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Wissenschaft

Rechnungshof setzt auf künstliche Intelligenz

Der oberösterreichische Landesrechnungshof (LRH) will den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) vorbereiten, um die Arbeit leichter und gleichzeitig treffsicherer zu gestalten. Dazu laufen derzeit zwei Projekte.

Große Datenmengen durchforsten, Unregelmäßigkeiten aufstöbern und Entwicklungen erkennen – die Arbeit eines Rechnungsprüfenden kann oft langes Aktenstudium beinhalten, bevor man zum Kern der Sache vorstößt. Dabei soll KI künftig helfen.

Als Rudolf Hoscher sein Amt als Direktor des oberösterreichischen Landesrechnungshofs mit Anfang 2023 antrat, kündigte er an, Prüfprozesse unter anderem mittels Digitalisierung und KI beschleunigen zu wollen, was nicht nur die Prüfer entlasten, sondern letztlich auch einen Mehrwert für den Steuerzahler schaffen soll. Dieser Prozess ist mittlerweile angelaufen.

Visualisierungen für rascheren Überblick

Das Projekt „Phönix“ beschäftigt sich mit der Frage, wie man Rechnungsabschlüsse etc. mittels Datenanalyse und KI leichter und genauer prüfen kann. In Dashboards werden Themen aufgelistet und visualisiert, man kann dann rascher erkennen, ob sich Trends abzeichnen oder ob es Abweichungen gibt, die einen genaueren Blick wert sein könnten. „Warum hat die Abteilung XY um 23.00 Uhr etwas überwiesen, normalerweise tut sie das nur zwischen 8.00 und 16.00 Uhr?“, nannte Hoscher ein Beispiel für eine Auffälligkeit, auf die man auf diese Art stoßen könnte. Für die Prüfer seien das wesentliche Arbeitserleichterungen. Sie würden so rascher einen Überblick bekommen, wo sie ihr wachsames Auge hinrichten sollten, und müssen sich nicht tagelang durch Akten wühlen, um überhaupt erst einmal eine Vorstellung von möglichen Problemzonen zu bekommen.

KI trainiert mit Daten des Landes

Man arbeite hier mit der IT des Landes zusammen, so Hoscher. Konkret werden die Daten zu den Rechnungsabschlüssen der Jahre 2020 bis 2022 verwendet, um die KI zu trainieren – in abgesicherter Umgebung, „auf Servern, da ist nichts in einer Cloud“. Dafür arbeitet der LRH mit dem Unternehmen Fivesquare an der Johannes Kepler Universität (JKU) zusammen. Dieses habe ein Large Language Model namens Karli entwickelt. Karli arbeitet derzeit mit bereits veröffentlichten Daten und bewährt sich. Als Beispiel nannte Hoscher einen kürzlich veröffentlichten Prüfbericht zur Heizkesseltauschförderung in Oberösterreich. Gefragt, ob er darin Widersprüche finde, antwortete Karli sinngemäß: „Nein, aber das Vorgehen steht nicht in Einklang mit den Klimazielen.“ Etwas, das der LRH auch kritisiert hat.

EU-Gelder beantragt

Darüber hinaus wurden vom oberösterreichischen LRH gemeinsam mit den sieben anderen Landesrechnungshöfen und dem Wiener Stadtrechnungshof beim TSI Fonds der EU Mittel beantragt – und man sei pre-selected worden, das heißt von einer Zusage kann man ausgehen, meinte Hoscher optimistisch. Zu erwarten sei eine sechsstellige Summe, das Projekt werde damit zur Gänze finanziert. Abwickeln werde es die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Es handelt sich um eine Art Fact-Finding-Mission. Die konkrete Fragestellung des Projekts mit dem Titel „AI-ready public administration“ lautet: „Welche KI-Tools gibt es weltweit, die sich mit Datenanalyse und Audit, also systematischen Prüfungen, befassen?“

Kein Ersatz für Prüfer

Man brauche dann nicht mehr Tausende Protokolle und Mails lesen, das mache künftig die KI, so die Erwartung. Den Prüfer ersetzen werde sie freilich nicht, so Hoscher, vielmehr habe dieser mehr Ressourcen, um sich auf Wesentliches zu konzentrieren und in die Tiefe zu gehen. Schließlich sei es eine „ordentliche Zeitersparnis“, wenn man beispielsweise die Aufsichtsratsprotokolle eines Unternehmens in wenigen Minuten auf einen bestimmten Aspekt durchsuchen könne.

Fragen zu Datenschutz offen

„Die Art der Prüfung wird sich in den kommenden Jahren grundlegend ändern“, erwartet der LRH-Direktor. Dennoch: Viele Fragen sind in datenschutzrechtlicher Sicht zu klären. So sei es etwa nicht erlaubt, Daten einer Prüfung mit jenen einer anderen zu verknüpfen. Auch der AI-Act sei zu beachten, und die Daten für die trainierende KI müssen sicher verwahrt sein. Fivesquare betont auf seiner Website, dass die Daten lokal in Österreich gehostet werden und es keine Weiterleitung an Server in den USA oder außerhalb der EU gebe.