© TEAM FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

LINZ. Derzeit läuft in Linz eine Alarmfahndung nach einem Mann, der in der Früh seine Frau schwer verletzt haben soll.

Laut ersten Informationen soll der Mann gegen sieben Uhr in einer Wohnung in der Wiener Straße mit einem Messer auf seine 42-jährige Lebensgefährtin eingestochen haben. Der Mann flüchtete, das Opfer konnte noch selbstständig die Polizei verständigen. Die Frau wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. „Der Täter ist bekannt und befindet sich derzeit auf der Flucht“, heißt es seitens der Polizei. Das Paar hat eine Tochter. Ob sich diese zum Tatzeitpunkt ebenfalls in der Wohnung befand, ist noch nicht bekannt.  Laut Nachbarn kam es zwischen dem Täter und der Frau in den vergangenen Jahren immer wieder zu heftigen Streitigkeiten. Quelle: nachrichten.at
TEAM FOTOKERSCHI / KERSCHBAUMMAYR
TEAM FOTOKERSCHI / KERSCHBAUMMAYR
Chronik

Einweisung nach Amoklauf in Linz

Jener 42-Jährige, der in Linz auf seine Frau eingestochen, auf der Flucht zwei Polizisten niedergefahren und mehrere Autos geraubt haben soll, wird in ein entsprechendes Therapiezentrum eingewiesen. Aufgrund einer psychischen Erkrankung sei der Mann nicht schuldfähig, aber gefährlich, hieß es von der Staatsanwaltschaft.

Wäre er zurechnungsfähig gewesen, hätte er laut Ansicht der Geschworenen drei Mordversuche, fünf schwere Raube, mehrere gefährliche Drohungen und Verstöße gegen das Waffengesetz begangen.

„Niemand weiß, was in seinem Kopf vorgeht“

Laut dem psychiatrischen Gutachten von Heidi Kastner ist der Mann nicht zurechnungsfähig und weiterhin gefährlich, denn: „Niemand weiß, was in seinem Kopf vorgeht.“ Er höre Stimmen und habe keine Hemmungen zu tun, was diese ihm anschaffen. Es sei zu befürchten, dass er weitere Taten bis hin zu Tötungsdelikten auch an Unbeteiligten begehen werde.

Einweisung in forensisch-therapeutisches Zentrum

Der Iraker stand seit der Vorwoche in Linz vor einem Geschworenengericht. Die Staatsanwaltschaft beantragte eine Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum. Die letzte Entscheidung liegt bei den Geschworenen. Am Donnerstag präsentierte Kastner ihr Gutachten. „Von einem signifikanten Behandlungserfolg sind wir ganz weit weg“, sie sehe keine Alternative zu einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt.

Über Türkei in Richtung Österreich geflüchtet

Die Geschichte des Betroffenen – da er nicht zurechnungsfähig ist, wird er nicht als Angeklagter bezeichnet – ist über weite Strecken unklar, dürfte aber sehr dramatisch gewesen sein: Als Jeside ist er offenbar mit seiner Familie aus dem Irak über die Türkei in Richtung Österreich geflüchtet. Laut seinen Angaben seien die Frau und die Kinder – wie viele ist unklar – im Mittelmeer ertrunken. In Österreich war er mehrmals in Behandlung, weil er depressiv war.

Mit einer neuen Partnerin hat er zwei Kinder, er verlor aber den Kontakt – vermutlich auch, weil er immer wieder durch Aggressivität und Trinken auffiel. Er verlor auch seinen Status als subsidiär Schutzberechtigter. Einmal wurde er in die Psychiatrie zwangseingewiesen, nachdem er am Linzer Bahnhof randaliert hatte und in den Brunnen gesprungen war. In einer neuen Beziehung – mit dem Opfer der Tat, wegen der er vor Gericht steht – war er ebenfalls aggressiv und extrem eifersüchtig. Seine Eifersucht habe sich zu einem „Wahn“ gesteigert, so Kastner, „und das ist ein Krankheit“.

„Nicht in der Lage, geordnetes Gespräch zu führen“

Den Betroffenen zu untersuchen sei „nur bedingt möglich gewesen, weil er nicht in der Lage war, ein geordnetes Gespräch zu führen“. Er habe völlig wirre Angaben gemacht. Aufgrund des „Wortsalats“, den er von sich gab, und seiner akustischen Halluzinationen diagnostizierte sie eine schizophrene Erkrankung. Zudem liege eine dissoziative Störung vor – das sei der „völlige Verlust der Erinnerung an das Vorige“. So wisse er nicht mehr, ob er Kinder hat – obwohl er zuvor jahrelang den Tod seiner Kinder im Mittelmeer beklagt habe. Laut Kastner könne das durch tragische Erlebnisse ausgelöst werden. Eine Behandlung habe lange nicht angeschlagen, auch heute – trotz achtmonatiger Behandlung – sei er nach wie vor auffällig.

„Krankheit zum Tatzeitpunkt bereits voll im Gange“

Kastner geht davon aus, dass die Krankheit zum Tatzeitpunkt bereits „voll im Gange“ gewesen sei. „Es ist auch gut denkbar, dass einige Tathandlungen auf Befehl von halluzinierten Personen erfolgt sind.“ Was eine Prognose betrifft, so sei damit zu rechnen, dass er auch künftig schwere Straftaten begehen könnte, denn: Wenn er von den Stimmen in seinem Kopf Befehle bekomme, „dann macht er es“. Dass man bei ihm jemals zu einer Symptomfreiheit kommen werde, bezweifelt sie.

Ehefrau mit Messer lebensgefährlich verletzt

Der Iraker soll am 9. Jänner 2023 in der Früh seine Noch-Ehefrau mit einem Messer lebensgefährlich verletzt und gewürgt haben. Seine elfjährige Stieftochter ging dazwischen und dürfte ihrer Mutter das Leben gerettet haben. Danach soll er einen Kollegen seiner Frau mit dem Umbringen bedroht haben. Kurz vor Mittag – es lief bereits eine Großfahndung nach ihm – sei er dann mit dem Auto direkt auf einen Kontrollposten zugerast, so die Anklage. Eine Polizistin und ihr Kollege wurden schwer verletzt.

Dann soll er sich das Sturmgewehr des bewusstlosen Beamten geschnappt und damit auf die Polizistin und mehrere Verkehrsteilnehmer gezielt haben, bis es ihm gelang, ein Auto zu rauben. Nach wenigen hundert Metern baute er damit einen Unfall, versuchte sich neuerlich mit Waffengewalt ein Auto zu beschaffen, wurde aber schließlich von der Polizei überwältigt. Der Betroffene war nur in wenigen Punkten geständig. Er berief sich immer wieder auf Erinnerungslücken oder darauf, dass er psychisch krank sei.