AUT, Unterwegs in Oberösterreich, Politischer Aschermittwoch der FPÖ in der Jahnturnhalle Ried im Innkreis
Pressefoto Scharinger / Daniel Scharinger
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Politik

FPÖ-Aschermittwoch: Kickls Präsentation als „Volkskanzler“

Der Aschermittwoch der FPÖ in Ried war einmal mehr ihr Tag der Abrechnung mit dem politischen Mitbewerb. Vor 2.000 Anhängern trat Parteichef Herbert Kickl ans Rednerpult, um dann vor allem eines zu tun: sich als neuer Bundeskanzler in Stellung zu bringen.

Zugleich wurde die Anti-Kickl-Allianz mit gewohnt markigen Sprüchen abgewatscht. Um die von Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingemahnte Besonnenheit der Worte scherte er sich nicht.

Kickl: „Hauptdarsteller in Wels war ja auch ich“

Nachdem Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei seiner Präsentation des Österreich-Plans Ende Jänner in Wels das Duell um die Kanzelschaft mit „er oder ich“ eingeläutet hat, schoss sich „Er“ in Ried auf das „Ich“ ein. Der mit Herbert-Rufen vom Publikum, darunter die Ehrengäste EU-Abgeordneter Harald Vilimsky und der dritte Nationalratsabgeordnete Norbert Hofer, empfangene „künftige Volkskanzler“ legte gleich los: „Der Hauptdarsteller in Wels war ja auch ich“. Dort habe sich aber auch gezeigt: „BKA heißt Bundeskopieranstalt, die ÖVP ist die Partei, die alles kopiert und nichts kapiert“.

Erneut rechnete er mit der „Anti-Kickl-Allianz“ ab, bezeichnete sie wieder als „ein Bündnis der Volksverräter“. „Ein Fahnderl im Wind ist Werner Kogler“, hielt er dem grünen Vizekanzler vor. Und „Nehammer und Bundeskanzler passt auch nicht zusammen“, das sage ihm der „Hausverstand“. Für den Kanzler hatte er dann noch einen Vierzeiler mitgebracht: „Herr Nehammer hat ein Problem, normal nennt er rechtsextrem, der Grund dafür ist klar: Angst, Alk und Psychopharmaka.“.

AUT, Unterwegs in Oberösterreich, Politischer Aschermittwoch der FPÖ in der Jahnturnhalle Ried im Innkreis
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Die ÖVP habe den „Terror der Intoleranten zur eigenen Sache gemacht, zurückdrängen werden wir den Wahnsinn“, stellte Kickl in Aussicht. Er werde der schweigenden Mehrheit zum Durchbruch helfen. „Wir sind nicht rechtsextrem, sondern haben nur extrem oft recht“.

Kickl streute AfD-Politikerin Weidel Rosen

„Remigration ist Trumpf“, setzte er demnach den Fokus in der Asylpolitik, denn gegen einen „Geh-Heim-Plan“ sei „gar nichts einzuwerfen“. Im Nachbarland werde man daher „eine sehr, sehr starke Alice brauchen“, damit Deutschland wieder zum Wirtschaftswunderland werde, streute er der AfD-Politikerin Alice Weidel Rosen.

Den roten Politkonkurrenten SPÖ-Parteichef Andreas Babler sehe er als „einen Streber und einen braven roten Ministranten“ und nicht als "Revoluzzer: „Rückstandlos verglühen, bevor man gebrannt hat“, fiel ihm ein.

Ball an Van der Bellen zurück gespielt

In Bezug auf Van der Bellens mahnende Worte spielte er den Ball an den Bundespräsidenten zurück, indem er ihm dessen Einteilung in das „gute Wir“ und den „bösen anderen Impfgegnern“ zur Coronazeit vorhielt. Und heute sei der Bundespräsident ein „Neutralitätstintenkiller, der uns in die NATO hinein manövrieren will.“

Aber auch Attacken gegen den ORF durften nicht fehlen, das Highlight sei die Übertragung des „Bad Ischler Pudertanzes“ zur Eröffnung des europäischen Kulturhauptstadtjahres als „eine Visitenkarte des Salzkammergutes“, die hinausging in die Welt, gewesen. Mit der Zwangsgebühr werde „dieser ganzer Wahnsinn finanziert“.

Ebenso wenig fehlen durften Sprüche über das in der FPÖ so unbeliebte Gendern. So versprach Kickl, dass es bei ihm keine sechs Minuten dauern werde, bis das große Binnen-I abgeschafft ist, wofür Nehammer sechs Jahre gebraucht habe.

Haimbuchner: „Kickl wird uns ins Kanzleramt tragen“

Im Gegensatz zu Kickl, der erst das zweite Mal in Ried am Rednerpult stand, ist der oberösterreichische Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner schon ein routinierter Einheizer in der Jahnturnhalle. Zum 15. Mal stieß er mit Bier an, besonders auf Kickl, der „uns ins Kanzleramt tragen“ werde. Auch er nahm Bezug auf Van der Bellens mahnende Worte, hielt kurz inne und riet ihm: „Tun Sie sich nichts an, machen sie es so wie wir, machen sie sich einen gemütlichen Abend, zünden sie sich eine Tschick an“, dazu ein Glas „Blaufränkischen“ oder „Blauen Portugieser“.

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Kein gutes Wort ließ auch er an der Eröffnungsfeier der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024". Das Salzkammergut sei „gelebte Volkskultur“, mit dem Pudertanz von Doris Uhlich habe die „linke Dekadenz in Reinkultur“ Einzug gehalten, echauffierte er sich.

Gegendemo sei Beweis für Wichtigkeit der FPÖ

Die Gegendemo vor der Turnhalle wertete der oberösterreichsche Landesparteichef als Beleg dafür, dass die FPÖ wichtig sei. Draußen die „Omas gegen Rechts“, hier drinnen die „Omas mit Hirn“, wetterte er.

In diesem Jahr gab es nach – vor allem coronabedingten – Pausen vor Beginn der FPÖ-Veranstaltung wieder eine Gegendemonstration. Die „Omas gegen Rechts“ hatten aufgerufen, ein friedliches Zeichen für eine „demokratische und weltoffene Gesellschaft“ zu setzen. Zwischen 200 und 300 Personen zogen vom Bahnhof zum Marktplatz gegenüber der Jahnturnhalle, um später dort ein Lichtermeer gegen Faschismus mit Handys und Feuerzeugen auszubreiten. „Wir brauchen keinen Kickl, mit dem gibt’s nur an Wickl“ wurde ein Plakat mit Blickrichtung auf die andere Straßenseite hoch gehalten.