern Energie AG und Linz AG heißt es auf ORF-Anfrage, dass man keine Gaslieferverträge mit Russland habe. Bei der Frage wann der derzeit niedrige Gaspreis auf den Weltmärkten bei den Kundinnen und Kunden ankomme, verweisen sowohl Energie AG als auch Linz AG auf ihre bestehenden Rabatte bei Gastarifen.

IM ZENTRUM: Runter vom Gas – Warum hängt Österreich so an Russland?

Kommende Woche jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine zum zweiten Mal, und in Österreich ist der Anteil russischer Gasimporte so hoch wie noch nie: Im Dezember betrug er 98 Prozent an den Gesamtimportmengen.