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ORF.at/Dominique Hammer
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Bildung

Jugendliche: Wissenslücken im Finanzbereich

Das Thema Finanzen ist vielen jungen Menschen in Österreich fremd: wie bekomme ich einen Kredit, was ist dabei zu beachten, wie kann ich Steuern sparen – das ist oft ein unbekanntes Feld. Jeder zweite sagt in Umfragen, dass er oder sie sich nur ungenügend mit dem Thema Geld und Finanzen auskennt.

Eine gefährliche Wissenslücke, die für manche sogar im Privatkonkurs endet. Im Vorjahr waren sechs Prozent der Privatkonkurse bei unter 25-jährigen. Sie haben im Schnitt schon in diesem jungen Alter 59.000 Euro Schulden angehäuft. Eine Entwicklung, die in Linz zur Schaffung einer ungewöhnlichen Ausstellung geführt hat: In einem Steuermuseum soll gerade jungen Leuten wichtiges Basiswissen vermittelt werden.

Neues Steuermuseum soll Schulen ansprechen

Das Steuersystem als verstaubte, uninteressante Materie – dass dieses Vorurteil nicht stimmt und vor allem, dass dieses Thema jede und jeden betrifft, will der Linzer Steuerberater Markus Raml mit der Gründung seines Steuermuseums deutlich machen. Zielgruppe sind vor allem Schulen. Jugendliche sollen hier ihr Wissen über das Finanzsystem verbessern können. Raml sagt: „Einerseits ist es eine ganz wichtige Sache, um sich Selbstständig zu machen, aber auch im privaten Bereich“. Hier gehe es um Fragen wie man ein Haus finanziert, den Unterschied zwischen variablen und fixen Zinsen und auch die Frage, wie viel man verdienen muss, um sich all das leisten zu können.

Laut Herta Neiß, Historikerin und Museums-Kuratorin wisse gebe es war oft das Wissen, wofür man Steuern zahlt, aber darüber was mit den Steuern passiert oder was die Allgemeinheit von den Steuern zurückbekomme, das sei sehr oft nicht bekannt.

Selbst einfache Frage könnten oft nicht beantwortet werden

Dass es gerade bei der Finanzbildung junger Menschen kräftigen Aufholbedarf gibt, sieht auch Finanzwissenschafter Teodoro Cocca von der Johannes-Kepler-Universität Linz so. Selbst einfache Fragen zu Wechselkursen, Zinsen oder Krediten könnten oft nicht richtig beantwortet werden. In diesem Bereich etwas mehr Wissen zu haben, würde einen großen Unterschied machen und auch Vorteile mit sich bringen, so Cocca.

Der schwache Trost: in den meisten anderen Ländern sei die Finanzkompetenz Jugendlicher ähnlich. Für Cocca wäre es wünschenswert über die Einführung eines Schulfachs „Finanzbildung“ nachzudenken.

„Familie besonders gefragt“

Fehlendes Wissen über Geld und Finanzen kann sehr schnell bei der Schuldnerhilfe enden. Die Experten dort sind oft mit Workshops an Schulen – aber auch Online-Angebote würden immer besser angenommen. Gut 60.000-mal seien diese Anleitungen im vergangenen Jahr angeklickt worden. Ansetzen müsse man aber schon viel früher. Für Ferdinand Herndler, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe, sei die Familie hier besonders gefragt. Er nennt dazu etwa Fragen wie: wie viel für Betriebskosten gezahlt werden muss, was Transport kostet und auf welche Miete man sich einstellen müsse. Diese Basis sei besonders wichtig in Zeiten, in denen man täglich mit Online-Lockangeboten konfrontiert ist oder man fast jeden Einkauf einfach mit dem Handy bezahlen kann.

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Dieser Beitrag begleitet die Sendung „OÖ heute“, ORF 2, 1. Februar 2024